GEW: Mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen in der Erwachsenenbildung

Learning Glaskugel auf Hand

Bildungsgewerkschaft zum einhundertjährigen Jubiläum der Volkshochschulen 

»Bund, Länder und Kommunen müssen erheblich mehr Geld für die öffentlich finanzierte Weiterbildung ausgeben. Nur so können die öffentliche Verantwortung und die vor hundert Jahren in der Weimarer Reichsverfassung verankerte Förderung der Erwachsenenbildung angemessen wahrgenommen werden«, sagte Ansgar Klinger, für Berufs- und Weiterbildung verantwortliches Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am Mittwoch in Frankfurt am Main mit Blick auf das Jubiläum »100 Jahre Volkshochschulen«. Die bessere Finanzierung sei zugleich eine wesentliche Voraussetzung, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten endlich zu verbessern.

»Die Folgen der schlechten Finanzierung: Die Zahl der hauptberuflichen pädagogischen Mitarbeiter an den Volkshochschulen sinkt, während der Angebotsumfang steigt. Die Arbeitsverdichtung führt zu Burnout sowie zunehmend psychischen und allgemeinen Erkrankungen. 87 Prozent der Beschäftigten arbeiten als selbstständige Honorarkräfte: Ihre Honorare sind überwiegend zu niedrig und oft weder der Leistung noch der Qualifikation angemessen«. Der Anteil der Festangestellten liege bei 6 Prozent. Jede vierte dieser Stellen sei befristet. Zudem sinke die Bezahlung des hauptberuflichen pädagogischen Personals tendenziell.

Bereits vor 50 Jahren habe der damalige Deutsche Bildungsrat gefordert, die Weiterbildung als eigenständige vierte Säule des Bildungswesens zu verankern. »Das ist jedoch – anders als die Regulierung und Stärkung der Beruflichen Bildung - nie umgesetzt worden«, betonte Klinger. Volkshochschulen und Weiterbildung stünden heute bedeutend besser da, wenn es ein Bundesrahmengesetz gäbe. »Die Auswirkungen der Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt machen deutlich, wie dringend notwendig ein Bundesweiterbildungsgesetz ist«, unterstrich der Weiterbildungsexperte. Wenn Volkshochschulen personell und finanziell angemessen ausgestattet werden, seien sie ein besonders geeigneter Ort für Bildungsberatung, aber auch wichtig als Grundbildungs- und Sprachlernzentren sowie für die berufliche Weiterbildung. Das müssten der künftige Nationale Bildungsrat und die Nationale Weiterbildungsstrategie beachten.

Die Volkshochschulen leisteten einen entscheidenden Beitrag, die Demokratie zu stärken. »Große Teile der Bevölkerung sehen sich den gesellschaftlichen Folgen der Globalisierung, Migration und Digitalisierung ohnmächtig gegenüber. Sie reagieren mit Angst und Abwehr. Eine Krise der Demokratie ist die Folge«, sagte Klinger. »Deshalb brauchen wir mehr politische Bildung in Deutschland. Diese ist völlig zu Unrecht in Vergangenheit und Gegenwart vernachlässigt worden«. Politische Bildung habe die Aufgabe, deutlich zu machen, dass gesellschaftliche Prozesse von Menschen gesteuert, von Interessen und Machtverhältnissen beeinflusst sind - und deshalb in demokratischen Auseinandersetzungen gestaltet werden können.

»Volkshochschulen sind ein hervorragender Ort allgemeine, politische und berufliche Bildung zu verknüpfen. Sie können die Menschen ermutigen, eine an Humanität und Gerechtigkeit orientierte Gesellschaft und Arbeitswelt zu gestalten«, hob der Berufs- und Weiterbildungsvorstand hervor. Er erinnerte an die Erfolge des Deutschen Volkshochschul-Verbandes in Bündnissen mit der GEW, beispielsweise anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Integrationskurse oder mit dem Appell »Gute Bildung für alle!«.

Hintergrund
Heute feiert der Deutsche Volkhochschul-Verband in Frankfurt a.M. mit einem zentralen Festakt das Jubiläum »100 Jahre Volkshochschulen«. Mit der 1919 beschlossenen Weimarer Verfassung wurde die Förderung der Erwachsenenbildung verankert. Das führte zur Gründung vieler Volkhochschulen.

   

 

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