Digitaler Alltag: Wie Jugendliche KI und Medien nutzen – Einblicke aus der JIM-Studie 2024
Medienkompetenz gefragt: Was die JIM-Studie 2024 über Jugendliche und ihre digitale Welt verrät
Die JIM-Studie 2024, herausgegeben vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs), bietet detaillierte Einblicke in das Medienverhalten von Jugendlichen in Deutschland.
Auf Basis einer repräsentativen Befragung von 1.200 Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren wurden Entwicklungen, Herausforderungen und Trends im Umgang mit digitalen Medien, sozialen Netzwerken und Künstlicher Intelligenz (KI) analysiert. Die Studie fand zwischen Juni und Juli 2024 statt und kombinierte Telefoninterviews mit Online-Fragebögen.
Mediennutzung und KI im Alltag
Künstliche Intelligenz hat im Alltag der Jugendlichen deutlich an Bedeutung gewonnen. Zwei Drittel der Befragten gaben an, regelmäßig KI-Anwendungen wie ChatGPT, Snapchat-KI oder DALL-E zu nutzen.
Besonders stark hat die Nutzung von Chat GPT zugenommen: 57 % der Jugendlichen nutzen diese Anwendung, im Vergleich zu 38 % im Vorjahr. Die Hauptanwendung liegt im schulischen Bereich, wo KI von zwei Dritteln der Nutzer für Hausaufgaben und schulische Themen genutzt wird. Darüber hinaus wird KI zur Unterhaltung (52 %) und zur Recherche (43 %) genutzt.
Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, betonte die Notwendigkeit, Bildungsangebote im Bereich Medienkompetenz um das Thema KI zu erweitern. Ziel sei es, Jugendliche besser auf einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit KI-Technologien vorzubereiten.
Herausforderungen durch problematische Inhalte im Netz
Die Konfrontation mit problematischen Inhalten im Internet ist für Jugendliche allgegenwärtig. Über 61 % der Befragten geben an, im letzten Monat auf Fake News gestoßen zu sein - ein deutlicher Anstieg gegenüber 42 % im Jahr 2021. Auch beleidigende Kommentare (57 %, 2023: 51 %) und extreme politische Ansichten (54 %, 2023: 42 %) werden immer häufiger wahrgenommen. Fast ein Drittel der Jugendlichen hat zudem Erfahrungen mit sexueller Belästigung gemacht, vor allem auf Plattformen wie Instagram.
Dr. Marc Jan Eumann, Direktor der Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz, kritisiert die großen Plattformen, die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Kampagnen wie der Safer Internet Day 2025 mit dem Slogan »Keine Likes für Lügen« sollen auf die Problematik aufmerksam machen und ein Bewusstsein für die Gefahren im digitalen Raum schaffen.
Nachrichten- und Informationsverhalten
Soziale Medien wie Instagram, YouTube und TikTok gehören für viele Jugendliche zu den wichtigsten Quellen für Nachrichten und Informationen über das Weltgeschehen. Rund ein Drittel der Befragten nutzt diese Plattformen regelmäßig, um sich über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden zu halten.
Trotz eines generellen Interesses von 83 Prozent an Nachrichten berichten viele Jugendliche jedoch von einer bewussten Vermeidung negativer Inhalte. Diese sogenannte »News Avoidance« betrifft fast zwei Drittel der Jugendlichen, die Nachrichten manchmal oder zumindest gelegentlich meiden. Negative Nachrichten belasten 42 Prozent der Jugendlichen, wobei Mädchen stärker betroffen sind als Jungen.
Neben Social Media bleibt die persönliche Kommunikation ein wichtiger Faktor. Drei Viertel der Jugendlichen diskutieren aktuelle Themen in der Familie, zwei Drittel im Freundeskreis. Plattformen wie Instagram etablieren sich dabei zunehmend als Informationsquelle, während klassische Medien wie Fernsehen oder Radio weiterhin eine Rolle spielen.
Freizeit und Soziale Medien
In ihrer Freizeit nutzen die Jugendlichen digitale Medien intensiv. WhatsApp bleibt mit einer regelmäßigen Nutzung von 96 Prozent die führende Plattform, gefolgt von Instagram (62 Prozent) und TikTok (54 Prozent). Der Messengerdienst WhatsApp ist auf nahezu jedem Smartphone vertreten und dient vor allem der Kommunikation mit Freund*innen. Während Instagram und TikTok eher zur Unterhaltung und Inspiration genutzt werden, sehen Jugendliche YouTube als Plattform, um Langeweile zu vertreiben.
Gaming bleibt ein fester Bestandteil der Jugendkultur. 73 Prozent der Befragten spielen regelmäßig digitale Spiele, wobei Smartphones und Tablets die bevorzugten Geräte sind. »Minecraft«, »FIFA« und »Fortnite« gehören zu den beliebtesten Spielen. Die durchschnittliche Spieldauer liegt an Werktagen bei 91 Minuten, wobei Jungen mit 114 Minuten deutlich mehr Zeit investieren als Mädchen.
Bedeutung des Smartphones
Das Smartphone ist das zentrale Medium im Alltag der Jugendlichen. Fast alle Befragten (96 %) nutzen ihr Smartphone regelmäßig, 93 % sogar täglich.
Die Studie zeigt aber auch die Kehrseite der intensiven Nutzung: Zwei Drittel der Jugendlichen geben an, mehr Zeit mit dem Handy zu verbringen als ursprünglich geplant. Gleichzeitig geben 59 % an, die Zeit ohne Handy und Internet bewusst zu genießen. Auffällig ist auch, dass sich vier von zehn Jugendlichen durch das Handy bei den Hausaufgaben abgelenkt fühlen.
Zusammenfassung
Die JIM-Studie 2024 zeigt eindrucksvoll, wie sehr digitale Medien und KI-Anwendungen in den Alltag von Jugendlichen integriert sind. Gleichzeitig verdeutlicht sie die Herausforderungen, die mit problematischen Inhalten im Netz und der intensiven Nutzung digitaler Medien einhergehen.
Um Jugendliche besser auf die digitale Zukunft vorzubereiten, müssen Bildungsangebote stärker auf die Förderung von Medienkompetenz und den reflektierten Umgang mit Künstlicher Intelligenz ausgerichtet werden.
Hintergrund
Für die aktuelle JIM-Studie wurde aus der Grundgesamtheit der in Deutschland lebenden deutschsprachigen Jugendlichen im Alter von zwölf bis 19 Jahren eine repräsentative Stichprobe von 1.200 Jugendlichen befragt. Die Untersuchung erfolgte im Zeitraum zwischen dem 05. Juni 2024 und dem 14. Juli 2024. Dabei wurden die Ferien in den einzelnen Bundesländern im Feldeinsatz berücksichtigt. Die Umfrage erfolgte im sogenannten Mixed-Mode-Design. Dies bedeutet, dass ca. 50 Prozent der Teilnehmenden über telefonische, computergestützte Interviews (CATI) in einer kombinierten Festnetz- und Mobilfunkstichprobe befragt wurden, ein Viertel dieser Telefoninterviews wurde mit Mobilfunkteilnehmer*innen geführt. Weitere 50 Prozent der Befragungen erfolgten mit einem Online-Fragebogen (CAWI).