Zehn Punkte für bessere Bildungschancen

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Vodafone Stiftung Deutschland

Neuer Bericht der Vodafone Stiftung Deutschland 

 Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl fordern nahezu alle Parteien, die Bildung in Deutschland zu verbessern. Bei der Frage, wie dies gelingen kann, herrscht jedoch oft Uneinigkeit und Unklarheit. Dabei gibt es hierzu umfassende wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Vodafone Stiftung, die in jüngster Zeit viele Studien hierzu in Auftrag gegeben hat, hat diese nun in zehn Punkten zusammengefasst. »Eines der größten Probleme in Deutschland ist, dass die Bildungschancen immer noch stark davon abhängig sind, aus was für einem Elternhaus man kommt«, so Stiftungsgeschäftsführer Sebastian Gallander. Deshalb, so Gallander weiter, hat sich die Stiftung bisher vor allem auf dieses Problem konzentriert und stelle nun die Erkenntnisse noch einmal gesammelt der Politik zur Verfügung, um sie bei der Lösung dieses Problems zu unterstützen.

Die zehn Punkte stellen kein erschöpfendes und abschließendes Programm aus schnellen, einfachen Antworten dar. Vielmehr sind sie eine aktuelle Zusammenstellung wissenschaftlich fundierter Anregungen, die dazu beitragen können, die Bildungschancen in Deutschland zu verbessern:

1) Eltern stärken

Bisher konzentrieren sich die politischen Debatten um Bildungschancen vor allem auf das Bildungssystem. Einen mindestens ebenso wichtigen Einfluss haben aber Eltern. Viele von ihnen, insbesondere aus benachteiligten Verhältnissen sowie Eltern mit Migrationshintergrund, fühlen sich jedoch unsicher, wie sie ihre Kinder auf ihrem Bildungsweg unterstützen können. Sie wünschen sich hierzu mehr Informations- und Beratungsangebote; dabei vertrauen sie - über alle sozialen Schichten hinweg - vor allem auf Lehrer. Deshalb braucht es auch eine noch engere Koordination von familien- und bildungspolitischen Initiativen.

2) Lehrer besser fördern

Für Lehrer ist das eigene Lernen entscheidend in ihrem Beruf, aber sie fühlen sich dabei an ihren Schulen oft nicht genügend unterstützt. Gerade angesichts des digitalen Wandels sind die Weiterbildungsanforderungen an Lehrkräfte jedoch nicht »nebenbei« zu bewältigen. Deshalb sollte ein größerer Teil ihrer Arbeitszeit explizit als Fortbildungs- und Lernzeit vorgesehen werden.

3) Schüler richtig motivieren

Der Lern-Erfolg hängt nicht nur von Strukturen des Bildungssystems ab, sondern auch von der Motivation der Schüler. Um diese zu steigern, können Lehrer und Eltern verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse nutzen - diese sind einfach und oft sogar ohne Kostenaufwand umsetzbar. Beispielsweise indem sie den Kindern und Jugendlichen eingefahrene Denkmuster bewusst machen und bei ihnen durch die richtige Art des Feedbacks ein dynamisches Selbstbild fördern.

4) Ganztagsschulen qualitativ ausbauen

Zwei Drittel der Schulen in Deutschland machen mittlerweile Ganztagsangebote. Dies bietet viele neue pädagogische Potenziale. Allerdings werden diese oftmals nicht genutzt, denn es gibt keine bundesweit vergleichbaren Qualitätskriterien, an denen sich Schulen und Politik orientieren können. Ein klarer Qualitätsrahmen sollte unter anderem folgende Aspekte umfassen: verbindliche Öffnungszeiten, multi-professionelle Teams sowie einen abgestimmten Rhythmus aus Arbeits- und Erholungsphasen. Hierfür benötigen Schulen größere organisatorische Gestaltungsfreiheit und Unterstützung sowie mehr Personal.

5) Ferien sinnvoll nutzen

Rund ein Viertel des gesamten Schuljahres sind die Schüler gar nicht im Unterricht, sondern in den Ferien. Viele Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen erhalten in dieser Zeit kaum geistige und soziale Anregungen. Für einen Teil der Ferienzeit braucht es mehr kostengünstige Angebote, in denen sie sich erholen können und zugleich - sinnvoll mit der Schule verknüpft - gefördert werden.

6) Stadtteile als Bildungsorte verstehen

Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen werden nicht nur von Elternhaus, Schule oder Internet beeinflusst, sondern auch von dem Sozialraum, in dem sie täglich einen großen Teil ihrer Zeit verbringen. Um Städte und Stadtteile besser als Bildungs- und Integrationsraum zu erschließen, sollten Bildungssystem und Stadtplanung künftig noch enger zusammenarbeiten. So können zum Beispiel Schulen noch stärker im Quartier vernetzt oder Einkaufsstraßen, Plätze, Parks und Gewerbegebiete gezielt als Lernorte gestaltet werden.

7) Berufsorientierung praxisnäher gestalten

Die Berufsorientierung ist entscheidend für den weiteren Bildungsweg und auch für die Lern-Motivation in den letzten Schuljahren. Doch fast alle Schüler - insbesondere diejenigen aus benachteiligten Verhältnissen - tun sich damit schwer. Sie wünschen sich hierfür mehr praxisnahe Orientierungsangebote, welche künftig noch stärker im Verbund mit Arbeitgebern bereitgestellt werden sollten.

8) Ausbildungsabbrüchen vorbeugen

Fast ein Viertel aller beruflichen Ausbildungsverträge wird jedes Jahr vorzeitig gelöst. Ein häufiger Grund ist mangelhafte innerbetriebliche Kommunikation. Um dem vorzubeugen, braucht es unter anderem mehr externe Beratungsmöglichkeiten für die Azubis wie auch für die Ausbilder, gerade in den kleineren Betrieben.

9) Lebenslanges Lernen ermöglichen

Aufgrund des digitalen Wandels kommt es künftig noch stärker darauf an, dass sich die Beschäftigten in allen Lebensphasen kontinuierlich weiterqualifizieren. Dies erfordert jedoch auch von Betrieben, dass sie beispielsweise Fortbildungsangebote bereitstellen, die arbeitsplatznah sind und abgestimmt auf die unterschiedlichen Lern-Stile von Erwachsenen. Führungskräfte wiederum sollten sich stärker als Lern-Coaches für ihre Mitarbeiter verstehen.

10) Freiwillige Helfer mobilisieren und unterstützen

Die steigende gesellschaftliche Heterogenität in Deutschland stellt gerade auch das Bildungssystem vor neue und komplexe Herausforderungen. Ehrenamtliche Helfer leisten hier wichtige Unterstützung, zum Beispiel als Mentoren und Lesepaten. Um ihren Einsatz so effektiv wie möglich zu gestalten, bedarf es in Kommunen und Bildungseinrichtungen einer zentralen Koordination, gezielten Schulungen und kontinuierlicher Betreuung sowie einer ausgeprägten Danksagungs- und Wertschätzungskultur für Freiwillige.

 

 

 

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