Bildung in der digitalen Welt: Schulen schlecht aufgestellt
GEW stellt repräsentative Mitgliederbefragung vor: »Dringender Modernisierungs- und Sanierungsbedarf – nationale Bildungsstrategie und Bildungsgipfel angeregt«
Die Schulen in Deutschland sind für ihren Auftrag, die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen der digitalen Welt vorzubereiten, schlecht aufgestellt. Die Lehrkräfte sehen einen dringenden Modernisierungs- und Sanierungsbedarf. »82 Prozent der Befragten mahnen die Verbesserung der digitalen Ausstattung der Schulen als sehr wichtig bzw. wichtig an. 89 Prozent verlangen, dass die Bereitstellung zusätzlicher Gelder dafür höchste bzw. hohe Priorität haben müsse.
Das ist für die bisherigen Bemühungen der Politik, Schulen an die digitale Entwicklung anzukoppeln, ein Armutszeugnis«, betonte Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), mit Blick auf die Ergebnisse der Studie »Gebäudequalität von Bildungseinrichtungen«, die sie heute während einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt hat. Für die Mitglieder der Bildungsgewerkschaft ist die Untersuchung repräsentativ.
»Politik muss endlich handeln und sich auf substanzielle Verbesserungen an den Schulen verständigen: Wir regen eine nationale Bildungsstrategie an, damit nicht weiterhin von unterschiedlichen Akteuren an vielen verschiedenen Baustellen herumgewerkelt wird. Dafür braucht es einen Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen. Fünf Milliarden Euro aus dem Digitalpakt und 3,5 Milliarden Euro für die Schulsanierung - wie im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vorgesehen - reichen bei weitem nicht aus. Das belegen die Ergebnisse unserer Untersuchung ebenso wie die neuesten Zahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die allein an den Schulen einen Sanierungsstau von 47,7 Milliarden Euro errechnet hat«, sagte Tepe. »Wir schlagen einen Bildungsgipfel vor, der sich auch intensiv mit dem Thema Fachkräftemangel beschäftigen muss. Die GEW bietet ihre Mitarbeit und Unterstützung für die Entwicklung und Umsetzung von Lösungsstrategien an«.
Als drängendste Anforderungen benannten die Lehrkräfte Grundlagen wie die technische Wartung und Betreuung der digitalen Ausstattung (94 Prozent), die Bereitstellung von Hardware für die Lehrkräfte (90 Prozent) und die Lernenden (84 Prozent) sowie eine umfassende Fortbildung (85 Prozent). Auch der Infrastruktur, der Verfügbarkeit (87 Prozent) und Leistungsfähigkeit (89 Prozent) eines W-LAN-Netzes, messen die Lehrkräfte hohe Bedeutung bei. »Die Lehrerinnen und Lehrer setzen darauf, dass der Staat bei der Digitalisierung den Hut aufbehält und nicht den großen Medienkonzernen Tür und Tor öffnet (85 Prozent). Der Datenschutz ist für die Befragten nicht verhandelbar: 89 Prozent betonen, dass dieser sehr wichtig bzw. wichtig sei«, sagte die GEW-Vorsitzende. »Und die Lehrkräfte unterstreichen den Primat der Pädagogik gegenüber der Technik: 83 Prozent wollen, dass sich die digitale Ausstattung nach dem pädagogischen Konzept der Schule ausrichtet.«
»Große Unzufriedenheit herrscht auch mit dem Zustand der Gebäude, den räumlichen Möglichkeiten, insbesondere für Ganztagsangebote, der Hygiene und der Ausstattung mit Lehr- und Lernmitteln«, sagte Tepe. 59 Prozent hielten »größere Umbau- und Sanierungsmaßnahmen« an ihrer Schule für dringend notwendig. Dazu gehörten, unterschiedliche Funktionsräume (86 Prozent für Differenzierung, Fachräume, Elterngespräche; 85 Prozent für Pausen- und Rückzugsräume für Beschäftigte sowie Schüler), persönliche Arbeitsplätze für Lehrende (70 Prozent), offene Lernräume (70 Prozent) und grundsätzlich größere Räume (66 Prozent) zu schaffen. 70 Prozent forderten, dass die hygienischen Bedingungen an den Schulen verbessert werden müssten. »Diese Zahlen werfen ein bezeichnendes Licht darauf, dass Deutschland viel zu wenig dafür tut, die nachwachsende Generation unter angemessenen Rahmenbedingungen auszubilden. Wir sind weit davon entfernt, dass ‚der Raum als dritter Pädagoge‘ seinen Beitrag zu gelingenden Lernprozessen leisten kann«, hob Tepe hervor.
Hintergrund
Im Sommer sind 15.000 GEW-Mitglieder zur »Gebäudequalität von Bildungseinrichtungen« befragt worden. Die Rücklaufquote lag bei knapp 20 Prozent. Die Ergebnisse der Studie sind für die Mitglieder der Bildungsgewerkschaft repräsentativ. Die Untersuchung liefert beispielsweise auch Daten für Kitas und Hochschulen. Die Agentur »Mauss Research« hat die Untersuchung erstellt.
Wenn im Text nicht anders angegeben ziehen die genannten Prozentzahlen die Antworten der Befragten der Kategorien »sehr wichtig« und »wichtig« zusammen. Die Daten sind den Übersichtstabellen für die Tätigkeitsbereiche entnommen.
VERWEISE
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