SPRINT-Dual: Modernes Integrationskonzept von geflüchteten Jugendlichen in den Ausbildungsmarkt

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SPRINT

Landespolitik, Bildungsträger und berufsbildende Schulen ziehen Bilanz nach einem Jahr Integration von geflüchteten Jugendlichen in den Ausbildungsmarkt  

Gut ein Jahr nach dem Start des Projekts SPRINT-Dual zur Vorbereitung von jungen Flüchtlingen auf eine betriebliche Ausbildung haben die Projektträger kürzlich in Hannover Bilanz gezogen. Während einer zweitägigen Fachtagung im Hannover Congress Centrum und in der Multimedia BBS an der Expo Plaza diskutierten Bildungspolitiker, Vertreter aus Schulen und Arbeitsmarktexperten über die bisherigen Erfahrungen mit SPRINT-Dual.

»SPRINT-Dual« baut auf dem 2015 gestarteten Schulversuch SPRINT »Sprache und Integration« an berufsbildenden Schulen auf. Mit diesem Projekt werden an mehr als 90 berufsbildenden Schulen Jugendliche sprachlich geschult und mit der Berufs- und Arbeitswelt vertraut gemacht. Zielgruppe sind Flüchtlinge zwischen 16 und 21 Jahren. Laut Niedersächsischer Landesschulbehörde sind seit dem Start von SPRINT vor zwei Jahren bisher insgesamt 6.150 Schülerinnen und Schüler in Sprach- und Integrationsklassen unterrichtet worden, davon insgesamt 1.150 SPRINT-Dual-Teilnehmer. Diese stammen zu 32 Prozent aus Afghanistan, weitere 30 Prozent kommen aus Syrien, 21 Prozent aus dem Irak und weitere Jugendliche aus verschiedenen afrikanischen Staaten.

Mit dem Projekt ist das Land Niedersachsen im September 2016 einen bundesweit einmaligen Weg gegangen. Indem es den berufsbildenden Schulen und den lokalen Akteuren vor Ort – wie Ausbildungsbetrieben, Kammern und Agenturen für Arbeit/Jobcenter – eine sogenannte Prozessbegleitung an die Seite stellte, setzte die Landespolitik auf eine enge Vernetzung aller am Prozess Beteiligten. Vorrangiges Ziel dabei war, Hürden aus dem Weg zu räumen, an denen die berufliche Integration nicht selten scheitert. Die ersten Erfahrungen zeigen bereits, dass sich der Einsatz lohnt. »Mit SPRINT-Dual bieten wir geflüchteten Jugendlichen eine passgenaue Anschlussqualifikation, die ihnen den Abschluss eines Arbeitsvertrags erleichtert. Ohne alle am Projekt Beteiligten wäre diese Erfolgsgeschichte nicht möglich gewesen«, sagte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt vor über 200 Besuchern der SPRINT-Fachtagung in Hannover.

»SPRINT-Dual hat bisherige Integrationskonzepte auf ein modernes Fundament gestellt«, fasste Tobias Lohmann, Moderator der Podiumsdiskussion, Sprecher der Geschäftsführung des Bildungswerks der Niedersächsischen Wirtschaft (BNW), zusammen. Man habe nicht länger allein auf Spracherwerb und die vorhandene berufliche Bildungsqualifikation setzen können. Der kulturell und religiös stark heterogene Zuzug an Flüchtlingen in den vergangenen Jahren habe eine möglichst umfassende, auch interkulturelle Begleitung, erfordert. Lohmann weiter: »Die Prozessbegleitung vernetzt nunmehr alle am Integrationsprozess beteiligten Partner aus Verwaltung und Wirtschaft und unterstützt damit die berufsbildenden Schulen. Diesen kommt die nicht unwesentliche Aufgabe zu, den in Deutschland ankommenden jugendlichen Flüchtlingen möglichst schnell eine tragfähige Brücke zwischen auslaufender Schulpflicht und Arbeitswelt zu schlagen«.

Allen Schülerinnen und Schülern in den SPRINT-Klassen der berufsbildenden Schulen soll die Chance auf eine Ausbildung geboten werden. Dazu gehört es, die jugendlichen Flüchtlinge und niedersächsische Betriebe in Kontakt zu bringen. »Diese Zusammenführung erreichen wir nur, wenn wir in den Firmen sowohl die Entscheidungsträger als auch die Belegschaften ins Boot holen. Deswegen haben wir eine Sozialpartner-Initiative ins Leben gerufen«, erklärt Tobias Lohmann. Hans Hoffmann, Geschäftsführer der gewerkschaftsnahen Bildungsvereinigung ARBEIT UND LEBEN, ergänzte: »Sozialpartnerschaft heißt, gemeinsam Stärken für die Integration zu nutzen«.

Im Rahmen der SPRINT-Fachtage wurde dieses deutschlandweit einzigartige Projekt vorgestellt. Gemeinsam mit den Unternehmerverbänden Niedersachsen (UVN) und dem deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) entstand mit IntegrationS ein sozialpartnerschaftliches Bündnis, das in seiner Vielschichtigkeit einzigartig ist, sich ideal ergänzt und niedersachsenweit agieren kann.

Neben den 15 Prozessbegleitern, welche auch während einer sechsmonatigen Einstiegsqualifizierung vor Beginn der betrieblichen Ausbildung als Ansprechpartner dienen, beschäftigt die Sozialpartner-Initiative sogenannte Integrationsmoderatoren. Diese unterstützen Unternehmen bei der Ansprache von geflüchteten Menschen zur Nachwuchsgewinnung. In Zukunft soll das Angebot der Initiative für Jugendliche ohne Fluchthintergrund geöffnet werden, um den Firmen bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen unter die Arme zu greifen.

 

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