Selbstregulationskompetenzen stärken: Ein Gewinn für Bildung und Gesellschaft
Selbstregulation als Schlüssel zum Wohlbefinden junger Menschen
Die Selbstregulationskompetenzen von Kindern und Jugendlichen spielen eine zentrale Rolle für ihr Wohlbefinden und ihre Entwicklungschancen.
Diese Kompetenzen umfassen kognitive, emotionale, motivationale und soziale Aspekte, die es jungen Menschen ermöglichen, eigene Ziele zu erreichen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren.
Angesichts aktueller Herausforderungen wie psychische Probleme, körperliche Beschwerden, Zukunftsängste und Schulschwierigkeiten wird die Bedeutung dieser Kompetenzen umso deutlicher.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina betont in einer neuen Stellungnahme, dass die Förderung von Selbstregulation eine Leitperspektive im deutschen Bildungssystem werden sollte.
Prävention durch Selbstregulation
Viele Kinder und Jugendliche leiden unter Belastungen, die ihre körperliche und seelische Gesundheit beeinträchtigen. Selbstregulationskompetenzen wirken hier präventiv, indem sie jungen Menschen helfen, ihre Ressourcen besser zu nutzen und Herausforderungen erfolgreicher zu bewältigen.
Dadurch können Bildungserfolge gesteigert und die gesellschaftliche Teilhabe verbessert werden, was laut der Leopoldina-Studie auch der gesamten Gesellschaft zugute kommt.
Wissenschaftsbasierte Förderung
Die Stellungnahme betont, dass es bereits erprobte und wirksame Ansätze zur Förderung der Selbstregulation gibt.
Prof. Dr. Herta Flor vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim erklärte, dass eine nachhaltige Förderung dieser Kompetenzen die lebenslange Entwicklung von Kindern und Jugendlichen deutlich verbessern könne.
Ihr Kollege Prof. Dr. Johannes Buchmann von der Technischen Universität Darmstadt ergänzte, dass Staat und Gesellschaft schnell handeln müssten, um diese Programme flächendeckend umzusetzen.
Systemische Veränderungen nötig
Neben der Förderung von Selbstregulationskompetenzen fordern die Autorinnen und Autoren der Stellungnahme umfassende systemische Veränderungen, um das Wohlergehen junger Menschen zu verbessern.
Dazu gehören Maßnahmen wie eine angemessene sozioökonomische Unterstützung von Familien und der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor problematischer Internetnutzung. Diese Veränderungen seien ebenso wichtig wie die Förderung der Selbstregulation, heißt es in der Stellungnahme.
Strategien für die Umsetzung in Schulen und Kindertagesstätten
Die Stellungnahme stellt eine Vielzahl von Strategien vor, die in Kindertagesstätten und Schulen umgesetzt werden können.
Diese reichen von einem besseren Klassenmanagement und kognitiver Aktivierung bis hin zu speziellen Programmen zur Förderung der psychischen Gesundheit, der Achtsamkeit und der Verhaltensregulation.
Digitale Technologien könnten diese Maßnahmen ebenfalls unterstützen.
Kooperation und Daten als Erfolgsfaktoren
Für eine erfolgreiche Umsetzung fordert die Stellungnahme eine enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, einschließlich Lehrkräften, Eltern, Bildungseinrichtungen und politischen Entscheidungsträgern.
Darüber hinaus wird ein stärker datengestützter Ansatz empfohlen, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu überprüfen und diese gezielt weiterzuentwickeln. Beispielsweise könnten innovative Datenerhebungen, etwa über Smartphones, helfen, den Entwicklungsstand von Selbstregulationskompetenzen zu erfassen.
Interdisziplinäre Expertise
Die Stellungnahme basiert auf der Arbeit einer interdisziplinären Gruppe von Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen wie Psychologie, Pädagogik, Medizin, Informatik und Ethik. Auch Vertreterinnen und Vertreter von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften wurden in den Prozess einbezogen, um sicherzustellen, dass die Vorschläge praxisnah und umsetzbar sind.
Kurzfassung der Handlungsempfehlungen
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt folgende Maßnahmen zur Förderung der Selbstregulationskompetenzen von Kindern und Jugendlichen:
Selbstregulation als Leitperspektive des Bildungssystems
- Die Förderung sollte in Bildungsstandards, Lehrplänen und in der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften verankert werden.
- Elternbeiräte, Schulkonferenzen, Verbände und Gewerkschaften sollen in den Diskurs einbezogen und pädagogische Konzepte angepasst werden.
Indikatoren für Selbstregulationskompetenzen entwickeln
- Indikatoren zur Messung von Selbstregulationskompetenzen sollen entwickelt und in das bundesweite Bildungsmonitoring sowie in die Schulentwicklung der Länder integriert werden.
- Die Datenbasis zur psychischen Gesundheit von Kindern soll verbessert und innovative Erhebungsmethoden sollen eingesetzt werden.
Flächendeckende Förderstrategien
- Auf der Basis erprobter Modelle sollen Strategien zur Selbstregulation auch für vulnerable Gruppen entwickelt, umgesetzt und regelmäßig evaluiert werden.
- Forschungseinrichtungen und Bildungsträger sollen gemeinsam Konzepte entwickeln, die skalierbar und nachhaltig sind.
Die Empfehlungen betonen die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit aller Akteure und die Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse.