Regierungen müssen mehr tun, um lebenslanges Lernen zu fördern
Regierungen müssen mehr in Bildung und Weiterbildung investieren und sie so gestalten, dass jede und jeder von der Digitalisierung profitieren kann. Zu diesem Schluss kommt eine neue OECD-Studie, die heute vorgestellt wurde.
Der OECD Skills Outlook 2019 ist Teil der OECD-Kampagne »I am the Future of Work« zur Gestaltung der Arbeitswelt von morgen. Die Studie plädiert dafür, aus traditionellen Bildungssystemen Systeme lebenslangen Lernens zu machen. Schulische Lehrpläne sollten so angepasst und Lehrkräfte so fortgebildet werden, dass sie Schüler*innen die Kenntnisse vermitteln, die im Umgang mit digitaler Technik nötig sind. Zudem sollten digitale Medien stärker genutzt werden, um das Lernen effizienter, flexibler und vor allem individueller zu gestalten.
»In unserer sich schnell wandelnden und immer digitaler werdenden Welt, hängt viel davon ab, ob man über die richtigen Kompetenzen verfügt oder nicht«, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts in Paris. »Politik sollte helfen, Flexibilität, berufliche Mobilität und Arbeitsplatzsicherheit in Einklang zu bringen. Mit den richtigen Investitionen in Bildung, wird sich im Zuge der digitalen Revolution auch für alle die Lebensqualität verbessern«.
Auch die Erwachsenenbildung sollte neue Wege gehen. Der Bericht zeigt, dass Weiterbildung oder eine berufliche Umorientierung für Erwachsene selten den Stellenwert haben, der ihr zukommen sollte. Dabei sind heute auf dem Arbeitsmarkt Karrieren, nicht linear verlaufen, besonders wertvoll. Entsprechend braucht es flexiblere Weiterbildungsmöglichkeiten und eine größere Anerkennung für berufliche Weiterbildung.
Wie die Studie zeigt, sind einige OECD-Länder weit besser auf den digitalen Wandel und die veränderte Arbeitswelt vorbereitet als andere. In Deutschland steht die junge Generation der 16-29-jährigen in Bezug auf ihre Vorkenntnisse im Umgang mit digitaler Informations- und Kommunikationstechnik besser da als der OECD-Durchschnitt. In vielen anderen Bereichen schneidet Deutschland eher durchschnittlich ab. So etwa bei der Nutzung von Weiterbildungsmöglichkeiten für Erwachsene. Ein problematischer Aspekt hier ist, dass gerade geringqualifizierte Arbeitskräfte und solche, deren Tätigkeit mit erhöhter Wahrscheinlichkeit durch Automatisierung ersetzt werden wird, besonders selten an Weiterbildung und Weiterqualifikation teilnehmen.
Belgien, Dänemark, Finnland, die Niederlande, Norwegen und Schweden gehören zu einer kleinen Gruppe von digitalen Vorreitern. Diese Länder können die Chancen der Digitalisierung besonders gut nutzen, weil ein großer Teil der Bevölkerung die notwendigen Vorkenntnisse besitzt oder Zugang zu entsprechenden Weiterbildungsmaßnahmen hat.
Viele andere Länder haben zumindest in einigen Bereichen noch Nachholbedarf. Japan und Korea etwa sind zwar prinzipiell gut aufgestellt, müssen aber dringend dafür sorgen, dass ältere Bürger nicht den Anschluss verlieren. In Chile, Griechenland, Italien, Litauen, der Slowakischen Republik und der Türkei fehlen den Menschen oft die Vorkenntnisse, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, und es mangelt an Weiterbildungsmöglichkeiten.
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