Was es bringt, in Erwachsenenbildung zu investieren
Das europäische Projekt FinALE appelliert an politische EntscheidungsträgerInnen, Finanzierung von Erwachsenenbildung als Investition zu sehen
Erwachsenenbildung ist im Vergleich zu anderen Bereichen des Bildungssystems häufig unterfinanziert, die öffentlichen Ausgaben betragen meist nur einen Bruchteil des Budgets. Zwischen 0,1 und 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts eines Landes sind es im Durchschnitt, so ein Bericht des deutschen Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE).
Im Rahmen des Projekts FinALE (Financing Adult Learning in Europe) haben Organisationen aus acht europäischen Ländern zwei Jahre lang bestehende Finanzierungsmöglichkeiten ausgewertet und Empfehlungen für eine nachhaltige Finanzierung entwickelt. In einem zwölfseitigen Projektbericht fassen sie zusammen, wie und warum in Erwachsenenbildung investiert werden sollte.
Soziale und gesellschaftliche Teilhabe fördern – die Frage nach dem Warum
Erwachsenenbildung hat sowohl auf persönlicher als auch auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene zahlreiche Vorteile, so die AutorInnen des Projektberichts. So kann eine Teilnahme an Bildungsmaßnahmen zu einem höheren Einkommen, besseren Arbeitsmarktchancen oder einer Steigerung des Wohlbefindens und der Gesundheit führen. Ausgaben für Erwachsenenbildung können sich im Sinne eines »Return on Investment« (ROI) in anderen Bereichen amortisieren – beispielsweise wenn Ausgaben für das Gesundheitssystem oder für das Arbeitslosengeld sinken.
Während Indikatoren wie der ROI helfen können, Argumente gegenüber Fördergebern zu finden, streichen die ProjektpartnerInnen hervor, dass eindimensionale Indikatoren nicht genug sind, um die Auswirkungen von Erwachsenenbildung zu beurteilen. Vielmehr sollten Anbieter multidimensionale Daten sammeln und persönliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorteile berücksichtigen. Die Vorteile von Erwachsenenbildung sind dem Projektbericht zufolge oft nur mittel- oder langfristig ersichtlich, oder indirekt in Kombination mit anderen Faktoren.
Nachhaltige Finanzierung sicherstellen – die Frage nach dem Wie
Der Bericht führt insgesamt elf Investitionsmöglichkeiten in Erwachsenenbildung an. Zu den gängigsten Finanzierungsformen zählen demnach die Programmfinanzierung und Projektfinanzierung aufseiten der Bildungsanbieter und die Teilnahmegebühren aufseiten der Lernenden und Arbeitgeber. Die ProjektpartnerInnen merken kritisch an, dass Programm- und Projektfinanzierung mitunter lange Antrags- und Berichtsprozesse erfordern, während Teilnahmegebühren weniger kaufkräftige Gruppen potenziell von der Teilnahme ausschließen. Die AutorInnen des Berichts plädieren daher für eine nachhaltige Finanzierung – damit Erwachsenenbildungsorganisationen ihre Arbeit kontinuierlich durchführen können und allen Menschen die Teilnahme ermöglicht wird.
Hintergrund
Das Projekt Financing Adult Learning in Europe (Laufzeit: 2016-2018) hat sich zum Ziel gesetzt, Analysen und Empfehlungen für politische EntscheidungsträgerInnen aller Levels (europäisch, national, lokal, kommunal) und Erwachsenenbildungsanbieter zu entwickeln. Beteiligt waren der europäische Verband für Erwachsenenbildung (EAEA), die irische Organisation für Erwachsenenbildung (AONTAS), der dänische Verband für Erwachsenenbildung (DAEA), der europäische Verband der Regional- und Lokalbehörden für Lebenslanges Lernen (EARLALL), der Niedersächsische Bund für freie Erwachsenenbildung (NBEB), die Individual Learning Company (ILC) aus Großbritannien, das Institut für Gesellschaftsentwicklung aus Portugal (KERIGMA), der Schweizerische Verband für Weiterbildung (SVEB) und der Verband österreichischer Volkshochschulen (VÖV).
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