Aktionsrat Bildung stellt neues Gutachten »Digitale Souveränität und Bildung« vor

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Der rasante technologische Wandel der letzten Jahrzehnte durchdringt nahezu alle Lebensbereiche und stellt Individuum und Gesellschaft vor die Herausforderung, sich an die ständig wechselnden Anforderungen von »Leben 4.0« und »Arbeit 4.0« anzupassen. Sowohl die private als auch die berufliche Nutzung digitaler Medien bergen Chancen und Risiken in sich, die es differenziert zu betrachten gilt.

Vor diesem Hintergrund stellte der Aktionsrat Bildung am 16. Mai 2018 im hbw Ι Haus der Bayerischen Wirtschaft in München im Rahmen der Veranstaltung »Deutschland hat Zukunft« sein aktuelles Gutachten »Digitale Souveränität und Bildung« vor und diskutierte die Inhalte mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.

Die Veranstaltung, die auch im Internet via live streaming verfolgt werden konnte, wurde durch Alfred Gaffal, Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., eröffnet. Herr Gaffal betonte in seiner Rede »Vorsprung durch digitale Bildung« die zentrale Bedeutung digitaler Bildung für den Erfolg von Individuum, Gesellschaft und Wirtschaft. Aus diesem Grund fordere die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. die Digitale Bildung in allen Lebensphasen zu stärken und in der Fläche gezielt voranzutreiben.

Im Anschluss stellte Herr Prof. Dr. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg und Vorsitzender des Aktionsrats Bildung, mit seinem Vortrag »Bildungsauftrag Digitale Souveränität« die bildungsphasenübergreifenden Handlungsempfehlungen aus dem Gutachten vor. Auf der Grundlage des Begriffs der digitalen Souveränität, der im Gutachten als übergeordnetes Ziel aller empfohlenen Maßnahmen fungiert, erläuterte Herr Prof. Dr. Lenzen die wesentlichen Forderungen des Gremiums im Hinblick auf die technische Ausstattung und Infrastruktur in Bildungseinrichtungen, die Aus- und Weiterbildung des pädagogischen Personals, Forschung und Entwicklung sowie die Digitalisierung von Lehre und Unterricht.

In Ihrem Vortrag »Chancen und Risiken der Nutzung digitaler Medien für das Lernen« gab Frau Prof. Dr. Bettina Hannover, Leiterin des Arbeitsbereichs Schul- und Unterrichtsforschung im Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie an der Freien Universität Berlin und Mitglied des Aktionsrats Bildung, Einblicke in die spezifischen Chancen, aber auch die Risiken digitaler Medien aus Sicht der Lernpsychologie. Sie betonte dabei besonders, dass die Rahmenbedingungen der Nutzung digitaler Medien im Unterricht entscheidend dafür seien, dass diese gegenüber herkömmlichen Medien einen Vorteil böten: als entscheidende Faktoren sind hier Merkmale auf Seiten der Schülerinnen und Schüler, Art, Intensität und Motive der Nutzung sowie die Qualität der medialen Inhalte und Formate zu nennen.

Anschließend wurden die spezifischen Herausforderungen aus der Perspektiver einzelner Bildungsphasen näher beleuchtet. Die Herausforderungen für die Frühe Bildung und Primarstufe stellte Frau Prof. Dr. McElvany, Direktorin des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Technischen Universität Dortmund und Mitglied des Aktionsrats Bildung, vor. In Ihrem Vortrag betonte Sie die Notwendigkeit der Anpassung des Lernens an Schulen an die private Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern, die schon früh mit digitalen Medien in Kontakt kämen. Darüber hinaus plädierte Frau Prof. Dr. McElvany besonders für einen zielgerichteten Einsatz digitaler Medien im Unterricht und für eine Verstärkung der Forschungsbemühungen zu den spezifischen Vorteilen digitalen Lernens je nach Fach, Inhalt und Altersstufe.

Der Bereich der Sekundarstufe wurde von Frau Prof. Dr. Seidel, Prodekanin der TUM School of Education und Inhaberin des Lehrstuhls für Schul- und Unterrichtsforschung an der TU München sowie Mitglied des Aktionsrats Bildung, vertreten. Frau Prof. Dr. Seidel hob hervor, dass der Anteil an Kindern und Jugendlichen, die nach den Ergebnissen empirischer Untersuchungen nicht über basale Kompetenzen im Bereich digitaler Medien herauskämen (ca. 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler der achten Jahrgangsstufe) angesichts des rasanten Wandels in Wirtschaft, Gesellschaft und Arbeitsleben zu hoch sei. Neben der Forderung nach einer grundlegenden technischen Ausstattung inklusive der Bereitstellung digitaler Klassenzimmer hob Sie vor allem die Bedeutung einer zeitgemäßen Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte hervor.

Abschließend wurden die Auswirkungen der digitalen Transformation auf den Weiterbildungsbereich von Prof. Dr. Tippelt, Professor für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung an der LMU München betrachtet. Neben einer Erweiterung der Weiterbildungsangebote um Inhalte z. B. zu Fragen der Prozessoptimierung, Programmiertechnik, Big Data und Datensicherheit betonte er auch die Chancen, die digitale Angebote für das lebenslange und arbeitsintegrierte Lernen böten. Er stellte empirische Ergebnisse zur Wirksamkeit digitaler Lernformen vor und präsentierte die wesentlichen Forderungen des Aktionsrats Bildung für die berufliche und betriebliche Weiterbildung, die allgemeine Erwachsenenbildung sowie die wissenschaftliche Weiterbildung.

Die Veranstaltung wurde von einer Podiumsdiskussion abgerundet, die von Christian Nitsche (Chefredakteur beim Bayerischer Rundfunk) moderiert wurde. An der Gesprächsrunde nahmen teil: Bernd Sibler (Bayerischer Staatsminister für Unterricht und Kultus), OStD Heinz-Peter Meidinger (Präsident Deutscher Lehrerverband, RSD Matthias Wabner (Schulleiter Dominik-Brunner-Realschule, Poing), Prof. Dr. Ludger Wößmann (Mitglied des Aktionsrats Bildung, Professor für Volkswirtschaftslehre LMU München sowie Leiter des ifo Zentrums für Bildungsökonomik) und Dr. Christof Prechtl, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der vbw und Leiter der Abteilung Bildung und Integration. Gemeinsam diskutierten sie mögliche Schritte, um Bildung über alle Bildungsphasen hinweg an die Bedarfe einer digitalisierten Welt anzupassen: Die Diskutanten waren sich einig, dass hier insbesondere für den schulischen Bereich eine grundsätzliche technische Ausstattung (Breitbandanbindung und WLAN, digitale Arbeitsplätze für Lehrkräfte, Online-Plattformen etc.) geschaffen werden müsse. Besonderer Aufholbedarf wurde in dieser Hinsicht insbesondere für die beruflichen Schulen hervorgehoben. Darüber hinaus wurde die Notwendigkeit der Entwicklung fach- und inhaltsspezifischer Konzepte zur Nutzung digitaler Medien für das Lernen sowie von Instrumenten zur Erfassung der Wirkungen des Medieneinsatzes betont. Im Bereich der hochschulischen Bildung wurden die Integration verpflichtender Angebote zur digitalen Bildung in alle lehrerbildenden Studiengänge sowie adaptive und nachhaltige Fortbildungsstrukturen gefordert.

QUELLE: ARB

    

 

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