Einsamkeit im Fokus: Junge Erwachsene besonders betroffen

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
BiB Logo

Einsamkeit im jungen und mittleren Erwachsenenalter hat zugenommen – besonders unter jungen Menschen

Die Prävalenz von Einsamkeitsgefühlen unter jungen und mittleren Erwachsenen in Deutschland hat in den vergangenen Jahren signifikant zugenommen.

In der Altersgruppe der 18- bis 53-Jährigen gibt ein Drittel der Befragten an, sich zumindest teilweise einsam zu fühlen. 17 Prozent dieser Altersgruppe sind sogar stark betroffen. Der Anstieg ist insbesondere seit dem Auftreten der Covid-19-Pandemie zu beobachten und zeigt sich auch in der postpandemischen Phase.

Welche Bevölkerungsgruppen sind in besonderem Maße von Einsamkeit betroffen?

Einsamkeit ist ein Phänomen, das nicht ausschließlich ältere Menschen betrifft, sondern zunehmend auch jüngere Erwachsene und Menschen, die nicht alleine leben. Als besonders gefährdet gelten Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status, Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit sowie Allein- und Getrennterziehende.

Es ist bemerkenswert, dass Frauen häufiger von emotionaler Einsamkeit betroffen sind, während Männer öfter soziale Einsamkeit erleben.

In der Forschung wird zwischen emotionaler und sozialer Einsamkeit unterschieden. Während emotionale Einsamkeit aus einem Mangel an engen, vertrauten Beziehungen resultiert, manifestiert sich soziale Einsamkeit durch das Fehlen von Freundschaften und anderen sozialen Kontakten. In Deutschland ist soziale Einsamkeit (38,8 Prozent) weiter verbreitet als emotionale Einsamkeit (28,7 Prozent).

Die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Einsamkeit sind erheblich. Zu den Risiken zählen Schlafprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine geschwächte Immunabwehr.

Des Weiteren kann Einsamkeit zu sozialer Isolation sowie einer erhöhten Anfälligkeit für Suchtverhalten und Radikalisierung führen. Dies stellt nicht nur ein individuelles, sondern auch ein gesellschaftliches Problem dar, da der soziale Zusammenhalt und die Demokratie potenziell gefährdet werden können.

Strategien zur Prävention von Einsamkeit

Um der Einsamkeit entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung eine Einsamkeitsstrategie entwickelt und ein Kompetenznetzwerk Einsamkeit (KNE) gegründet. Der vorliegende FREDAG Policy Brief basiert auf einer Analyse aktueller Daten, um die Verbreitung von Einsamkeit zu untersuchen und darauf aufbauend geeignete Maßnahmen abzuleiten.

Die Pandemie als Einflussfaktor

Während der Pandemie kam es zu einer signifikanten Zunahme von Einsamkeitsgefühlen, die seither nur geringfügig abgenommen hat. Die aktuelle Datenlage lässt den Schluss zu, dass weiterhin gut ein Drittel der Erwachsenen zumindest teilweise von Einsamkeit betroffen ist. Besonders besorgniserregend ist die signifikante Prävalenz von Einsamkeit unter jüngeren Erwachsenen im Alter von 19 bis 29 Jahren.

Schutz- und Risikofaktoren

Ein höheres Bildungsniveau, ein ausreichendes Einkommen sowie die deutsche Staatsangehörigkeit wirken sich mindernd auf das Risiko von Einsamkeit aus.

Demgegenüber ist das Risiko, von Einsamkeit betroffen zu sein, bei Vorliegen gesundheitlicher Probleme sowie beim Alleinleben ohne weitere Erwachsene im Haushalt signifikant erhöht. Des Weiteren zeigt sich, dass sich die tägliche Internetnutzung unterschiedlich auswirkt: Die Nutzung des Internets senkt das Risiko emotionaler, nicht jedoch sozialer Einsamkeit.

Schlussfolgerung und Empfehlungen

Einsamkeit hat vielfältige Ursachen und bedarf umfassender Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung. Wichtig sind dabei niedrigschwellige Angebote, welche die Unterstützung von besonders betroffenen Gruppen zum Ziel haben.

Diesbezüglich sind insbesondere Programme zur Förderung sozialer Kompetenzen in Schulen, Besuchsdienste für chronisch Kranke sowie regionale Freizeitangebote zu nennen. Die jährliche Erfassung von Einsamkeit im Rahmen der FReDA-Studie ermöglicht eine detaillierte Analyse und die Entwicklung zielgerichteter Maßnahmen.

Hintergrund
Die Untersuchung basiert auf den Datensätzen GGS, FReDA und SOEP und analysiert für die Zeitspanne von 2005 bis 2022 die Entwicklung von Einsamkeit, nennt Ursachen und zeigt Ansatzpunkte auf, um der Herausforderung zu begegnen.


Einsamkeit bei jungen Erwachsenen: Ein alarmierendes EU-weites Problem
Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in der EU fühlt sich einsam Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt: Mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen in der EU fühlt sich zumindest mäßig einsam. 57 Prozent der 18- bis 35-Jährigen geben...
Erwerbs- und Familienzeit in der »Rushhour des Lebens«
Idealvorstellungen und Wirklichkeit liegen oft auseinander Als »Rushhour des Lebens« gilt die Phase im Leben, in der Eltern mit jungen Kindern durch Familie und Beruf besonders belastet sind. Eine neue Studie des Bundesinstituts für...
Einsamkeitsquote leicht gestiegen
Einsamkeit und die Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit  Einsamkeit betrifft nach Angaben der Bundesregierung als Phänomen alle Bevölkerungsgruppen von der Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter. Aus Sicht der Wissenschaft handele es...

.