GEW: »Bildung kann nicht warten!«

(Geschätzte Lesezeit: 1 - 2 Minuten)
gew

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Bund und Länder gemahnt, deutlich größere Anstrengungen zu unternehmen, Flüchtlingen und Asylsuchenden Zugänge zu Bildung zu gewährleisten. Zudem müssten die Beschäftigten im Bildungswesen unterstützt werden, damit sie die gewachsenen Aufgaben bewältigen können.

»Für uns ist klar: Bildung kann nicht warten!«, betonte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Donnerstag vor dem Flüchtlingsgipfel. »Bildung ist ein Menschenrecht und nicht verhandelbar. Dementsprechend müssen Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus vom ersten Tag an Zugang zu Bildung bekommen. Dies ist zentrale Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und essentieller Bestandteil nachhaltiger Integrationspolitik. Denn: Viele Flüchtlinge und Asylsuchende werden in Deutschland auf Dauer eine neue Heimat finden. Mehr als die Hälfte sind Kinder und Jugendliche«.

Tepe forderte ein umfassendes Maßnahmenpaket und zusätzliche Bundesmittel. »Wir brauchen bedarfsgerechte Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Kitas, allgemeinbildenden und Berufsschulen sowie Hochschulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Dafür müssen die finanziellen Mittel erhöht und die personellen Ressourcen aufgestockt werden«, unterstrich Tepe.

Sie verlangte konkrete Maßnahmen mit dem Schwerpunkt Sprachbildung, verbesserte Zugangsregelungen sowie Beratungs-, Unterstützungs- und Therapieangebote. »Sprache eröffnet den Zugang zur Welt. Sie ist Voraussetzung dafür, sich in einem neuen soziokulturellen Umfeld, in Bildungseinrichtungen und im Erwerbsleben zurechtzufinden. Sprachkurse müssen für alle Altersgruppen ausgebaut, zusätzliche pädagogische Fachkräfte geworben und die Beschäftigten fort- und weitergebildet werden«, erklärte Tepe. »Der Zugang zu Bildung in den öffentlichen Bildungseinrichtungen muss schnell und unbürokratisch laufen. Dabei steht das Kindeswohl im Mittelpunkt. Auf den Abschluss eines Asylverfahrens zu warten, ist völlig unzumutbar und verschwendet wertvolle Zeit«. Die aktuellen Asylrechts-Pläne der Bundesregierung drohten, tausende Flüchtlinge und Asylsuchende von Bildung auszuschließen.

Zudem seien umfassende mehrsprachige Informations- und Beratungsangebote notwendig: »Familien müssen beispielsweise wissen, dass es einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gibt oder wie sie therapeutische Hilfe erhalten können, um Traumata zu bewältigen«, erläuterte die GEW-Vorsitzende. Genauso wichtig seien Beratung und Unterstützung für die Beschäftigten, die hoch motiviert sind und helfen wollen. »Mit den vielschichtigen Problemen der Flüchtlinge und Asylsuchenden umzugehen, ist nicht leicht. Die Beschäftigten dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass sie allein gelassen werden. Sie brauchen die Möglichkeit, sich zu vernetzen und auszutauschen sowie einen Anspruch auf professionelle Hilfe«, forderte Tepe.

Sie wiederholte die GEW-Forderung nach einer deutlich besseren und nachhaltigen Bildungsfinanzierung. Die öffentlichen Bildungseinrichtungen müssten für ihre Regelaufgaben und die zusätzlichen Herausforderungen gestärkt werden. Für Anfang Oktober kündigte Tepe Eckpunkte für die Bildung von Flüchtlingen und Asylsuchenden an.

 

 

  LINKS  

  •  ...

 

Viele ukrainische Flüchtlinge wollen längerfristig in Deutschland bleiben
Ergebnisse der zweiten Befragung ukrainischer Geflüchteter: Fast die Hälfte beabsichtigt zu Beginn des Jahres 2023 längerfristig in Deutschland zu bleiben. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 sind mehr als eine Million...
Langsam, aber stetig: Erwerbschancen geflüchteter Frauen verbessern sich
Mangelnde Bildung und Sprachkenntnisse sowie traditionelle Rollenbilder hemmen Integration Frauen mit Fluchthintergrund haben es schwer auf dem Weg in den Arbeitsmarkt, fassen dort aber immer besser Fuß. Ihre Erwerbsbeteiligung steigt langsam,...
Sprachliche Bildung in der Corona-Pandemie aus Sicht der Lehrkräfte
Schulschließungen, Wechselunterricht, digitaler Unterricht – während der Corona-Pandemie mussten sich Lehrkräfte, Lernende und Eltern immer wieder ad hoc auf neue Lehr-Lern-Settings einlassen. Einerseits wurde diese Situation als Chance zur...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • »Mein Bildungsraum« in der Kritik

    Kurzbesprechung des Artikels »Digitalisierung: Großprojekt des Bundes "Mein Bildungsraum" in der Kritik« von Dorothee Wiegand Der Artikel von Dorothee Wiegand (veröffentlicht auf heise.de) bietet einen umfassenden Überblick zum BMBF-Projekt »Mein...

  • Informatikunterricht in Deutschland: Große Fortschritte, aber noch viel zu tun

    Informatik-Monitor 2024/25: Fortschritte und Herausforderungen  Im Schuljahr 2024/25 werden fast drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler Informatik als Pflichtfach belegen. Das geht aus dem aktuellen Informatik-Monitor 2024/25 hervor, den die...

  • Bildungsplattform »Mein NOW«: Potenzial ungenutzt

    Portal »mein NOW«: Kritik an Usability und Zielgruppenansprache Die Bildungsjournalistin Gudrun Porath hat in einer Kolumne auf Haufe.de das Online-Portal »mein NOW« kritisch beleuchtet und kommt zu dem Schluss, dass die Weiterbildungsplattform »hinter den...

  • Anhörung zum AFBG: Experten für die Förderung beruflicher Weiterbildung

    Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG), der insbesondere der Stärkung der beruflichen Weiterbildung und Fachkräftesicherung dienen soll, ist bei einer öffentlichen...

  • Fünf Wege zu mehr Flexibilität: Empfehlungen für die nachschulische Bildung

    Übergänge in Ausbildung und Studium - Wie die Politik in Zeiten des Fachkräftemangels nachschulische Bildung gestalten muss Expert*innen plädieren für mehr Flexibilität in der nachschulischen Bildung Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einer großen...

 

 

.