Ist der Digitalpakt Schule eine Sackgasse?

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Das neue Schuljahr startet in Baden-Württemberg und Bayern. In ganz Deutschland grübeln Rektoren und Kollegien, wie sie Geld aus dem Digitalpakt abrufen können. Fünfeinhalb Milliarden Euro stehen zur Verfügung – ausschließlich für IT-Investitionen. »Diese Zweckbindung lenkt lediglich Steuergeld in die Kassen der IT-Industrie«, kritisiert das »Bündnis für humane Bildung«. Dabei fehlten qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer, Sozialarbeiter und Schulpsychologen. Statt IT-Schulungen sollte es pädagogische Fortbildungen geben, damit Lehrer individuell mit sehr unterschiedlichen Schülern arbeiten können.

Außerdem besteht ein Investitionsstau von mehr als 34 Milliarden Euro; viele Fenster und Schultoiletten funktionieren nicht. Geld fehlt für Theater, Musik und Sport sowie die gezielte Förderung klassischer Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen). »Doch die deutsche Bildungspolitik bastelt lieber an Potemkinschen Dörfern, die als Technikfassade errichtet werden«, so Bündnis-Sprecher Prof. Ralf Lankau. Diese Technikgläubigkeit würde einen »pädagogischen Offenbarungseid« zur Folge haben.

Seit mehr als 30 Jahren werde Digitaltechnik in Schulen eingeführt – ohne wirklichen Nutzen zu bringen. Der Digitalpakt trifft jetzt auch die Grundschulen, wo Kinder brav nachahmen sollen, was ihnen Lernprogramme vorgeben. »Obwohl guter Unterricht immer von qualifizierten Lehrkräften abhängt – und nicht von der Medientechnik«, so Prof. Ralf Lankau.

Algorithmen steuern und protokollieren alle Lernschritte? Diesen Trend sieht auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kritisch. Er sagte auf dem Evangelischen Kirchentag 2019: »Was bleibt vom Menschen, wenn neue Technologien immer tiefer in unsere Entscheidungen eingreifen, unser Denken lenken, unsere Wünsche formen?«

Daher ist das Bündnis überzeugt: »Gerade in Grundschulen schadet der Einsatz von Tablets, Beamern und Smartboards.« Der Bildungsauftrag werde in keiner Weise erfüllt, wenn schon Grundschulkinder auf Tablets wischen – und Algorithmen sie isoliert beschulen und testen. Viel wichtiger sei es für die ganze Entwicklung der Kinder, im Klassenverband zu lernen, und zwar im ständigen Dialog mit Lehrerinnen und Lehrern. Daher sollten Kindergärten und Grundschulen bildschirmfrei bleiben.

Der Hintergrund: Das Einstiegsalter für Bildschirmmedien sinke laut KIM- und Bitkom-Studie stetig. Diese Geräte sind überall präsent, ihre tägliche Nutzungsdauer steigt, sogar bei Kleinkindern (KIM-Studie 2018 und Grunddaten 2019). »Diesen Trend dürfen Schulen nicht forcieren, sie sollten ihn kompensieren – durch ein bewusstes Gegenprogramm aus Alternativen«, sagt Prof. Ralf Lankau. Grundschüler brauchen keine Computer, sondern viel Bewegung, künstlerische Aktivitäten und Naturerlebnisse.

»Wer nicht gut lesen, schreiben und rechnen lernt, stößt in späteren Schul- und Ausbildungsformen auf große Schwierigkeiten«, so der Bündnis-Sprecher. In den Grundschulen sinke aber gerade erheblich das Leistungsniveau, wie die IQB-Studie 2016 zeigt: In Baden-Württemberg erreichten 13,4 Prozent der Viertklässler nicht einmal den Mindeststandard im Fach Deutsch. Und: In der Mathematik waren es nur 62 Prozent, die dem Mindeststandard entsprachen oder besser abschnitten.

QUELLE: PM des Bündnisses für humane Bildung

 

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