Studie: Lebenslanges Lernen ist gewollt, um den Anschluss nicht zu verlieren

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Zwei von drei Arbeitnehmern in Deutschland sind bereit, sich regelmäßig weiterzubilden, um auf dem Jobmarkt nicht den Anschluss zu verlieren  

Lebenslanges Lernen statt Nine-to-Five: Die Deutschen stellen sich für die Zukunft auf eine Arbeitswelt ein, in der die eigenen Jobchancen entscheidend von der Bereitschaft abhängen, sich regelmäßig weiterzubilden. Das zeigt eine PwC-Umfrage unter mehr als 10.000 Beschäftigten in den USA, China, Indien, Großbritannien und Deutschland. Die Teilnehmer wurden dabei unter anderem mit folgendem Statement konfrontiert: »Um meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu wahren, bin ich bereit, mir neue Fähigkeiten anzueignen oder sogar komplett umzuschulen«. 41 Prozent der Befragten hierzulande stimmten dieser Aussage grundsätzlich zu, 24 Prozent unterstützten sie sogar ausdrücklich. Während sich 18 Prozent unentschieden zeigten, meinten nur 12 Prozent, sie seien nicht dazu bereit.

»Im digitalen Zeitalter wird die Arbeitswelt komplexer. Technologische Entwicklungen wie 'Künstliche Intelligenz' oder 'Machine Learning' lassen alte Jobs verschwinden, aber auch neue entstehen. Dabei ändern sich die Anforderungen an Arbeitnehmer. Es kommt weniger auf einmal erworbenes Wissen an - sondern darauf, sein Know-how fortlaufend den sich verändernden Umständen anzupassen. Dass 65 Prozent der Deutschen genau dazu bereit sind, deute ich als sehr positives Signal - auch wenn die Zustimmungsraten in den anderen untersuchten Ländern im Schnitt etwas höher sind«, konstatiert Nicole Elert von PwC in Deutschland.

In Indien sind sogar 89 Prozent zum lebenslangen Lernen bereit

Tatsächlich sind in den USA 75 Prozent der Arbeitnehmer zum lebenslangen Lernen bereit. In China liegt die Zustimmung bei 73 Prozent, in Indien sogar bei 89 Prozent - dafür zeigen sich die Briten mit 62 Prozent etwas zurückhaltender als die Deutschen. »Dass die Veränderungsbereitschaft in den aufstrebenden asiatischen Ländern tendenziell höher ausfällt als in Europa, war zu erwarten: Viele Chinesen und Inder haben von der Globalisierung des Arbeitsmarkts stark profitiert - entsprechend setzen sie darauf, dass es in Zukunft weiter aufwärts geht. Im Vergleich dazu fällt das Meinungsbild hierzulande eher differenziert aus«, meint Till Lohmann (PwC).

Jeder dritte Deutsche sorgt sich um seinen Arbeitsplatz

Ein Beispiel: Befragt nach ihren zukünftigen Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, zeigen sich 36 Prozent der Deutschen »sehr zuversichtlich, den Anforderungen gerecht zu werden«. Und: Weitere 22 Prozent sehen für sich selber sogar »tolle Gelegenheiten«. Zugleich meinen allerdings 33 Prozent, sie betrachteten ihre persönlichen Jobperspektiven für die Zukunft eher mit Sorge. Dabei ist die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes jedoch nicht gleichzusetzen mit der Furcht, dass Maschinen oder Roboter die eigene Tätigkeit übernehmen könnten. Denn: Nur 18 Prozent der Deutschen rechnen damit, dass der technologische Fortschritt die eigenen Jobchancen in Zukunft sinken lässt. Dagegen glauben 48 Prozent an einen positiven Effekt, 34 Prozent zeigen sich neutral.

Das Wichtigste am Job? Dass er sicher ist!

Eine weitere Frage lautete, welcher Aspekt den Menschen im Hinblick auf den eigenen Arbeitsplatz besonders wichtig ist. Hier meinten 42 Prozent der Teilnehmer in Deutschland, ihnen komme es in erster Linie darauf an, dass ihr Job langfristig sicher sei. Dagegen sagten nur 15 Prozent, ihnen sei es vor allem wichtig, ihr Gehalt zu maximieren. Bei den 18- bis 34-Jährigen - also bei den sogenannten Millennials - sieht es etwas anders aus: In dieser Altersgruppe spielt der Sicherheitsfaktor nur noch für 34 Prozent der Befragten die entscheidende Rolle, während für immerhin 22 Prozent die Gehaltsmaximierung im Mittelpunkt steht.

Nur jeder dritte Deutsche würde sich gern selbständig machen

Dass Jobsicherheit für die Deutschen ein wichtiger Faktor ist, bedeutet nicht zwingend, dass sie an der etablierten Arbeitswelt festhalten wollen. Im Gegenteil: Auf die Frage, wo sie idealerweise in den nächsten fünf bis zehn Jahren tätig sein möchten, meinten nur 23 Prozent, »in einem traditionellen Arbeitsumfeld« (unter den jüngeren Befragten waren es sogar nur 15 Prozent). 31 Prozent gaben hingegen an, für sie sei der Arbeitsplatz im besten Fall »ein Ort, an dem man sich mit anderen Menschen persönlich austauschen kann« (hier waren es unter den Jüngeren 35 Prozent). Nur 14 Prozent meinten dagegen, ihnen komme es in erster Linie darauf an, möglichst selbstbestimmt zu arbeiten. Dazu passt, dass sich nur gut jeder dritte Deutschen (35 Prozent) gerne selbständig machen würde - in den USA sind es 62 Prozent, in China 53 Prozent und in Indien sogar 74 Prozent. »Das zeigt, dass der Unternehmergeist hierzulande leider immer noch vergleichsweise schwach ausgeprägt ist«, sagt Nicole Elert.

Vier Szenarien, in welche Richtung sich der Jobmarkt entwickelt

Die Befragung war Teil der kürzlich veröffentlichte PwC-Studie »Workforce of the future«, in der vier mögliche Pfade skizziert werden, die der Jobmarkt bis 2030 nehmen könnte. Ein Szenario handelt dabei von einer Arbeitswelt, die immer stärker von den Bedürfnissen entfesselter digitaler Unternehmen dominiert wird - auf Kosten klassischer Arbeitnehmerrechte. Soweit muss es allerdings nicht kommen. Denn ebenso denkbar ist, dass es Politik und Verbrauchern auch im digitalen Zeitalter gelingen wird, die Innovationskraft der Wirtschaft in Bahnen zu lenken, die einen gesellschaftlichen Mehrwert versprechen. »Wie auch immer die Arbeitswelt in 2030 aussehen wird - Unternehmen und Arbeitnehmer tun gleichermaßen gut daran, sich jetzt schon intensiv mit den anstehenden Veränderungen auseinanderzusetzen«, so Lohmann.

 

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