LERN: Für die Digitalisierung der Bildung braucht es ein strategisches Gesamtkonzept
In einer aktuellen Stellungnahme weist das Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (LERN) darauf hin, dass die derzeitigen Anstrengungen zur digitalen Wende an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen zwar zu begrüßen sind, sie jedoch zu zögerlich geschehen und zudem die Gefahr bergen, dass sie zu kurz greifen.
Das Netzwerk empfiehlt, die Maßnahmen so aufeinander abzustimmen, dass sie den vielschichtigen Chancen und Herausforderungen bei der Nutzung digitaler Medien in der Bildung gerecht werden. Das Positionspapier wurde vorab dem Bundesbildungsministerium, den Ministerpräsident*innen und Bildungsminister*innen der einzelnen Bundesländer sowie der Kultusministerkonferenz zugesandt.
Durch die aktuelle Pandemielage seien von der Politik viele wichtige Reformen und Initiativen zur digitalen Transformation in der Bildung angestoßen worden, stellen die Autor*innen des Positionspapiers klar. Sie gehören dem Arbeitskreis Digitale Bildung im Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (LERN) an, das das Fachwissen von Forscher*innen aus unterschiedlichen Disziplinen zu diesem Themenfeld vereint. In ihrem Positionspapier formulieren sie Problemstellungen und Handlungsbedarfe rund um die aktuelle Lage.
»Für die Digitalisierung der Bildung braucht es ein strategisches Gesamtkonzept«, sagt der Sprecher des LERN-Forschungsnetzwerks, Prof. Dr. Marcus Hasselhorn vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Das Bereitstellen von Infrastrukturen, die Entwicklung digitaler Bildungsmaterialien und die Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte und Lehrenden müssten demnach Hand in Hand gehen. An die Politik richteten die Autor*innen das Angebot, diesen Prozess mit ihrer wissenschaftlichen Expertise zu begleiten.
»Digitale Werkzeuge wie Lernmanagementsysteme haben großes Potenzial in der Bildung«, so die Sprecherin des LERN-Arbeitskreises Digitale Bildung, Prof. Dr. Ulrike Cress vom Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM). »Vor allem multimediale, interaktive und adaptive Werkzeuge können die Qualität von Lern- und Lehrprozessen erheblich steigern, aber sie müssen zentral verfügbar sein und rechtssicher verwendet werden können. Zugleich ist sicherzustellen, dass die Lehrkräfte dazu befähigt werden, diese Medien kompetent und lernförderlich einzusetzen. Der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften kommt hier eine wichtige Aufgabe zu.«
»Die Lehrkräfte müssen im Stande sein, digitale und analoge Unterrichtsangebote zu einem pädagogisch tragfähigen Gesamtkonzept zu verbinden«, ergänzt Professor Hasselhorn. »Im Zuge der digitalen Transformation gilt es zudem, die Bildungsziele anzupassen. Das betrifft Veränderungen in vielen fachspezifischen Arbeitsweisen und Arbeitsabläufen, aber auch die Fähigkeit, digitale Angebote kritisch und reflektiert zu nutzen.«
In der Stellungnahme heißt es weiterhin, es seien wissenschaftliche Untersuchungen zur Umsetzung und zu den Auswirkungen der bildungspolitischen Reformen nötig. »Wichtig ist, dass die Gestaltung des Digitalisierungsprozesses evidenzbasiert erfolgt und durch Forschung mitgestaltet wird«, unterstreicht Prof. Dr. Katharina Scheiter vom IWM. »Das Lernen mit digitalen Medien bietet viele Potenziale, diese kommen aber nur unter bestimmten Bedingungen zum Tragen. Diese Bedingungen herauszuarbeiten, ist Aufgabe von Forschung und Praxis«. Es müssten Schnittstellen geschaffen werden, an denen ein Wissensaustausch zwischen Bildungsforschung und Bildungspraxis stattfinden kann. Zudem fehle in Deutschland eine Bestandsaufnahme zum Kenntnis- und Kompetenzstand des pädagogischen Personals.
Über das Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (LERN)
Im Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (LERN) haben sich Forschende aus Erziehungswissenschaft, Fachdidaktiken, Linguistik, Kultur-, Medien- und Neurowissenschaften, Ökonomie, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie sowie Informationswissenschaft und Informatik aus 18 Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft und sieben externen Partnern zusammengeschlossen, um ihre Expertise zu bündeln und die Sichtbarkeit der Leibniz-Gemeinschaft in Bildungsfragen bei politischen Entscheidungsträger*innen, in der Bildungsadministration und in der Öffentlichkeit zu erhöhen.
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