Weiterhin Nachholbedarf bei der digitalen Bildung
Neue Expertise im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung: Kompetenzen in der digitalen Welt
Bund und Länder haben hohe Investitionen in die technische Ausstattung der Schulen angekündigt – und den vereinbarten DigitalPakt dann wieder verschoben. Dabei ist der Bedarf immens. Digitale Bildung ist bisher längst nicht flächendeckend in Schulen angekommen, darauf weist die neue Expertise »Kompetenzen in der digitalen Welt« von Prof. Dr. Birgit Eickelmann im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung hin.
Die Digitalisierung des Schulbereichs in Deutschland hält nicht mit den Entwicklungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen mit. Dabei ist spätestens seit der ICILS-2013-Studie bekannt, dass fast ein Drittel der Jugendlichen nicht einmal über basale Kompetenzen im Umgang mit neuen Technologien und digitalen Informationen verfügen. Veränderungen gehen seither nur langsam voran: Die Wirksamkeit von Schule, die in der digitalen Welt nötigen Informationen zu vermitteln, ist weiterhin eine wichtige Entwicklungsaufgabe für das Schulsystem. Zudem gelingt es noch zu selten, besonders interessierte Schüler_innen zu fördern. Andere Länder sind hier deutlich weiter.
Prof. Eickelmann analysiert die KMK-Strategie zur »Bildung in der digitalen Welt«, mit der eine potenzielle Neuausrichtung in Deutschland verbunden ist. Mit dieser Strategie liegen erstmalig nun Zielsetzungen für den Schulbereich vor, auf die sich die Länder verpflichtet haben – auch wenn in Bereichen wie der informatischen Grundbildung oder des vertieften Verstehens und Anwendens von Algorithmen noch nachgelegt werden muss.
Der Nachholbedarf ist nach wie vor groß, wie die Analyse der aktuellen Entwicklungen in den Bundesländern sowie in Bezug auf digitale Lehrmaterialien und Schulen zeigt. Die Bundesländer können hinsichtlich der Umsetzung der im Rahmen der KMK-Strategie festgelegten Zielsetzungen auf sehr unterschiedliche Vorerfahrungen zurückgreifen und verfolgen verschiedene Ansätze. Anhand von fünf Länderbeispielen wird gezeigt, dass derzeit die Konzeptentwicklung im Vordergrund steht, auf die nun zeitnah konkrete Maßnahmen zur Umsetzung folgen müssen.
Von besonderer Relevanz in der aktuellen Diskussion sind die Ausstattung von sicheren Lernplattformen, die Bereitstellung von digitalen Lehr- und Lernmaterialien (Open Educational Resources), die Entwicklung hin zu digitalen Schulbüchern sowie die Bereitstellung von sicheren Cloud-Lösungen. Digitale Medien können für das fachliche Lernen sowie für eine Modernisierung der Lernprozesse noch besser als bisher genutzt werden. Die Entwicklung schulischer Medienkonzepte bildet die Grundlage, alle Kinder und Jugendlichen mit den nötigen Kompetenzen auszustatten und ihnen selbstbestimmte Teilhabe zu ermöglichen. Die Expertise zeigt anhand von sechs Schulbeispielen, wie erfolgreiche Medienkonzepte umgesetzt werden können.
Noch lässt sich eine digitale Spaltung nachweisen, die sich ohne weitere Maßnahmen möglicherweise noch vergrößern wird. Insbesondere zeigt sich der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg im Bereich der Vermittlung von Kompetenzen in der digitalen Welt. Dabei sind engagierte Schulen längst auf dem Weg. Zu langwierige Diskussionen über Wege und Konzepte, wie Schulen mit moderner IT-Ausstattung versorgt werden können, sind wenig hilfreich und verzögern die dringend notwendigen Prozesse.
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