Umfrage zum Homeschooling: Gar nicht mal so schlecht...
Kinder und Jugendliche finden Lernen zu Hause positiv und sehen sich technisch gut aufgestellt
Das Lernen zu Hause kommt bei Kindern und Jugendlichen gut an, auch wenn ihnen der Austausch mit den Mitschülern und Lehrkräften extrem fehlt. Etwa 3,5 Stunden lernen Schüler*innen nach eigenen Angaben pro Tag, sie tun das überwiegend strukturiert und sehen sich dabei technisch gut aufgestellt. Nahezu alle verfügen über die für die Bearbeitung von Aufgaben benötigten technischen Geräte wie Computer, Laptops und Smartphones.
Auch dem häuslichen Arbeitsplatz stellen die Schüler ein gutes Zeugnis aus: Die Mehrzahl lernt im eigenen Zimmer oder kann meist in Ruhe arbeiten.
Dies sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die die Deutsche Telekom Stiftung in Auftrag gegeben hat und bei der zum ersten Mal 10- bis 16-Jährige umfassend zu ihren Erfahrungen befragt werden. Klar wird dabei auch, dass Schulen und Lehrkräfte Wissen in Zeiten von Corona eher herkömmlich vermitteln, indem sie Arbeitsblätter per Mail versenden und die Schüler Texte lesen lassen. Kreative Wissensvermittlung zum Beispiel über echten Fernunterricht, Erklärvideos oder digitale Gruppenarbeit findet kaum statt. Die Eltern sind die wichtigsten Unterstützer für das Lernen zu Hause.
»Diese Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass es bei Schulen und Lehrkräften keine Ausreden mehr geben kann, das kreative Lehren und Lernen mit digitaler Unterstützung nun endlich auf breiter Front anzugehen«, sagt Dr. Thomas de Maizière, Vorsitzender der Telekom-Stiftung. »Die Kinder und Jugendlichen kommen mit dem Online-Lernen gut klar, die Technik scheint kein Bremsklotz zu sein und auch gute Konzepte gibt es ausreichend. Es kann also nicht sein, dass im Jahr 2020 so wenig guter digitaler Unterricht stattfindet und immer noch vorwiegend E-Mails ausgetauscht werden. Darunter leiden vor allem die in der digitalen Welt so wichtigen MINT-Fächer«.
Am meisten fehlt den 10- bis 16-Jährigen der Austausch mit den Mitschülern, das gemeinsame Lernen sowie die persönliche Unterstützung und das Feedback der Lehrkräfte. Etwa 70 Prozent der Befragten nennen die Tatsache, dass der Kontakt zu den Klassenkameraden fehlt, als größtes Problem der Schulschließungen. Den meisten Raum beim Lernen zu Hause nehmen die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch ein. Bei den MINT-Fächern haben die 10- bis 16-Jährigen den größten Unterstützungsbedarf von Eltern, Lehrern oder auch Mitschülern. Hier werden Aufgabenstellungen zum Beispiel in Physik oder Informatik nicht so gut verstanden wie in Gesellschaftswissenschaften oder Fremdsprachen. Experimentelles Arbeiten bleibt auf der Strecke, obwohl hier digital gestützt Einiges möglich wäre.
Insgesamt kommen Mädchen besser mit dem Lernen zu Hause zurecht als Jungen. Gymnasiasten und Hauptschüler beurteilen das Pauken in den eigenen vier Wänden am positivsten, gefolgt von Grundschülern; am wenigsten positiv fällt das Urteil der Realschüler aus.
Die befragten Kinder und Jugendlichen werden zu Hause am meisten von den Eltern unterstützt. Die Mütter sind die Hauptansprechpartner, wenn Schüler beim Lernen auf Probleme stoßen oder Motivation benötigen. Die Väter folgen dicht auf und werden vor allem bei technischen Fragen konsultiert. Die Großeltern sind mehr als doppelt so häufig gefragt (67,7 Prozent), wenn es um Motivation geht, als die Lehrkräfte (30,9 Prozent). Nur maximal 52 Prozent aller Kinder und Jugendlichen geben an, dass sie (fast) immer eine Rückmeldung von der Lehrkraft zu erledigten Aufgaben oder erbrachten Leistungen erhalten.
Hintergrund
Die Online-Befragung zum Lernen zu Hause fand zwischen dem 19. und 24. April 2020 statt und wurde von dem Beratungs- und Forschungsunternehmen Accelerom AG in Kooperation mit iconKids & Youth und im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung durchgeführt. Befragt wurden 1.016 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren und ihre Eltern.
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