Bildung für nachhaltige Entwicklung: Bedeutung lebenslangen Lernens

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Wie kann das lebenslange Lernen insbesondere mit Blick auf Bildung für nachhaltige Entwicklung befördert werden? Dieser Fragen hat sich am Mittwochabend, 29. Januar 2020, der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung gewidmet. Unter Leitung von Dr. Andreas Lenz (CDU/CSU) hörten die Abgeordneten drei Sachverständige zu diesem Thema.

Anne-Marie Meister, Gründerin und Direktorin von Artport_making waves e.V., plädierte dafür, mehr externe interdisziplinäre Kunst- und Wissenschaftsprojekte an die Schulen zu holen und deren Arbeit in die Lehrpläne aller Schulformen einzubinden. Meister berichtete von ihrem Projekt »We are ocean«, in dem ihr Unternehmen im vergangenen Jahr Workshops an Schulen in Berlin und Brandenburg veranstaltet und Schüler mit Wissenschaftlern und Künstlern in Austausch gebracht hat. Thema seien die Ozeane und Nachhaltigkeit gewesen. Gemeinsam mit den Experten hätten die Schüler Kunstvideos und Performances erarbeitet und dabei viel gelernt. Es sei wichtig, so Meister, dass die Schüler erlerntes Wissen umsetzen könnten und sich dadurch als »Teil des Ganzen« begreifen und ein Bewusstsein dafür entwickeln würden, dass sie selbst etwas bewirken könnten.

Professor Dr. Reinhard Pollak, Leiter der GESIS-Abteilung »Dauerbeobachtung der Gesellschaft« am Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, führte aus, wie unterschiedlich die Teilnahme der Deutschen an Weiterbildungsangeboten ist. Er unterschied zwischen formaler Weiterbildung, bei der ein Abschluss erworben wird, non-formaler Weiterbildung und informeller Weiterbildung. So würden gut 50 Prozent der Bevölkerung an non-formaler Weiterbildung teilnehmen, aber nur drei Prozent an formaler. Zur informellen Weiterbildung gebe es bisher zu wenig Forschung, man gehe aber von einer Teilnahmequote von etwa 43 Prozent aus. Während die Verteilung bei Männern und Frauen etwa gleich sei, würden Menschen, die erwerbstätig seien, deutlich häufiger an Weiterbildung teilnehmen als Nicht-Erwerbstätige. Zudem nähmen bestimmten Berufsgruppen - etwa Zahnärzte, Humanmediziner oder Lehrer - viel häufiger an Weiterbildung teil als Berufstätige im Bereich Drucktechnik, Reinigung und Textilverarbeitung. Es gelte nach wie vor, so Pollak, dass Menschen mit einer hohen Bildung in hohe Berufe gingen und sich dort auch weiterbildeten. Um dies auch für andere Branchen zu erreichen, seien Betriebsvereinbarungen und eine betriebliche Finanzierung sinnvoll, zudem plädiere er für mehr »Information, Anleitung und Ermutigung«. Sinnvoll wäre es zudem, die Weiterbildung zu modularisieren und in »kleineren Paketen« anzubieten. Verstärkt werden müsse zudem die Forschung im Bereich informelle Bildung.

Für deutliche Investitionen im Bereich der Ausbildung von Pädagogen plädierte Dr. Mandy Singer-Brodowski vom Institut Futur der Freien Universität Berlin. Hier würden »wichtige Hebelpunkte« liegen, wenn es um die strukturelle Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung gehe. Diese gebe es zwar zunehmend, allerdings sei festzustellen, dass es große Unterschiede in Hinblick auf Qualifikation und Professionalisierung der Pädagogen in den unterschiedlichen Bildungsbereichen gebe.

Im Bereich der beruflichen Bildung gebe es viele Modellprojekte, allerdings brauche sie »noch Zeit« um das Thema insgesamt zu verankern. An den Hochschulen existierten bereits »großartige Projekte«, allerdings kollidierten hier die Rahmenbedingungen der projektbezogenen Förderlogik mit dem Anspruch einer langfristigen Finanzierung. Im Bereich der nonformalen Bildung seien zivilgesellschaftliche Akteure »die Säule« der Bildung für nachhaltige Entwicklung; sie würden zunehmend zu Partnern der Lerneinrichtungen und würden eine Kultur der Nachhaltigkeit befördern. In den Kommunen ginge es vor allem um Netzwerkarbeit und darum, die Aktivitäten stärker sichtbar zu machen. Dabei gebe es »noch viel Potential«. Man sehe in Studien, dass es viele junge Menschen gebe, die sehr »nachhaltigkeitsaffin« seien und viel Motivation und Vorwissen mitbrächten. Sie seien zwar hochmotiviert, hätten aber nur wenig Hoffnung, dass positive Szenarien realisiert werden könnten. Dies »gibt uns zu denken«.

 

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