Corona als Digitalisierungsschub für die Weiterbildung
Umfrage: Wie haben sich Weiterbildungsangebote während der Corona-Krise verändert?
Die Corona-Krise hat auch die Weiterbildungsbranche in Mecklenburg-Vorpommern an einem empfindlichen Punkt getroffen. Mit dem Lockdown Mitte März war Präsenzunterricht nicht mehr möglich. Die direkte Interaktion - wie bei Face-to-Face-Beratungen, Coachings oder Gruppenworkshops - konnte in dieser Form nicht mehr durchgeführt werden.
Vor diesem Hintergrund hat weiterbildung-mv.de, die Weiterbildungsdatenbank für Mecklenburg-Vorpommern, Bildungsunternehmen in Mecklenburg-Vorpommern befragt, wie sich ihre Weiterbildungsangebote während der Corona-Pandemie verändert haben, wo sie die größten Chancen und auch Hürden der Digitalisierung für ihre Bildungseinrichtung sehen. An dieser Befragung beteiligten sich 89 Unternehmen. Die Umfrage erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Projekt vierpunkteins - Digitales Lernen in der Aus- und Weiterbildung in Trägerschaft des Unternehmerverbandes Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e.V.
Die Corona-Krise und der damit einhergehende Ausnahmezustand beschleunigen die Digitalisierung auch in der hiesigen Weiterbildungsbranche. Präsenzveranstaltungen waren vor der Corona-Krise bei 92 Prozent der befragten Bildungseinrichtungen die Hauptangebotsform. Formate wie Blended Learning, Online-Seminare, virtuelle Klassenzimmer, Lernplattformen bzw. Lernmanagementsysteme, Erklärvideos oder Social-Media wurden jeweils von 20 Prozent der befragten Weiterbildungseinrichtungen für die Wissensvermittlung eingesetzt. Nur wenige Weiterbildner boten Online-Formate wie z.B. Lernsimulationen, Web-Based-Training, Augmented und Virtual Reality an.
Die Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise erforderten ein schnelles Handeln. Bildungsunternehmen stellten in kurzer Zeit vom Präsenzlehren auf digitale Bildungsformate wie Online-Seminare und virtuelles Klassenzimmer (52 %), Lernplattformen (33%), Erklärvideos (25 %) oder Web-Based-Training (20 %) um. Selbst Bildungsinstitutionen, deren Alleinstellungsmerkmal Präsenzunterricht war, verstärkten massiv ihre digitalen Aktivitäten. Diejenigen waren im Vorteil, die sich bereits vor der Krise mit den Chancen digitaler Lehr- und Lernmethoden befasst und entsprechende Strukturen aufgebaut hatten, die sie nun kurzfristig ein- und umsetzen konnten. Jedoch gaben auch 21 Prozent der befragten Bildungseinrichtungen an, keine Kursformate während der Kontaktbeschränkungen angeboten zu haben.
Welche Chancen sehen die Bildungseinrichtungen in der Digitalisierung für das eigene Unternehmen? Werden Präsenzveranstaltungen das Angebotsportfolio nach der Aufhebung aller Corona-Beschränkungen wieder dominieren? Zukünftig möchten 79 Prozent der befragten Bildungsunternehmen nicht mehr auf die nun etablierten Online-Formate verzichten. Dreiviertel der Bildungsanbieter sehen in der Digitalisierung ihrer Bildungsangebote eine höhere räumliche sowie zeitliche Flexibilität ihres Lehrangebots. Neue Zielgruppen sowie Geschäftsmodelle können erschlossen und somit die Wettbewerbsfähigkeit erhöht werden. Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei Beschäftigten sowie Teilnehmenden sehen mehr als die Hälfte als Chance. Befragt nach dem Stimmungsbild schauen über 90 Prozent der Bildungsdienstleister vorsichtig optimistisch bzw. optimistisch in die Zukunft.
Hürden und Einschränkungen sehen die Bildungsunternehmen vor allem in der fehlenden Zeit, um an Konzepten zur digitalen Bildung zu arbeiten, in möglichen Sicherheitsrisiken, zum Beispiel beim Datenschutz, oder in der Finanzierung des Investitionsbedarfs bei der Einführung digitaler Technik und der Entwicklung digitaler Lehrangebote. Die größte Sorge (60 %) bereitet den Bildungseinrichtungen jedoch die verfügbare IT-Infrastruktur, z.B. die Breitbandversorgung, im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern.
Unterstützung wünschen sich die Unternehmen bei Weiterbildungsangeboten für das Bildungspersonal zur Stärkung von digitalisierungsbezogenen Kompetenzen, bei Finanzierungshilfen sowie durch Handlungshilfen, Erfahrungsaustausch und aktuelle Informationen zum Thema digitale Bildung. Erste Informationen zu Online-Tools in der Lehre konnten bei dem bereits mehrfach durchgeführten digitalen Workshop »Tipps & Tricks für das digitale Lehren und Lernen" durch das Projekt "vierpunkteins - Digitales Lernen in der Aus- und Weiterbildung« ausgetauscht werden.
Martina Schwartzer, Projektleiterin weiterbildung-mv.de, beurteilt die Ergebnisse der Umfrage so: »Nach der Krise wird die Weiterbildungsbranche eine andere sein. Digitale Lehrkonzepte werden mehr denn je die klassischen Face-to-Face Interaktionen ergänzen, jedoch nicht komplett ersetzen. Die Bildungsunternehmen selbst stehen vor der Herausforderung, nicht nur zunehmend digitalisierte Lehrangebote zu entwickeln und durchzuführen, sondern die Digitalisierung auch im eigenen Unternehmen umzusetzen. Dazu gehört neben der Anpassung der technischen Infrastruktur und Ausstattung auch die Investition in Qualifizierungen des Bildungspersonals zur Stärkung digitaler Kompetenzen und didaktisch-methodischer Fähigkeiten, um digitale Technologien einzusetzen«.
Pamela Buggenhagen, Geschäftsführerin vom Unternehmerverband, ergänzt: »Die Corona-Krise treibt die Digitalisierung der betrieblichen Weiterbildung voran. Vielen Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Weiterbildung anbieten möchten, fehlt es an Erfahrung und der entsprechenden Ausstattung im Bereich E-Learning. Hier sind die Dienstleister der Weiterbildungsbranche gut aufgestellt, man hat schnell reagiert und die oftmals bereits bestehenden digitalen Lernmöglichkeiten ausgebaut und angepasst, obwohl auch hier noch viel mehr möglich wäre. Man bietet damit den Unternehmen Alternativen und Unterstützung. Im Bereich Weiterbildung ist man damit auf einem guten Weg. Zwingend für alle Bereiche ist aber eine Breitbandversorgung, die alle Regionen in Mecklenburg-Vorpommern umfasst. Hier muss es schneller voran gehen«.
Hintergrund
weiterbildung-mv.de ist das Informationsportal in allen Fragen der Weiterbildung in Mecklenburg-Vorpommern. Das Herzstück des Portals bildet die Weiterbildungsdatenbank für Mecklenburg-Vorpommern. weiterbildung-mv.de wird im Rahmen einer Projektförderung durch das Land Mecklenburg-Vorpommern aus Mitteln der Europäischen Union, Europäischer Sozialfonds gefördert.
QUELLE: weiterbildung-mv.de
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