UNESCO: Je höher die Bildungsstufe, desto größer die Ungleichheiten

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UNESCO

In mehr als 50 Prozent aller Länder keine Gleichberechtigung in der Bildung.

In weniger als der Hälfte aller Länder weltweit und in keinem afrikanischen Land südlich der Sahara sind Mädchen und Jungen in der Bildung gleichberechtigt.

Das zeigt der UNESCO-Bericht »Gender and Education for All 2000-2015: Achievements and Challenges«, der am 4. November in Paris vorgestellt wird. Der UNESCO-Bericht macht deutlich: Je höher die Bildungsstufe, desto größer die Ungleichheiten. 70 Prozent aller Länder weltweit haben Geschlechterparität in der Vorschule erreicht, 66 Prozent in der Grundschule, 50 Prozent in der unteren Sekundarstufe und 29 Prozent in der oberen Sekundarstufe. In nur 4 Prozent aller Länder sind Frauen und Männer in der Hochschulbildung gleichgestellt.

»62 Länder haben die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Grund- und Sekundarbildung erreicht. Das sind 26 Länder mehr als im Jahr 1999. Doch ein Blick auf die Entwicklung in allen Bildungsstufen über die letzten 15 Jahre zeigt, dass die Gleichberechtigung ein zentrales Anliegen der internationalen Gemeinschaft bleiben muss. Auch in Deutschland besteht Nachholbedarf: Der Zugang zu Schulbildung für Jungen und Mädchen ist hierzulande zwar gleich. Doch obwohl mehr Frauen als Männer eine Hochschulbildung abschließen, hat dies bisher keine Auswirkung auf ihre Berufschancen oder die Gleichbehandlung beim Gehalt. Hier müssen wir investieren«, sagt Walter Hirche, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.

Während Mädchen eher zu Beginn ihrer Bildungsbiografie benachteiligt sind, gilt dies für Jungen und Männer tendenziell für die zweite Hälfte ihrer Bildungslaufbahn. Mädchen haben im weltweiten Vergleich deutlich seltener Zugang zur Vorschule bis zur unteren Sekundarstufe. Gleichzeitig leiden Jungen und Männer in vielen Ländern unter mangelnder Gleichstellung in der oberen Sekundarstufe, der beruflichen Bildung und der Hochschulbildung. Neben den Zugangszahlen sind die Lernerfolge ein wichtiger Indikator für Gleichberechtigung: Zwar haben die ärmsten Mädchen die schlechtesten Chancen auf eine Einschulung. Doch gleichzeitig erreichen Jungen häufiger trotz Einschulung keine Lernfortschritte und keinen qualifizierenden Abschluss. In OECD-Staaten schließen 73 Prozent der Mädchen, jedoch nur 63 Prozent der Jungen die obere Sekundarstufe in der Regelzeit ab. Auch in der beruflichen und Hochschulbildung bestehen erhebliche Ungleichheiten, die sich zunehmend vertiefen. Außer in Süd- und Westasien sowie in Subsahara-Afrika sind weltweit mehr Frauen als Männer in der tertiären Bildung eingeschrieben.

Der Bericht betont, dass neben der Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen beim Zugang zu Bildung auch die tatsächlichen Lernchancen und -erfolge zentral sind. Die Autoren empfehlen Staaten, die Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen in allen bildungspolitischen Strategien zu verankern. Sie weisen darauf hin, dass Jugendlichen, die derzeit nicht zur Schule gehen, alternative Bildungswege angeboten werden müssen. Auch macht der Bericht deutlich, dass geschlechterbasierte Gewalt gemeinsam von Regierungen, internationalen Organisationen und Bildungsakteuren bekämpft werden muss.

Die UNESCO setzt sich dafür ein, dass alle Menschen weltweit an qualitativ hochwertiger Bildung teilhaben und ihre Potenziale entwickeln können. Sie berät Mitgliedstaaten bei der Gestaltung ihrer Bildungssysteme, fördert die internationale Zusammenarbeit und stellt Daten zur Bildung weltweit als Grundlage für politische Strategien zur Verfügung. Die UNESCO wird die Koordination und das Monitoring zur Erreichung inklusiver, chancengerechter und hochwertiger Bildung und lebenslangem Lernen, wie in der Globalen Nachhaltigkeitsagenda beschrieben, übernehmen.

 

 

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