FiBS: Bis 2030 fehlen 20.000 Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen

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Zuletzt steigende Geburtenzahlen, eine weiterhin hohe Zuwanderung und höhere allgemeinbildende Schulabschlüsse führen zu einem Anstieg der Schülerzahlen in berufsbildenden Schulen ab Anfang der 2020er Jahre. In allen Ländern liegen die voraussichtlichen Schülerzahlen höher als von der Kultusministerkonferenz vorhergesagt; entsprechend werden mehr – nicht weniger – Lehrkräfte benötigt.

Dies ist das Ergebnis einer Prognose des FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie zur Entwicklung des berufsbildenden Schulbereichs in den 16 Ländern. Finanziert wurde die Studie, die heute von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft veröffentlicht wird, von der Max-Traeger-Stiftung.

Die demografische Entwicklung in Deutschland und die hohe Zuwanderung machen sich nicht nur in den Grund- und weiterführenden Schulen bemerkbar, sondern führen nach und nach auch in den berufsbildenden Schulen zu einer steigenden Nachfrage. Waren im Schuljahr 2016/17 noch gut 2,5 Mio. Schülerinnen und Schüler in einer berufsbildenden Schule, können es im Jahr 2030 bis zu 2,6 Mio. werden. Dieser Trend lässt sich jedoch nicht in allen Ländern beobachten: Während die Schülerzahlen insbesondere in Nordrhein-Westfalen, den ostdeutschen Ländern sowie den Stadtstaaten Berlin und Hamburg zum Teil stark ansteigen, zeigen sich in den meisten westdeutschen Flächenländern rückläufige Schülerzahlen.

Gegenläufige Entwicklungen zeigen sich in den sog. Vollzeitschulen, die insbesondere Fachkräfte für den Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialbereich ausbilden, und den Teilzeit-Berufsschulen des dualen Systems. Während die Schülerzahlen in den Vollzeitschulen durchgängig ansteigen, sinken sie in den Teilzeit-Berufsschulen, vor allem in den westdeutschen Flächenländern. Rückläufig sind zudem die Schülerzahlen im sog. Übergangssystem, das diejenigen aufnimmt, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.

Legt man diese Entwicklungen in der Nachfrage nach beruflicher Bildung zugrunde, ist, insgesamt gesehen, mit einem weiteren Anstieg des Lehrkräftebedarfs zu rechnen – und nicht mit einem Rückgang, wie die KMK und die Bertelsmann-Stiftung erwarten. Der Anstieg der Schülerzahlen und des Lehrkräftebedarfs zeigt sich in den westdeutschen Ländern insbesondere in der zweiten Hälfte des kommenden Jahrzehnts, in den ostdeutschen Ländern hingegen fast über den gesamten Zeitraum.

»Im Ergebnis bedeuten unsere Zahlen, dass der Lehrkräftebedarf noch einmal deutlich höher ist, als von der Kultusministerkonferenz und der Bertelsmann-Stiftung vorausgesagt«, stellt Dr. Dieter Dohmen, der Direktor des FiBS fest. Während sowohl die KMK als auch die Bertelsmann-Stiftung von bundesweit sinkenden Schülerzahlen und damit auch einem rückläufigen Lehrkräftebedarf ausgehen, kommt das FiBS in beiden Bereichen zu steigenden Zahlen. Schon jetzt und trotz der Annahme sinkender Schülerzahlen stellen die beiden anderen Studien einen Mangel von mindestens 8.700 einschlägig qualifizierten Berufsschullehrkräften fest. Geht man dann, wie das FiBS errechnet hat, von steigenden Schülerzahlen aus, wird der zu erwartende Mangel an Lehrenden sogar noch deutlich größer ausfallen und könnte bis zu 20.000 betragen.

»Im Ergebnis bedeuten die vorliegenden Prognosen, dass die berufliche Bildung junger Menschen in Deutschland erheblich unter Druck gerät«, formuliert der Bildungsökonom. »Hätte das Werben für die duale Ausbildung Erfolg, müssten die Auszubildenden damit rechnen, dass die Unterrichtsversorgung in den Berufsschulen nicht gewährleistet ist. Kultus- und Wissenschaftsministerien sind gefordert, hier möglichst schnell aktiv zu werden, um eine hochwertige Ausbildung junger Menschen sicherzustellen. Gelingt das nicht, sind junge Menschen dann besser beraten, ein Hochschulstudium anzustreben. Ohne hier unnötig dramatisieren zu wollen: Der sich abzeichnende Lehrkräftemangel in fast allen Bereichen des Schulsystems droht zu einer Gefahr für das Qualifikationsniveau junger Menschen zu werden und könnte den Fachkräftemangel weiter verschärfen«.

Redaktionelle Nachbemerkung
In der von der Bertelsmann Stiftung verbreiteten Meldung (siehe Link unten) wird von einem Bedarf von 60.000 neuen Lehrern an Berufsschulen bis zum Jahr 2030 gesprochen. Die vom FiBS prognostizierten, sehr differenzierten Zahlen gehen insgesamt von einem Bedarf von ca. 70.000 Lehrern in 2030 aus, unter der Annahme, dass bis zu diesem Zeitpunkt rund 50.000 zur Verfügung stehen werden. Dies entspricht einem Fehl-Bedarf von etwa 20.000 Lehrkräften.

 

 

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