Fachkräftestrategie Saar: Neuer Schub für die berufliche Weiterbildung

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Saarland

Mit einer neuen Fördersystematik will das Saarland die berufliche Weiterbildung voranbringen. Davon sollen in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich 8.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) profitieren können. Wie Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger am Dienstag, 8. Dezember, vor der Landespressekonferenz erklärte, stellt das Saarland dafür 11,4 Mio. Euro aus EU-Mitteln zur Verfügung.

»Kompetenz durch Weiterbildung« (KdW) lautet der Titel des neuen Programms, das als Bestandteil des saarländischen Plans für den Europäischen Sozialfonds ein zentrales Kapitel der regionalen Wirtschaftspolitik darstellt. Die Weiterbildung am Arbeitsplatz gewinne an Bedeutung, so die Ministerin. KdW unterstützt die Teilnahme an Seminaren zertifizierter Weiterbildungsträger und richtet sich speziell an Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Rehlinger: »Wir machen das ganz bewusst. KMU haben im Vergleich zu den Großen weniger Ressourcen für die Personalplanung und Personalentwicklung. Trotzdem stehen sie genau so unter Wettbewerbsdruck und sind darauf angewiesen, bei sich ständig wandelnden Anforderungen ihre Beschäftigten zu schulen und zu qualifizieren«.

Die berufliche Weiterbildung ist ein wesentlicher Punkt der saarländischen Fachkräftestrategie. Rehlinger: »Ein Ergebnis der regionalen Engpassanalyse war, dass Aus- und Weiterbildung ein entscheidender Faktor für die Fachkräftegewinnung ist«. Bis 2025 sei es möglich, durch Weiterbildung und Qualifizierung zwischen 8.000 und 16.500 Fachkräfte zusätzlich zu aktivieren. »Wir müssen aber dazu motivieren und gezielt Unterstützung anbieten, wie jetzt mit KdW«, so die Ministerin.

Rehlinger: »Wissen macht stark. Die Arbeitswelt ist komplexer und schneller geworden. Berufliche Weiterbildung ist ein Erfolgsfaktor; denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital eines Unternehmens. Wer Wettbewerbsfähigkeit und Innovation will, muss diesen Aspekt ernst nehmen«. Neue Materialien, Standards, Produkte und Verfahren setzten erneuertes Wissen voraus. Mehr als in der Vergangenheit gelte es eine Berufsbiografie durch lebenslanges Lernen anzupassen und zu erweitern. Eine wichtige Rolle spiele deshalb die Qualifizierung der Beschäftigten in den Unternehmen. »Aus der Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eröffnet berufliche Weiterbildung die Chance, am Ball zu bleiben und die eigenen Talente auszuspielen. Aus der Sicht der Unternehmen bedeutet Weiterbildung auch mehr Flexibilität bei der strategischen Planung und höhere Attraktivität bei den Kunden«, so Rehlinger weiter.

Demografie, Fachkräftemangel oder Digitalisierung sind einige der Herausforderungen, mit denen die Betriebe aktiv umgehen müssen. Berufliche Weiterbildung umfasst ein breites Spektrum von Themen: Arbeitsverfahren und Arbeitsorganisation, Marktorientierung, Wettbewerbs- und Betriebsführungskompetenz, neue Technologien oder Techniken. Schwerpunkte sind: Qualitätsmanagement, Verkaufstraining, Marketing und gewerblich-technische Kurse.

Die Beratung der Unternehmen, die Bearbeitung ihrer Anträge und die Auszahlung der Weiterbildungszuschüsse übernimmt eine spezielle Servicestelle. Sie wird gerade bei der FITT gGmbH aufgebaut und vom Wirtschaftsministerium mit EU-Hilfe finanziert. »Wir haben uns für ein unbürokratisches Zuschussverfahren entschieden. Die Anträge werden online abgewickelt und können ab Januar gestellt werden. Die KdW-Servicestelle steht den Unternehmen über das ganze Verfahren hinweg zur Seite«.

Durch KdW abgedeckt werden können 50 Prozent der Seminarkosten für einen Mitarbeiter, bis zu einem Höchstbetrag von 2.000 Euro. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit werden keine Beträge unter 300 Euro ausgezahlt. Die Förderung pro Unternehmen und Jahr ist limitiert. Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten können maximal 20.000 Euro pro Jahr erhalten, Unternehmen mit bis zu 249 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern maximal 250.000 Euro im Jahr.

HINTERGRUND

Zusätzliche Bausteine der Qualifizierungsoffensive
Für die KMU-Weiterbildungsberatung und das Demografie Netzwerk Saar (DNS) stellt das Wirtschaftsministerium Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds bis 2020 in Höhe von 5,2 Millionen Euro zur Verfügung.

Da das Saarland von der demografischen Entwicklung besonders betroffen sei, müssten die Unternehmen »Qualifikation und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten nachhaltig sichern«. Im Rahmen seiner Fachkräftesicherungsstrategie hat das Wirtschaftsministerium das Saarbrücker Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) beauftragt, eine Weiterbildungsberatung für KMU anzubieten. Deren Herzstück bildet eine ganzheitliche Analyse des Qualifizierungsbedarfs von Unternehmen durch erfahrene Berater. Sie suchen Betriebe auf und erarbeiten individuelle Vorschläge, auf welchen Feldern Mitarbeiter weitergebildet werden sollten. Die Beratung ist für die teilnehmenden Unternehmen kostenlos. Finanziert wird sie aus Mitteln des Landes und der EU. »Die Beratung macht den Unternehmen Stärken und Schwächen bewusst und sensibilisiert für anstehende Problemlagen. Diese entstehen oft, wenn wichtige Mitarbeiter aus Altersgründen den Betrieb verlassen«, so die Ministerin.

Auch das Demografie Netzwerk Saar (DNS) steht ganz im Zeichen der Offensive für betriebliche Weiterbildung. Es wurde aus der Praxis für die Praxis geschaffen und richtet sich an regionale Unternehmen aller Branchen. Im Netzwerk vertretene Betriebe organisieren Seminare, Workshops oder Sensibilisierungsveranstaltungen, um betrieblich erprobte Handlungsempfehlungen für den Umgang mit der demografischen Entwicklung zu geben. Zusätzlich soll das Netzwerk auf Landkreisebene regionalisiert werden und spezifische Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität entwickeln. Das Projekt wird im Auftrag des Wirtschaftsministeriums durch das Saarbücker Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft und die Standortagentur saar.is koordiniert.

Weiterbildungsdatenbank Saar
Was an Qualifizierungsangeboten auf dem Markt ist, präsentiert übersichtlich die »Weiterbildungsdatenbank Saar«. Sie erlaubt es, alle Weiterbildungsmöglichkeiten der Region über das Internet abzufragen und zu vergleichen. Die Datenbank ist für Anbieter und Nutzer kostenfrei. Sie enthält zurzeit etwa 4.000 Datensätze. Es handelt sich um eine regional ausgerichtete Datenbank, die schwerpunktmäßig Angebote aus dem Saarland verwaltet und transparent macht. Die Suche bietet aber auch Zugriff auf überregionale Angebote aus dem gesamten Bundesgebiet sowie auf E-Learning- und Fernunterrichtsangebote.

Die Weiterbildungsdatenbank wurde von der Arbeitskammer des Saarlandes in Kooperation mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz im Rahmen des SaarLernNetzes entwickelt.

 

 

 

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