GEW stellt Studie »Chancen und Hoffnung durch Bildung« vor

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Bildungsgewerkschaft: »Bildung kann nicht warten!« 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht sich dafür stark, dass geflüchtete Kinder und Jugendliche so schnell wie möglich in die Schule kommen oder eine Berufsausbildung aufnehmen können – und zwar unabhängig vom Aufenthaltsstaus. Dafür sei es notwendig, zusätzliche Lehrkräfte sowie Sozialarbeiter und -pädagoginnen einzustellen und diese entsprechend zu qualifizieren. »Bildung kann nicht warten! Wir wollen geflüchtete Kinder und Jugendliche in die Gesellschaft integrieren und ihnen die Möglichkeit geben, sich in Deutschland ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Dafür sind Bildung, qualifizierte Schul- und Berufsabschlüsse eine sehr wichtige Voraussetzung«, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Montag in Bremen während der Vorstellung der Studie »Chancen und Hoffnung durch Bildung« vor der Presse.

Tepe machte deutlich, dass gute Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen und deren Qualifikation die Voraussetzungen seien, damit Integrationsprozesse gelingen können. »Aufnahme und Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher stellt das Schulsystem in allen Bundesländern vor große Herausforderungen. Die chronische Unterfinanzierung des Bildungsbereichs, der ins Stocken geratene Ausbau des Ganztags und der hausgemachte Lehrkräftemangel erschweren die Aufgabe«, betonte Tepe. Das gelte auch für Bremen. So seien beispielsweise die Arbeitsbedingungen insbesondere für Vorkurs-Lehrkräfte prekär. »Diese Lehrerinnen und Lehrer brauchen ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, ein angemessenes Gehalt sowie adäquate Fort- und Weiterbildungsangebote«, unterstrich die GEW-Vorsitzende. Zudem müssten die Abschlüsse und Qualifikationen zugewanderter Lehrkräfte schneller und unbürokratischer anerkannt werden. Diese Lehrkräfte brauchten ebenso wie Quer- und Seiteneinsteiger neue Wege für Anpassungs- und Nachqualifizierungen. Tepe wies darauf hin, dass mehr multiprofessionelle Teams in den Schulen nötig seien, beispielsweise um traumatisierte Kinder und Jugendliche zu unterstützen.

Sie machte deutlich, dass sie die Anstrengungen der Bundesländer, die Aufgaben der Migration seit 2015 zu meistern, durchaus anerkenne. »Ohne den großen Einsatz der Lehrkräfte wäre die Situation jedoch nicht zu bewältigen gewesen. Jetzt müssen die Pädagoginnen und Pädagogen entlastet werden. Dafür müssen die Länder noch mal eine Schippe drauflegen und für die Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher mehr Geld in die Hand nehmen«, mahnte die GEW-Vorsitzende. Der Bund müsse zudem in ein umfassendes Sanierungs- und Modernisierungsprogramm für allgemein- und berufsbildende Schulen sowie in ein Programm zur Schulsozialarbeit investieren.

Für eine bessere Integration in den Schulen schlug sie ein Bündel an Maßnahmen vor. So sollten integriertes Fach- und Sprachlernen sowie Unterrichtsangebote in Herkunftssprachen systematisch verankert und ausgebaut werden. Damit könne der Unterricht in Vorkursen bzw. Vorbereitungsklassen besser an den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Kinder und Jugendlichen anknüpfen. Ebenso werde den Kindern und Jugendlichen der Übergang in die Regelklasse, der so schnell wie möglich erfolgen soll, erleichtert. Bewährt habe sich auch das teilintegrative Modell, bei dem die Kinder und Jugendlichen von Anfang an stundenweise an Fächern wie Kunst, Musik, Sport, Mathe oder Fremdsprachen teilnehmen. Dieses müsse ausgebaut und bedarfsgerecht ausgestattet werden. »Wir brauchen mehr altersgerechte Sprachförderangebote für Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache in allen Schulformen«, sagte Tepe. Zugleich regte sie Bildungsangebote an, die Vorkenntnisse und Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen in Fächern wie Mathematik, Naturwissenschaften und weiteren Sprachen stärker berücksichtigten. »Alle diese Maßnahmen können am besten im Ganztag umgesetzt werden – und wenn der Unterricht häufiger von zwei Lehrkräften gestaltet wird«, stellte die GEW-Vorsitzende fest.

Info
Die Studie »Chancen und Hoffnung durch Bildung. Wie das deutsche Schulsystem Geflüchtete integriert« der Autorinnen Dita Vogel und Elina Stock gibt einen Überblick über rechtliche und bildungspolitische Rahmenbedingungen zur Integration Geflüchteter ins deutsche Schulsystem. Sie beleuchtet exemplarisch die aktuelle Situation sowie besondere Herausforderungen im Bundesland Bremen. Dabei werden drei Phasen (Schulzugang, Einstiegsphase sowie Interventionen und Interaktionen im Regelunterricht) genauer und mit Blick auf bestehende Regelungen, deren praktische Umsetzung sowie zentrale Handlungsbedarfe untersucht. Zudem werden Positionen und Initiativen der GEW vorgestellt, um gewerkschaftliche Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die gleichberechtigte Bildungszugänge und -teilhabe Geflüchteter fördern. Die Bildungsinternationale, der internationale Dachverband von 400 Bildungsgewerkschaften, hatte die Studie in Auftrag gegeben.

 

 

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