Digitalausstattung von Schulen wird zur milliardenschweren Daueraufgabe

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Um Schüler für den digitalen Wandel fit zu machen, benötigen Schulen neben pädagogischen Konzepten eine gute Ausstattung. Dazu gehören Internetzugang und Hardware, Lernsoftware und technischer Support. Rund 2,8 Mrd. Euro würden jährlich anfallen, wenn alle Grund- und weiterführenden Schulen mit lernförderlicher Computertechnik ausgestattet werden. Schon heute tragen Kommunen einen Teil dieser Kosten. Bei der Finanzierung einer Ausstattung aller Schulen müssen sie aber dauerhaft unterstützt werden.

Für Schülerinnen und Schüler ist der Umgang mit digitalen Medien heute selbstverständlich – außer in der Schule. Jetzt wird im Bund über einen Digitalpakt diskutiert, und die Kultusminister haben sich auf eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie verständigt. »Digitalisierung ist für junge Menschen längst Alltag. Auch Schule muss digitaler werden und die Kompetenzen vermitteln, die zukünftig für Teilhabe an der Gesellschaft und am Berufsleben notwendig sind«, so Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Dafür brauchen Schulen nicht nur pädagogische Konzepte und entsprechend ausgebildete Lehrkräfte, sondern auch eine angemessene Ausstattung: Zum einen gehört dazu eine digitale Infrastruktur aus schnellem WLAN, Support sowie Präsentationstechnik für die Klassenräume genauso wie Endgeräte für die Schüler. Zum anderen werden digitale Unterrichtsmaterialien wie z.B. Lernprogramme für die individuelle Förderung der Kinder benötigt.

Gesamtkosten belaufen sich auf 2,8 Mrd. Euro jährlich

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat ein Forscherteam um Prof. Andreas Breiter vom Institut für Informationsmanagement der Universität Bremen (ifib) für Grundschulen und weiterführende Schulen modellhaft berechnet, was eine lernförderliche Infrastruktur kostet: Jährlich fallen für eine Grundschule durchschnittliche Kosten in Höhe von ca. 45.500 Euro an. Für eine weiterführende Schule liegen die Kosten bei etwa 300.000 Euro. Das entspricht ca. 260 Euro pro Schüler in der Grundschule und rund 400 Euro pro Schüler in der weiterführenden Schule. Bei den aktuellen Schülerzahlen ergeben sich daraus Kosten von rund 2,8 Mrd. Euro im Jahr; Investitionen in Infrastruktur und Endgeräte sind dabei über einen Zeitraum von fünf Jahren umgelegt. Die Ausgaben für die notwendige einmalige Breitbandanbindung der Schulen und für die Fortbildung der Lehrerkollegien sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Doch die Kommunen fangen nicht bei null an. Schätzungen auf der Basis der Ausgaben einzelner Kommunen deuten darauf hin, dass 20 bis 50 Prozent der jährlichen 2,8 Mrd. Euro bereits von kommunaler Seite aufgebracht werden, insbesondere für Endgeräte und Basisinfrastruktur, teilweise ergänzt um Landesmittel.

Gemeinsamer Kraftakt von Bund, Ländern und Kommunen nötig

Die Höhe der nötigen investiven und laufenden Kosten zeigt allerdings, dass Kommunen und Länder diese nicht allein bewältigen können. Der Bund hat durch den Vorschlag eines »Digitalpakts« bereits seine grundsätzliche Bereitschaft zur Unterstützung signalisiert. »Die Digitalisierung der Schulen braucht jetzt einen Kraftakt. Bund, Länder und Kommunen müssen sich in der neuen Legislaturperiode zügig darauf verständigen, Schulen beim Lernen mit digitalen Medien dauerhaft und auskömmlich zu unterstützen«, so Jörg Dräger. »Digitalisierung ist Normalität und Daueraufgabe. Einmalige Investitionen sind nicht ausreichend. Die Kommunen brauchen kontinuierliche Unterstützung für die digitale Infrastruktur in den Schulen«. Zu klären sei außerdem, so Dräger, wie Eltern an den Kosten für individuelle Endgeräte (800 Mio. Euro von den 2,8 Mrd. Euro p.a.) fair und entsprechend ihrer finanziellen Möglichkeiten im Rahmen der Lernmittelfreiheit beteiligt werden können.

Hintergrund
Für das Impulspapier »Kosten lernförderlicher IT-Infrastrukturen« haben Prof. Andreas Breiter und sein Team vom ifib die Höhe der erforderlichen Investitionen und der laufenden Kosten für die allgemeinbildenden Schulen (ohne Förderschulen) ermittelt, die für angemessene Rahmenbedingungen digitaler Bildung anfallen. Sie rechnen dabei auf der Grundlage von Modellen einer zweizügigen Grundschule mit 175 Schülern und einer dreizügigen weiterführenden Schule mit 750 Schülern. Die Zügigkeiten entsprechen dem aktuellen Durchschnitt der jeweiligen Schulstufen in Deutschland. Die Ergebnisse enthalten keine detaillierten Angaben darüber, wie viel Länder und Kommunen bereits für digitale Infrastruktur ausgeben, d. h. welche Anteile der berechneten Ausgaben bereits in den Haushalten von Ländern und Kommunen berücksichtigt sind.

Die Berechnung geht im Fall einer modellhaften Grundschule von einem Gerät für vier bis fünf Schüler (z. B. Smartphone, Tablet oder Laptop) sowie von einem Computerraum mit 24 Endgeräten aus. Im Fall einer modellhaften weiterführenden Schule wird für die Berechnun-gen von einem Gerät für jeden Schüler sowie zwei Computerräumen mit 60 Endgeräten ausgegangen. Zudem sind die Kosten für den Breitbandanschluss, ein modernes Netzwerk und Multifunktionsgeräte berechnet. Auch Software-Lizenzen, pädagogische Unterstützung sowie Schulserver und Support sind enthalten. Die Kosten für die bauliche Anbindung ans Breitbandnetz sind nicht berücksichtigt. Das Impulspapier aktualisiert und erweitert eine Studie von Breiter, Zeising und Stolpmann, die von der Bertelsmann Stiftung in dem Band »Individuell fördern mit digitalen Medien« im Jahr 2015 herausgegeben wurde.

 

 

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