Digitalisierte Arbeitswelt: Arbeitnehmer überwiegend optimistisch, brauchen jedoch Weiterbildung

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Orizon

Mehrheit sieht für sich persönlich überwiegend Vorteile durch Digitalisierung * Etwas mehr als jeder Zehnte hat Angst vor Jobverlust * Weiterbildung von Arbeitnehmern erforderlich, wird jedoch nicht flächendeckend angeboten

Die öffentliche Debatte über die Digitalisierung der Arbeitswelt kennt viele Stimmungslagen. Wenn es um die absehbare Automatisierung bestimmter Tätigkeiten geht, rangieren die Meinungen irgendwo zwischen Untergangsszenarien und Fortschrittsglauben.

»Wir sind bald alle überflüssig«, sagen die einen – »Es sind schon immer Berufe verschwunden und neue entstanden«, sagen die anderen. Laut der Arbeitsmarktstudie 2018 des Personalunternehmens Orizon blicken Arbeitnehmer in Deutschland jedoch mehrheitlich positiv auf die aktuellen Entwicklungen – Ängste vor Kollege Roboter äußert nur ein kleiner Teil. Für die Studie im Auftrag von Orizon befragte das unabhängige Marktforschungsinstitut Lünendonk über 2.000 bevölkerungsrepräsentativ ausgewählte Arbeitnehmer.

Die Digitalisierung ändert die Art, wie wir arbeiten, wo wir arbeiten und wann wir arbeiten. Doch trotz des massiven Wandels äußern nur 12,6 Prozent der befragten Arbeitnehmer in der Orizon Arbeitsmarktstudie 2018 die Furcht, ihr konkreter Arbeitsplatz könnte durch die Digitalisierung wegfallen. Ein Jahr zuvor hatten dies noch über 14 Prozent bejaht. Über die Hälfte (51,6 Prozent) der Befragten stimmt der Aussage zu, für sie persönlich würden die Vorteile der neuen Technologien überwiegen.

Auch im Hinblick auf die eigenen Kompetenzen trauen sich die Arbeitnehmer etwas zu: die überwältigende Mehrheit von 76,3 Prozent ist überzeugt, sich die geforderten digitalen Fähigkeiten aneignen zu können. Durch die Digitalisierung überfordert fühlt sich hingegen nur etwas mehr als jeder Zehnte. Dennoch: die Befürchtungen und Überforderungsgefühle dieser Arbeitnehmer müssen ernst genommen werden, um ihre Beschäftigungsfähigkeit zu sichern und dafür Sorge zu tragen, dass diese Menschen nicht »abgehängt« werden. Ein Schlüssel, um sie mit den nötigen Kompetenzen für die künftige Arbeitswelt auszustatten und ihnen Sicherheit zu geben, liegt in der Weiterbildung.

Schlüsselfaktor Weiterbildung

»Standardisierbare Tätigkeiten, insbesondere in produzierenden Branchen oder in Verwaltungsbereichen, werden in absehbarer Zeit durch automatisierte Prozesse ersetzt – an dieser Entwicklung, die auch vielfältige Potenziale bietet, führt kein Weg vorbei«, sagt Dr. Dieter Traub von Orizon. Im Verkehrssektor, in der Fertigung, aber auch im Banken- und Versicherungswesen könnten sogar gleich ganze Jobs vollständig von Computern erledigt werden. Insbesondere die aktuell viel diskutierte Blockchain-Technologie könnte den Wandel in dieser Hinsicht weiter verstärken.

Umso bedeutsamer ist das Thema Weiterbildung – für Arbeitnehmer wie auch für Unternehmen. »Die Menschen müssen mit den neuen Technologien vertraut gemacht und für neue Berufsbilder und neue Aufgaben qualifiziert werden. Nur so nehmen wir ihnen die Ängste vor dem Jobverlust und sorgen weiter für gute, sichere Arbeit«, ist Traub überzeugt. In der Orizon Arbeitsmarktstudie 2018 gaben jedoch nur 42,9 Prozent der befragten Arbeitnehmer an, dass ihnen an ihrem aktuellen oder vorherigen Arbeitsplatz Möglichkeiten der Weiterbildung gewährt worden seien. »Mit ihren vielfältigen Einsätzen bietet Zeitarbeit hervorragende Möglichkeiten, immer wieder neue Einblicke zu gewinnen und neue Arbeitsmethoden und Branchen kennenzulernen. Näher an der Praxis kann Weiterbildung kaum sein«, so Traub.

Hintergrund
Orizon hat 2018 zum siebten Mal die Studie »Arbeitsmarkt – Perspektive der Arbeitnehmer« durchgeführt. An der bevölkerungsrepräsentativen Online-Befragung nahmen 2.041 Arbeitnehmer und Arbeitsuchende in Deutschland teil. Durchgeführt wurde die Studie von dem unabhängigen Marktforschungs- und Analyseunternehmen Lünendonk GmbH. Zur Gewährleistung der Repräsentativität wurden vorgegebene Quoten über die soziodemographischen Merkmale Alter, Geschlecht, Schulbildung und Bundesland etabliert. Verzerrungen wurden durch Gewichtung aufgehoben. Die Gewichtung erfolgte nach Mikrozensus.

 

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