Welt-Alphabetisierungstag: Besser lesen und schreiben lernen
Ministerin Wanka: »Alphabetisierung sollte selbstverständlicher Bestandteil beruflicher Weiterbildung sein«
Zwölf Prozent der Berufstätigen in Deutschland können nicht richtig lesen und schreiben. Betroffen sind insbesondere Menschen, die einfachen Hilfstätigkeiten nachgehen und in der Regel geringe berufliche Aufstiegschancen haben. Nach neuesten Berechnungen des Forschungsprojekts »LEO - Level-One-Studie« der Universität Hamburg im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) liegt der Anteil funktionaler Analphabeten und Analphabetinnen unter den Hilfskräften im Durchschnitt bei 27 Prozent; in einzelnen Branchen ist die Quote jedoch doppelt so hoch. Funktionale Analphabeten können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, nicht jedoch zusammenhängende, auch kürzere Texte wie zum Beispiel eine schriftliche Arbeitsanweisung verstehen.
Die zunehmende Digitalisierung und wachsende Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt stellen Menschen mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen am Arbeitsplatz vor große Herausforderungen. Wer nicht ausreichend lesen und schreiben kann, läuft durch den rasanten Wandel der Arbeitswelt langfristig Gefahr, nicht mehr einsetzbar zu sein. Entsprechende Weiterbildungsangebote können dem entgegenwirken. Angebote zur Alphabetisierung und Grundbildung sind in der betrieblichen Weiterbildung jedoch kaum vorhanden.
»Alphabetisierung und Grundbildung sollten ein selbstverständlicher Bestandteil beruflicher Weiterbildung sein. Die Qualifizierung von Menschen mit Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs. Qualifizierung trägt langfristig dazu bei, den Arbeitsplatz zahlreicher ungelernter Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu sichern«, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka anlässlich des Welttags der Alphabetisierung, der am 8. September stattfindet.
Im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (2016-2026) fördert das Bundesbildungsministerium innovative Projekte, die Beschäftigte mit Alphabetisierungs- und Grundbildungsbedarf am Arbeitsplatz unterstützen. So werden aktuell Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können, in bundesweiten Pilotprojekten zu Pflegehilfskräften ausgebildet. Im Gegensatz zu klassischen Weiterbildungsangeboten gehört es hier zur Qualifizierung wie selbstverständlich dazu, auch Grundkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen. Denn auch in diesem Berufsfeld spielen schriftliche Arbeitsanweisungen, Protokolle und Tätigkeitsberichte eine zentrale Rolle.
Auch webbasierte Trainings für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus der Logistikbranche, dem Gastgewerbe und der Gebäudereinigung fördert das BMBF im Rahmen der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung. Virtuelle Kolleginnen und Kollegen stellen hier typische Arbeitsaufgaben in einer Geschwindigkeit vor, die sich individuell einstellen lässt. So trainieren Menschen mit Alphabetisierungsbedarf neue Fähigkeiten am Arbeitsplatz und lernen parallel dazu Lesen und Schreiben.
Alphabetisierung und Grundbildung am Arbeitsplatz ist für Unternehmen und Beschäftige gleichermaßen ein Gewinn: Die Betriebe erreichen die vorgeschriebene Qualitätssicherung. Die Beschäftigten wenden die neuen Kenntnisse sofort am Arbeitsplatz an. Das sichert nicht nur den Job, die Erfolgserlebnisse tragen auch zur Motivation für weitere Qualifizierungsmaßnahmen innerhalb des Unternehmens bei.
Über die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung
Die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung ist eine gemeinsame Initiative von Bund, Ländern und gesellschaftspolitischen Partnern. Ziel ist es, im Zeitraum von 2016 bis 2026 den funktionalen Analphabetismus bei Erwachsenen spürbar zu verringern und das Grundbildungsniveau zu erhöhen. Ausgangspunkt für alle Maßnahmen und Initiativen im Rahmen der AlphaDekade ist die gemeinsame Überzeugung, dass Alphabetisierung und Grundbildung Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben, für lebenslanges Lernen sowie für gesellschaftliche und berufliche Teilhabe sind. Alphabetisierung und Grundbildung müssen deshalb in allen Lebensbereichen gefördert werden.
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