Start des europäischen Kompetenzpakts

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)
EU-Kommission

EU-Kommission mobilisiert Unternehmen für mehr Investitionen in Aus- und Weiterbildung 

EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit und Binnenmarktkommissar Thierry Breton haben am 10. November im Rahmen der Europäischen Woche der Berufsbildung 2020 einen neuen Pakt für Kompetenzen geschlossen. Der Pakt wird Investitionen von Unternehmen in Höherqualifizierung und Umschulung stärken. Ein Schwerpunkt ist die Zusammenarbeit von Industrie, Arbeitgebern, Sozialpartnern, Handelskammern, Behörden, Bildungs- und Ausbildungsanbieter und Beschäftigungsagenturen.

Der Kompetenzpakt ist eine der Leitinitiativen der Europäischen Kompetenzagenda für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Resilienz, die am 1. Juli 2020 vorgestellt wurde. Mit dem Pakt sollen vor allem Ressourcen mobilisiert und alle relevanten Interessenträger dazu angeregt werden, konkrete Maßnahmen für die Weiterbildung und Umschulung von Arbeitskräften zu ergreifen, indem Anstrengungen gebündelt sowie Partnerschaften zur Unterstützung des ökologischen und digitalen Wandels sowie lokaler und regionaler Wachstumsstrategien ins Leben gerufen werden.

Immer häufiger stehen auf dem Arbeitsmarkt nicht genügend Arbeitskräfte mit den richtigen Kompetenzen zur Verfügung, während gleichzeitig zahlreiche Menschen von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Der Kompetenzpakt wird von einer Charta begleitet, in der die Industrie, die Sozialpartner, Berufsbildungsanbieter und nationale, regionale und lokale Behörden ihre Vorstellungen von hochwertiger Berufsbildung festschreiben. Die Teilnehmenden des Pakts geben ein klares Bekenntnis zu Investitionen in die Ausbildung für alle Menschen im erwerbsfähigen Alter in der gesamten Union ab.

Zum Pakt für Kompetenzen erklärte der für den Binnenmarkt zuständige Kommissar Thierry Breton:

»Talente sind ein entscheidender Faktor für die Widerstandsfähigkeit unserer europäischen Industrie und werden auch beim Wiederaufbau nach der Pandemie eine zentrale Rolle spielen. Da der zweifache ökologische und digitale Wandel Fahrt aufnimmt, müssen wir alle Europäerinnen und Europäer mit den richtigen Kompetenzen ausstatten. Heute können wir die ersten Kompetenzpartnerschaften in drei industriellen Ökosystemen ankündigen: Automobilindustrie, Mikroelektronik sowie Luft- und Raumfahrt und Verteidigung. Weitere Branchen werden folgen. Dieser Start des Kompetenzpakts ist der erste Schritt in unserer europäischen Kompetenzoffensive.«

Um beim Aufbau des Pakts alle Interessenträger einzubinden, haben die Kommissare Breton und Schmit bereits eine Reihe hochrangiger Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von Industriebranchen, regionaler und nationaler Behörden, Sozialpartnern sowie Bildungs- und Berufsbildungseinrichtungen angestoßen. Weitere Gespräche werden in den kommenden Wochen folgen. Aufbauend auf diesen Gesprächen werden im Rahmen des Pakts groß angelegte Partnerschaften geschlossen, und zwar in Industriesektoren von strategischer Bedeutung, die stark von der aktuellen Krise betroffen sind, sowie in den im europäischen Grünen Deal identifizierten prioritären Bereichen. Ziel ist es, die ehrgeizigen Zusagen umzusetzen.

Die ersten europäischen Kompetenzpartnerschaften werden in den folgenden wichtigen Industriebranchen geschlossen:

  • Automobilindustrie
    Hier sollen sich jährlich 5 Prozent der Arbeitskräfte fortbilden, sodass rund 700.000 Menschen neue Kompetenzen erwerben. Dies dürfte private und öffentliche Investitionen in Höhe von insgesamt 7 Mrd. EUR erfordern. Den Anfang machen regionale Pilotprojekte.
  • Mikroelektronik
    Für die Initiativen zur Umsetzung der Partnerschaftsziele sind öffentliche und private Investitionen in Höhe von insgesamt 2 Mrd. EUR vorgesehen. Mit diesen Mitteln werden europäische Elektronikcluster im Zeitraum 2021-2025 Weiterbildungs- und Umschulungsangebote für mehr als 250.000 Beschäftigte und Lernende bereitstellen.
  • Luft- und Raumfahrt und Verteidigung
    Ziel ist es, jährlich etwa 6 Prozent der Arbeitskräfte weiterzubilden, sodass insgesamt 200.000 Menschen erreicht werden. Hierfür sind in den kommenden zehn Jahren öffentliche und private Investitionen in Höhe von 1 Mrd. EUR vorgesehen.

Weitere Industriebranchen werden in den kommenden Monaten folgen.

Hintergrund
Durch den Beitritt zum Pakt erhalten die Teilnehmenden Zugang zu Plattformen für Vernetzung, Wissensaustausch und Ressourcen. Außerdem wird die Europäische Kommission Informationen und Orientierungshilfen zu Finanzierungsangeboten und Programmen der EU im Bereich Kompetenzen anbieten und hierfür eine zentrale Anlaufstelle auf EU-Ebene einrichten. Neben den im Rahmen von REACT-EU, dem Europäischen Sozialfonds+ und anderen relevanten Programmen des neuen mehrjährigen Finanzrahmens (2021-2027) zur Verfügung stehenden Mitteln sind Weiterbildung und Umschulung auch zentrale Investitionsprioritäten der Aufbau- und Resilienzfazilität mit einem Volumen von 672,5 Mrd. EUR.

 

 

Jedes zweite Unternehmen bietet KI-Weiterbildung an - Engagement aber noch begrenzt
Hoher Weiterbildungsbedarf, aber geringe Umsetzung Die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigen, dass viele Unternehmen in Deutschland den Weiterbildungsbedarf ihrer Mitarbeiter im Bereich Künstliche Intelligenz (...
Betriebliche Weiterbildung aus der Sicht von Unternehmen und Beschäftigten
Zusammenhang zwischen Arbeitsqualität und wirtschaftlichem Erfolg Die Forschungsstudie »Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg« untersucht den Einfluss der Arbeitsqualität von Beschäftigten auf den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen....
Weiterbildungsmentoring: Schlüssel zur Stärkung der Weiterbildungskultur
Qualifizierung von Weiterbildungsmentorinnen und –mentoren Mehr als 460 Weiterbildungsmentor*innen engagieren sich bundesweit in rund 170 Unternehmen und Verwaltungen. Sie unterstützen insbesondere Geringqualifizierte und Menschen mit negativen...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • »Mein Bildungsraum« in der Kritik

    Kurzbesprechung des Artikels »Digitalisierung: Großprojekt des Bundes "Mein Bildungsraum" in der Kritik« von Dorothee Wiegand Der Artikel von Dorothee Wiegand (veröffentlicht auf heise.de) bietet einen umfassenden Überblick zum BMBF-Projekt »Mein...

  • Informatikunterricht in Deutschland: Große Fortschritte, aber noch viel zu tun

    Informatik-Monitor 2024/25: Fortschritte und Herausforderungen  Im Schuljahr 2024/25 werden fast drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler Informatik als Pflichtfach belegen. Das geht aus dem aktuellen Informatik-Monitor 2024/25 hervor, den die...

  • Bildungsplattform »Mein NOW«: Potenzial ungenutzt

    Portal »mein NOW«: Kritik an Usability und Zielgruppenansprache Die Bildungsjournalistin Gudrun Porath hat in einer Kolumne auf Haufe.de das Online-Portal »mein NOW« kritisch beleuchtet und kommt zu dem Schluss, dass die Weiterbildungsplattform »hinter den...

  • Anhörung zum AFBG: Experten für die Förderung beruflicher Weiterbildung

    Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG), der insbesondere der Stärkung der beruflichen Weiterbildung und Fachkräftesicherung dienen soll, ist bei einer öffentlichen...

  • Fünf Wege zu mehr Flexibilität: Empfehlungen für die nachschulische Bildung

    Übergänge in Ausbildung und Studium - Wie die Politik in Zeiten des Fachkräftemangels nachschulische Bildung gestalten muss Expert*innen plädieren für mehr Flexibilität in der nachschulischen Bildung Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einer großen...

 

 

.