Zehnter Familienbericht: Armutsgefährdung von Alleinerziehenden
Unterstützung allein- und getrennterziehender Eltern und ihrer Kinder – Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen
Der Zehnte Familienbericht beleuchtet die Herausforderungen und Bedürfnisse von Alleinerziehenden und getrennt lebenden Eltern und ihren Kindern.
Ziel des Berichts ist es, eine Bestandsaufnahme der Lebenslagen vorzunehmen und Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientierte Familienpolitik zu formulieren.
Die Bundesregierung unterstützt die zentralen Aussagen des Berichts und hebt die folgenden Schwerpunkte hervor:
ZENTRALE INHALTE DES BERICHTS
1. Heterogene Lebenslagen von Alleinerziehenden und Getrennterziehenden
Allein- und Getrennterziehende sind eine bedeutende Gruppe in der Gesellschaft. Im Jahr 2023 lebten 1,69 Millionen Alleinerziehende in Deutschland, das sind 20 Prozent aller Familien. Der Bericht betont die Vielfalt dieser Familienformen und die Notwendigkeit, ihre spezifischen Bedürfnisse angemessen zu berücksichtigen.
2. Sozioökonomische Herausforderungen
Trennungen führen häufig zu finanziellen und sozialen Belastungen. Alleinerziehende Mütter sind besonders armutsgefährdet. Der Bericht zeigt, dass eine partnerschaftliche Aufgabenteilung und eine frühzeitige berufliche Integration die wirtschaftliche Stabilität fördern können.
3. Kindertagesbetreuung als Fundament
Flexible und qualitativ hochwertige Kinderbetreuungsangebote sind eine wesentliche Grundlage für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Bericht empfiehlt einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder bis zum Ende der Grundschulzeit.
4. Gemeinsame Elternverantwortung stärken
Partnerschaftliche Modelle, in denen sich beide Elternteile gleichermaßen an der Betreuung und Erziehung der Kinder beteiligen, sollen gefördert werden. Dazu gehört auch eine Reform des Familienrechts, um unterschiedliche Betreuungsmodelle besser abbilden zu können.
5. Beratung und Unterstützung
Der Bericht fordert den Ausbau professioneller Beratungs- und Unterstützungsangebote, insbesondere in Trennungssituationen. Jugendämter und Beratungsstellen sollen gestärkt und besser ausgestattet werden.
6. Berufliche Qualifizierung und Arbeitsmarktintegration
Die Förderung von beruflicher Weiterbildung und Teilzeitausbildung für Alleinerziehende ist entscheidend, um ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu sichern.
POSITION DER BUNDESREGIERUNG
Unterstützung der Empfehlungen des Berichts
Die Bundesregierung teilt die Einschätzung der Sachverständigen, dass eine nachhaltige Familienpolitik die wirtschaftliche Eigenständigkeit und eine partnerschaftliche Aufgabenteilung fördern muss. Sie betont die Bedeutung von Bildung, Betreuung und Beratung.
Kindertagesbetreuung und Infrastruktur
Die Bundesregierung unterstützt Länder und Kommunen finanziell beim Ausbau der Kindertagesbetreuung. Qualität und Verfügbarkeit der Betreuung sollen weiter verbessert werden. Ein pauschaler Rechtsanspruch auf eine achtstündige Betreuung wird jedoch kritisch gesehen, da individuelle Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden müssen.
Elternzeit und Elterngeld
Das bestehende Elterngeldmodell wird positiv hervorgehoben, da es die partnerschaftliche Aufgabenteilung fördert. Die Bundesregierung prüft eine Anpassung der Einkommensersatzraten und der Höchstbeträge, um den finanziellen Belastungen besser Rechnung zu tragen.
Arbeitswelt und Qualifizierung
Die Bundesregierung setzt sich für eine familienfreundliche Arbeitswelt ein und fördert flexible Arbeitszeitmodelle sowie Teilzeitausbildungen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Unterstützung von Alleinerziehenden bei der beruflichen Weiterbildung und Integration in den Arbeitsmarkt.
Reform des Familienrechts
Die Bundesregierung unterstützt die Reform des Familienrechts, um die gemeinsame Verantwortung der Eltern besser abzubilden. Dabei sollen die Rechte der Kinder gestärkt und die wirtschaftlichen Herausforderungen einer gemeinsamen Betreuung berücksichtigt werden.
Präventive Beratung und Konfliktmanagement
Die Bundesregierung sieht in der frühzeitigen Beratung von Eltern eine Möglichkeit, Trennungsfolgen zu minimieren. Sie plant eine stärkere Vernetzung von Jugendämtern, Gerichten und Beratungsstellen, um den Zugang zu Unterstützungsleistungen zu erleichtern.
Zusammenfassung
Der Zehnte Familienbericht und die Stellungnahme der Bundesregierung stellen die Verbesserung der Lebenssituation von Alleinerziehenden und getrennt lebenden Eltern in den Mittelpunkt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zielen darauf ab, die wirtschaftliche Stabilität, die gemeinsame Elternverantwortung und die soziale Teilhabe zu stärken.
Durch gezielte Reformen und Unterstützungsangebote soll eine nachhaltige Familienpolitik umgesetzt werden, die den Bedürfnissen von Eltern und Kindern gleichermaßen gerecht wird.
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