Kulturelle Bildung hat doch positive Wirkungen
Musik, bildende Kunst, Theater, Literatur, Tanz und ähnliche Aktivitäten Kultureller Bildung können Heranwachsende in ihrer persönlichen Entwicklung in unterschiedlichen Hinsichten wirksam unterstützen. Das ist das übergreifende Ergebnis von sechs Studien der empirischen Bildungsforschung im Forschungsfonds Kulturelle Bildung, die am 12. Juni 2017 im Hüttenmagazin des Landschaftsparks Duisburg-Nord erstmals umfassend vorgestellt wurden.
»Die Ergebnisse sind bildungspolitisch hoch relevant«, sagt Winfried Kneip, Vorstandsmitglied des Rats für Kulturelle Bildung e.V. (Essen), der die Studien aus Mitteln der Stiftung Mercator gefördert hat.
»Unter anderem konnte die positive Wirkung musikalischer Aktivitäten auf die Sprachentwicklung belegt werden. Das öffnet neue Perspektiven für die Sprachförderung von Kindern ungeachtet ihrer Herkunft. Die Forschungsprojekte haben auch gezeigt, dass Tanz und Bewegungstheater die Kreativität und Persönlichkeitsentwicklung von bildungsbenachteiligten Kindern unterstützen. Diese Resultate unterstreichen einmal mehr, wie wichtig qualifizierte Angebote Kultureller Bildung sind, beispielsweise in Ganztagsschulen«.
Sechs empirische Studien im Forschungsfonds Kulturelle Bildung stellen Ergebnisse vor / Stabile Evidenzen für positive Wirkungen Kultureller Bildung auf andere Fähigkeitsbereiche
PD Dr. Sascha Schroeder, Projektleiter der vom Forschungsfonds Kulturelle Bildung geförderten Studie MusiCo beim Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, sagt: »Es lässt sich festhalten, dass es stabile Evidenzen für Transfereffekte von Musik auf andere Fähigkeitsbereiche gibt, und zwar nicht nur aus Zusammenhangsstudien, sondern auch aus experimentellen Trainingsstudien«. Prof. Dr. Nicole Berner von der Fachhochschule Nordwestschweiz ergänzt: »In unserer Studie KuBIK5 konnten wir zeigen, dass Schülerinnen und Schüler, die im Verlauf des fünften Schuljahres auf die eine oder andere Weise tanz , musik-, kunst- oder theaterpädagogisch aktiv waren, sich in Teilbereichen ihrer Kreativität günstiger entwickeln konnten als Schülerinnen und Schüler, die keine kulturellen Angebote während des fünften Schuljahres besucht haben«.
Der vom Rat für Kulturelle Bildung e.V. getragene und mit Mitteln der Stiftung Mercator geförderte Fonds besteht seit Anfang 2015. Nach einem unabhängigen wissenschaftlichen Begutachtungs- und Auswahlverfahren aus über 70 Anträgen wurden daraus bis Juni 2017 sechs Forschungsprojekte mit rund 1,2 Millionen Euro unterstützt. 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler führten die interdisziplinären Studien an zwölf Universitäten, Hochschulen und Instituten durch. Rund 3.200 Kinder, Jugendliche, Studierende sowie Künstlerinnen und Künstler wurden dazu beim Tanzen, beim Lesen literarischer Texte, beim Gestalten von Bildern und Skulpturen sowie beim Musizieren oder Hören von Musik im Hinblick auf ihren Erwerb von ästhetischen, emotionalen, kognitiven, sensomotorischen und sozialen Erfahrungen und Kompetenzen begleitet.
Forschungsergebnisse stützen gesellschaftspolitische Dimension Kultureller Bildung
Auch die weiteren Studien im Forschungsfonds brachten bedeutende Ergebnisse zu Tage: So konnte die TUB-Studie (Abkürzungen siehe unten) zeigen, dass Kinder aus Brennpunktschulen nach der Teilnahme an einem Tanz- und Bewegungstheater-Angebot tendenziell besser ihre Gefühle ausdrücken können. Das JuArt-Projekt an 37 Jugendkunstschulen lieferte Befunde über die förderliche Wirkung dortiger Angebote auf das künstlerisch-ästhetische Selbstkonzept und die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Das noch andauernde LisE-Projekt brachte Hinweise, dass Empathie eine eigene Teilkompetenz für literarisches Verstehen darstellt, was die Notwendigkeit unterstreicht, Empathie im Literaturunterricht gezielt zu fördern. Auch das TAP-Projekt lieferte Befunde, die einen Beitrag zur Verbesserung von Lehr- und Lernprogrammen – hier im Feld der bildenden Künste – zu leisten vermag. »Insgesamt untermauern die Ergebnisse des Forschungsfonds Kulturelle Bildung die Auffassung, dass Kulturelle Bildung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für unsere Gesellschaft besitzt«, so Winfried Kneip.
Hintergrund
Der Verein »Rat für Kulturelle Bildung e. V«. mit Geschäftsstelle in Essen wird von einem Stiftungsverbund getragen, dem sieben Stiftungen angehören: ALTANA Kulturstiftung, Bertelsmann Stiftung, Deutsche Bank Stiftung, Karl Schlecht Stiftung, PwC-Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mercator. Die Stiftungen verbindet die Wertschätzung von ästhetischen Erfahrungen sowie künstlerischen Arbeits- und Ausdrucksformen als unverzichtbarem Teil von Bildung. Der Zusammenschluss zu einer Allianz für die Kulturelle Bildung ermöglicht es den Stiftungen, gemeinsam starke Impulse für die Weiterentwicklung und Verankerung dieses Teils von Bildung in unserer Gesellschaft zu geben. Seine gemeinnützigen Zwecke verwirklicht der Stiftungsverbund derzeit auf zwei Ebenen:
I. Diskurspolitik
Der elf Mitglieder umfassende unabhängige Expertenrat »Rat für Kulturelle Bildung« wirkt mit seinen Denkschriften und Analysen theoriebildend und gibt wissenschaftlich begründete Qualitätsimpulse zur Ausgestaltung und Förderung von Kultureller Bildung in die Politik, Praxis und Forschung, aber auch in den Stiftungsverbund.
II. Forschung
Der »Forschungsfonds Kulturelle Bildung. Studien zu den Wirkungen Kultureller Bildung«, gefördert durch die Stiftung Mercator, treibt die Wirkungsforschung voran. Die sechs geförderten Projekte überprüfen Grundannahmen und untersuchen die Effekte Kultureller Bildung.
Die »Machbarkeitsstudie Qualitätsinstitut Kulturelle Bildung«, gefördert durch die Stiftung Mercator, untersucht, ob und wie die Entwicklung von Qualität in der Kulturellen Bildung durch Unterstützungsstrukturen gefördert werden kann, die Forschung, Entwicklung von Materialien und Fortbildung von Multiplikatoren als Aufgabe haben.
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