Bundesregierung stärkt internationales Engagement in der dualen Ausbildung
Bilanzkonferenz zur internationalen Berufsbildung zieht positives Fazit - Berufliche Bildung im Ausland aber oftmals noch nicht anerkannt genug
Viele Länder kämpfen mit den Folgen von hoher Jugendarbeitslosigkeit und dem Mangel an Fachkräften. Die Verbesserung der Berufsbildungssysteme steht in diesen Ländern daher im Fokus der Politik. Das deutsche Ausbildungssystem wird weltweit als Erfolgsmodell gesehen und die Nachfrage nach einer Zusammenarbeit mit Deutschland wächst stetig.
Es ist die Strategie der Bundesregierung, die Aktivitäten der vier maßgeblich für die internationale berufliche Bildung zuständigen Bundesministerien zu verzahnen. Dies hat sich als erfolgreich erwiesen, das langjährige Engagement der Bundesregierung wird nun weiter ausgebaut. Zu diesem Ergebnis kommen das Bundesbildungsministerium, das Auswärtige Amt, das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesentwicklungsministerium bei ihrer heutigen Bilanzkonferenz in Berlin.
Jedes der beteiligten Ministerien hat in den letzten Jahren den eigenen Beitrag zur Berufsbildungszusammenarbeit erhöht:
- Das Bundeministerium für Bildung und Forschung geht sukzessive weitere strategische Kooperationen mit Industrie- und Schwellenländern ein, um Ausbildungsgänge mit Modellcharakter und Strategieprojekte der Sozialpartner zu fördern
- Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie schafft mit seiner Förderung der Auslandshandelskammern eine Plattform für die duale Berufsausbildung nach deutschem Vorbild
- Das Auswärtige Amt richtet an zahlreichen Auslandsvertretungen Runde Tische zur Koordinierung der verschiedenen Aktivitäten, zum Austausch von Erfahrungen sowie zur Sicherung eines einheitlichen Auftretens im Gastland ein
- Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung fördert den Aufbau leistungsfähiger Berufsbildungssysteme in Entwicklungs- und Schwellenländern.
»Wir beraten Staaten innerhalb und außerhalb Europas, wie die berufliche Bildung nicht nur rein in der Schule erfolgen kann, sondern auch im Unternehmen«, sagte Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesbildungsministerium. »Es geht darum, das Prinzip „Lernen im Betrieb“ in den Bildungssystemen der Partnerländer zu etablieren, die Unternehmen mit in die Pflicht zu nehmen und sie mit Verantwortung für die Ausbildung junger Menschen übernehmen zu lassen«.
Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie Dirk Wiese: »Die Wirtschaft braucht qualifizierte Fachkräfte. Wir bringen uns daher mit unserem weltweiten Netz der Auslandshandelskammern engagiert in die Berufsbildungszusammenarbeit ein. Mit „Skills Experts“ unterstützen wir deutsche und lokale Unternehmen bei der bedarfsgerechten betrieblichen Ausbildung von Jugendlichen vor Ort«.
Staatsministerin im Auswärtigen Amt Maria Böhmer erklärte dazu: »Das duale Ausbildungsprinzip bietet große Vorteile. Es steigert das Bildungsniveau und stärkt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes. Duale Ausbildung eröffnet jungen Menschen neue Karriereoptionen, vielfältigere berufliche Perspektiven und eine größere Chance auf soziale und wirtschaftliche Teilhabe. Durch unser Engagement für die berufliche Bildung leistet wir einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung von Gesellschaften und Kulturen«.
Dr. Friedrich Kitschelt, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sagte: »Berufliche Bildung ist ein herausragendes Markenzeichen unserer Entwicklungspolitik. Gut ausgebildete Fachkräfte, die mit Herz, Kopf und Hand ihren Beruf und ihr Leben meistern, sind die Grundlage für nachhaltige Entwicklung. Wir haben die berufliche Bildung in dieser Legislaturperiode noch weiter massiv ausgebaut und investieren jährlich im Schnitt gut 75 Millionen Euro in die Ausbildung junger Menschen in Entwicklungsländern. Rund zwei Millionen Menschen haben dadurch in den letzten Jahren eine berufliche Qualifikation erhalten. Allein in Tunesien konnten so 12.500 Frauen und Männer ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig verbessern."
Auch in internationalen Gremien hat die Förderung der beruflichen Bildung eine Aufwertung erfahren. In mehreren Zielen der Entwicklungsagenda 2030 der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals – SDGs) ist die Berufsbildung verankert. Auch die G-20 Gipfel widmen sich verstärkt diesem Thema. Deutschland bringt hier seine Expertise ein und übernimmt Verantwortung.
Es bestehen noch viele Herausforderungen: Die Einbeziehung der Unternehmen und Sozialpartner in die Berufsbildung ist in vielen Kooperationsländern noch unzureichend, da Betriebe, Kammern oder Gewerkschaften traditionell nicht an der Qualifizierung junger Leute beteiligt sind. Im Beratungsansatz der Bundesregierung spielt die Einbeziehung der Unternehmen und Sozialpartner in der Gestaltung der Berufsbildung daher eine wichtige Rolle.
Zudem ist in vielen Partnerländern das Image der Berufsbildung nicht gut und konkurriert häufig mit der Hochschulbildung. Auch wenn politische Akteure die duale Ausbildung bereits als gutes Modell sehen, muss bei Jugendlichen, Eltern und Arbeitgebern noch mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Mit ihrem internationalen Engagement unterstützt die Bundesregierung die Partnerländer dabei, ihre Bildungssysteme auszubauen und zu verbessern sowie die Beschäftigungsfähigkeit junger Menschen zu erhöhen. Damit leistet die Bundesregierung einen Beitrag, die Ursachen von Flucht und Migration zu mindern.
Auch international tätige deutsche Unternehmen werden dabei unterstützt, ihre Fachkräfte vor Ort zu qualifizieren. Schließlich profitiert auch die deutsche Berufsbildung von der Erfahrung anderer Länder und gewinnt durch das gemeinsame Lernen Impulse für die Weiterentwicklung des deutschen Systems.
Die Strategie der Bundesregierung fördert ein einheitliches Auftreten deutscher Akteure der Berufsbildung im Ausland. Mit GOVET wurde eine zentrale Anlaufstelle für das Thema internationale Zusammenarbeit in der Berufsbildung geschaffen, die international und national viel genutzt wird.
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