Duale Berufsausbildung in Teilzeit

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Artikel-Bild

Ausbildungsmodell bietet Chancen für Betriebe und Auszubildende 

Mit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes zum 1. Januar 2020 soll die Option einer dualen Berufsausbildung in Teilzeit gestärkt werden. Damit ist eine duale Berufsausbildung mit verkürzter täglicher oder wöchentlicher Ausbildungszeit gemeint.

Die Ergebnisse einer aktuellen Veröffentlichung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigen, dass der Weg zu einer vermehrten Nutzung des Modells noch weit ist. Die Publikation beinhaltet erstmals umfangreiche deskriptive Auswertungen zu Strukturen und Entwicklungen der Teilzeitberufsausbildung auf Basis der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Dabei werden insbesondere auch Ausbildungsverläufe analysiert, über die bislang nur wenig Befunde vorliegen.

Die Option einer Teilzeitberufsausbildung wird bislang nur in sehr geringem Maße genutzt. Auch im Jahr 2018 erfolgten lediglich 0,4 Prozent aller neu abgeschlossenen Ausbildungs­verträge in Teilzeitform. Dies sind weniger als 2.300 neu abgeschlossene Ausbildungs­verträge. Die Auswertung zeigt, dass duale Ausbildung in Teilzeit ein deutlich höheres Risiko von Vertragslösungen aufweist – insbesondere ein erhöhtes Risiko mehrfacher Brüche und Unterbrechungen auch im späteren Ausbildungsverlauf. Die Ausbildung verläuft aber bei denjenigen, die bis zur Teilnahme an der Abschlussprüfung in der Ausbildung verbleiben, mit sehr gutem Erfolg. Trotz der höheren familiären Belastungen und der niedrigeren Schulabschlüsse der Auszubildenden in Teilzeit erreichen diese hohe Erfolgsquoten – rund 92 Prozent bestehen die Abschlussprüfung.

»Eine Ausbildung in Teilzeit bietet Menschen Chancen auf eine anerkannte berufliche Qualifikation, für die eine Ausbildung in Vollzeit aufgrund verschiedener Faktoren keine realistische Option darstellt«, betont BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. »Die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes hat diese Chancen erweitert. Gekoppelt mit entsprechenden Unterstützungsmaßnahmen kann eine Ausbildung in Teilzeit in Zukunft einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Anteil der Erwachsenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung zu verringern und das Fachkräftepotenzial zu erhöhen.«

Dass ausbildungsbegleitende Unterstützungsmaßnahmen wirken, zeigen Erfahrungs­berichte aus der Praxis. Die Maßnahmen können das Risiko einer vorzeitigen Vertrags­lösung reduzieren und Teilzeitausbildungsverhältnisse stabilisieren. Sie sollten idealer­weise am Einzelfall ausgerichtet sein, von einer punktuellen Unterstützung bis hin zu länger andauernden Begleitung reichen und nach dem Motto »So viel wie möglich, aber nicht mehr als nötig« verlaufen. Auf der Bundesebene existieren hier beispielsweise die Assistierte Ausbildung oder die ausbildungsbegleitenden Hilfen. Förderprogramme auf Landesebene runden das Angebot ab.

Mit dem Berufsbildungsmodernisierungsgesetz vom 12. Dezember 2019, das seit dem 1. Januar 2020 in Kraft ist, soll die Teilzeitberufsausbildung weiter gestärkt werden. Dabei ist unter anderem die gesetzliche Beschränkung auf ein »berechtigtes Interesse« als Voraussetzung entfallen, der potenzielle Personenkreis wurde damit erweitert. Eine Ausbildung in Teilzeit kann nun bei jedem dualen Ausbildungsverhältnis vereinbart werden.

 

 

Verbleib im Ausbildungsbetrieb: Handwerk trotzt den Herausforderungen
Duale Berufsausbildung im Handwerk: Immer mehr junge Menschen bleiben ihrem erlernten Beruf treu Eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) untersucht die duale Berufsausbildung im Handwerk sowie den Verbleib der...
Duale Berufsausbildung: Zahl neuer Ausbildungsverträge 2023 um 2,1 Prozent gestiegen
Die Zahl der Neuverträge steigt nach dem Einbruch im Corona-Jahr 2020 im dritten Jahr in Folge, liegt aber 6 Prozent niedriger als im Jahr 2019. Im Jahr 2023 haben rund 479.900 Personen in Deutschland einen neuen Ausbildungsvertrag in der dualen...
Wie lässt sich die duale Ausbildung auf andere Länder übertragen?
Wege in eine dualisierte Berufsbildung Eine neue Analyse im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zeigt auf, wie andere Länder das deutsche Erfolgsmodell der dualen Berufsausbildung einführen können. Eine komplette Übertragung ist schwierig – aber auch...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • »Mein Bildungsraum« in der Kritik

    Kurzbesprechung des Artikels »Digitalisierung: Großprojekt des Bundes "Mein Bildungsraum" in der Kritik« von Dorothee Wiegand Der Artikel von Dorothee Wiegand (veröffentlicht auf heise.de) bietet einen umfassenden Überblick zum BMBF-Projekt »Mein...

  • Informatikunterricht in Deutschland: Große Fortschritte, aber noch viel zu tun

    Informatik-Monitor 2024/25: Fortschritte und Herausforderungen  Im Schuljahr 2024/25 werden fast drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler Informatik als Pflichtfach belegen. Das geht aus dem aktuellen Informatik-Monitor 2024/25 hervor, den die...

  • Bildungsplattform »Mein NOW«: Potenzial ungenutzt

    Portal »mein NOW«: Kritik an Usability und Zielgruppenansprache Die Bildungsjournalistin Gudrun Porath hat in einer Kolumne auf Haufe.de das Online-Portal »mein NOW« kritisch beleuchtet und kommt zu dem Schluss, dass die Weiterbildungsplattform »hinter den...

  • Anhörung zum AFBG: Experten für die Förderung beruflicher Weiterbildung

    Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG), der insbesondere der Stärkung der beruflichen Weiterbildung und Fachkräftesicherung dienen soll, ist bei einer öffentlichen...

  • Fünf Wege zu mehr Flexibilität: Empfehlungen für die nachschulische Bildung

    Übergänge in Ausbildung und Studium - Wie die Politik in Zeiten des Fachkräftemangels nachschulische Bildung gestalten muss Expert*innen plädieren für mehr Flexibilität in der nachschulischen Bildung Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einer großen...

 

 

.