GEW: »Bildung kann nicht warten!«
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Bund und Länder gemahnt, deutlich größere Anstrengungen zu unternehmen, Flüchtlingen und Asylsuchenden Zugänge zu Bildung zu gewährleisten. Zudem müssten die Beschäftigten im Bildungswesen unterstützt werden, damit sie die gewachsenen Aufgaben bewältigen können.
»Für uns ist klar: Bildung kann nicht warten!«, betonte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Donnerstag vor dem Flüchtlingsgipfel. »Bildung ist ein Menschenrecht und nicht verhandelbar. Dementsprechend müssen Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus vom ersten Tag an Zugang zu Bildung bekommen. Dies ist zentrale Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und essentieller Bestandteil nachhaltiger Integrationspolitik. Denn: Viele Flüchtlinge und Asylsuchende werden in Deutschland auf Dauer eine neue Heimat finden. Mehr als die Hälfte sind Kinder und Jugendliche«.
Tepe forderte ein umfassendes Maßnahmenpaket und zusätzliche Bundesmittel. »Wir brauchen bedarfsgerechte Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Kitas, allgemeinbildenden und Berufsschulen sowie Hochschulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Dafür müssen die finanziellen Mittel erhöht und die personellen Ressourcen aufgestockt werden«, unterstrich Tepe.
Sie verlangte konkrete Maßnahmen mit dem Schwerpunkt Sprachbildung, verbesserte Zugangsregelungen sowie Beratungs-, Unterstützungs- und Therapieangebote. »Sprache eröffnet den Zugang zur Welt. Sie ist Voraussetzung dafür, sich in einem neuen soziokulturellen Umfeld, in Bildungseinrichtungen und im Erwerbsleben zurechtzufinden. Sprachkurse müssen für alle Altersgruppen ausgebaut, zusätzliche pädagogische Fachkräfte geworben und die Beschäftigten fort- und weitergebildet werden«, erklärte Tepe. »Der Zugang zu Bildung in den öffentlichen Bildungseinrichtungen muss schnell und unbürokratisch laufen. Dabei steht das Kindeswohl im Mittelpunkt. Auf den Abschluss eines Asylverfahrens zu warten, ist völlig unzumutbar und verschwendet wertvolle Zeit«. Die aktuellen Asylrechts-Pläne der Bundesregierung drohten, tausende Flüchtlinge und Asylsuchende von Bildung auszuschließen.
Zudem seien umfassende mehrsprachige Informations- und Beratungsangebote notwendig: »Familien müssen beispielsweise wissen, dass es einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gibt oder wie sie therapeutische Hilfe erhalten können, um Traumata zu bewältigen«, erläuterte die GEW-Vorsitzende. Genauso wichtig seien Beratung und Unterstützung für die Beschäftigten, die hoch motiviert sind und helfen wollen. »Mit den vielschichtigen Problemen der Flüchtlinge und Asylsuchenden umzugehen, ist nicht leicht. Die Beschäftigten dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass sie allein gelassen werden. Sie brauchen die Möglichkeit, sich zu vernetzen und auszutauschen sowie einen Anspruch auf professionelle Hilfe«, forderte Tepe.
Sie wiederholte die GEW-Forderung nach einer deutlich besseren und nachhaltigen Bildungsfinanzierung. Die öffentlichen Bildungseinrichtungen müssten für ihre Regelaufgaben und die zusätzlichen Herausforderungen gestärkt werden. Für Anfang Oktober kündigte Tepe Eckpunkte für die Bildung von Flüchtlingen und Asylsuchenden an.
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