Corona: »Kultur muss wieder ins Spiel«

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Deutscher Kulturrat

Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, legte gestern ein Diskussionspapier zur anstehenden Diskussion um die Öffnung des Kulturbereiches vor. Er wendet sich damit vor allem an Länder und Kommunen, da sie die für die Schließung oder die Öffnung von Kultur- und Bildungseinrichtungen zuständig sind.

Mit der Öffnung von Kindertagesstätten und Schulen sollten Einrichtungen der kulturellen Bildung ebenfalls wieder öffnen können. Der weitere Kulturbereich muss spätestens dann seinen regulären Betrieb wieder aufnehmen können, wenn Handel und Dienstleistungen wieder öffnen.

Der Deutsche Kulturrat unterstreicht, dass der Kulturbereich, seien es öffentliche Kultureinrichtungen oder kulturelle Bildungseinrichtungen, privatwirtschaftliche Unternehmen sowie Künstlerinnen und Künstler und Kulturvereine, in den letzten Monaten mit viel Solidarität auf die Erfordernisse aufgrund der Corona-Pandemie reagiert hat. Es wurden harte wirtschaftliche und künstlerische Einschnitte hingenommen. Der Schutz der Gesundheit von Besucherinnen und Besuchern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber auch ehrenamtlich Engagierten ist vordringlich. Es wurde und wird daher verantwortungsbewusst gehandelt.

Das Live-Erleben von Kunst und Kultur – unabhängig von der künstlerischen Ausdrucksform – ist jedoch durch kein digitales Angebot ersetzbar. Das trifft ebenso für Kulturorte als Begegnungsorte zu. Der Lockdown zeigt, wie sehr Menschen einander und die Gemeinschaft brauchen.

Der gesamte Kulturbereich braucht jetzt Perspektiven zur Öffnung. Sie werden auch benötigt, um mit Zuversicht die Zeit des Lockdowns meistern zu können.

Der Deutsche Kulturrat fordert daher:

  • Ein schrittweises Vorgehen
    Jetzt müssen Öffnungsperspektiven geschaffen werden, damit die Einrichtungen und Unternehmen einen entsprechenden Vorlauf und hinreichende Planungssicherheit für die Wiedereröffnung des Kulturbereiches haben. Dabei ist von einer schrittweisen Öffnung der Institutionen und Unternehmen sowie einer Wiederaufnahme der Angebote aus dem Kulturbereich auszugehen.
  • Hygienekonzepte
    Die privaten und öffentlichen Kultureinrichtungen haben in den vergangenen elf Monaten ausgefeilte Hygienekonzepte entwickelt. Sie haben Investitionen in Lüftungsmaßnahmen, online-Ticketsysteme, veränderte Bestuhlung, Leitsysteme für Besucherströme, Begrenzung der Besucherzahlen, sanitäre Anlagen und anderes mehr getätigt, um die Einrichtungen sicher zu machen. Diese Maßnahmen erstrecken sich auf die Besucherinnen und Besucher sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weitere Auflagen müssen mit Augenmaß und unter Einbeziehung der Expertise aus dem Kulturbereich erfolgen.
  • Wirtschaftlichkeit
    Vorgaben zur Öffnung von Kultureinrichtungen müssen im Grundsatz einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen. Zu rigide Vorschriften und enge Auflagen, zu niedrige Auslastungsgrenzen konterkarieren die Öffnungsperspektiven. Auch gilt es, geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um private und öffentliche Kultureinrichtungen in der Öffnungsphase zu unterstützen, damit sie als Arbeit- und Auftraggeber auftreten und damit Impulse in den Kulturbereich hinein setzen können.
  • Herausforderung Föderalismus.
    Über das Wie der Öffnung im Kulturbereich sind bundesweite einheitliche Regelungen wünschenswert, damit Öffnungsstrategien in den verschiedenen künstlerischen Sparten und Kulturorten entwickelt werden können. Vor allem für privatwirtschaftliche Kulturunternehmen sind darüber hinaus bundesweit einheitliche Öffnungstermine erstrebenswert.
  • Bundesweite Werbekampagne »Wir sind wieder da!«
    Generell sollte durch eine bundesweite Werbekampagne auf die Wiedereröffnung von Kultureinrichtungen aufmerksam gemacht werden, um zu zeigen, dass die Kultur wieder im Spiel ist.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: »Es kommt jetzt darauf an, dem Kulturbereich realistische Öffnungsperspektiven zu geben, damit die Planungen für das laufende Jahr weitergeführt werden können. Kultureinrichtungen und -unternehmen können sich nicht weiter von Vertröstung zu Vertröstung der Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin hangeln. Wir erwarten von dem Treffen der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit der Kanzlerin am Mittwoch, dass der Kulturbereich eine klare Perspektive aufgezeigt bekommt, unter welchen Bedingungen wer wann wieder öffnen kann. Wir brauchen jetzt Klarheit, ab welchem Zeitraum wieder Verträge geschlossen und Aufträge vergeben werden können. Wir brauchen ein klares Signal, dass die Kultur sehr bald wieder im Spiel ist.«

QUELLE: Deutscher Kulturrat

 

 

Corona-Maßnahmen haben tiefe Spuren bei Kindern, Jugendlichen und Eltern hinterlassen
Gesundheit und Wohlbefinden von Familien während und nach Corona Pandemie hinterlässt tiefe Spuren bei Eltern und Kindern Die Coronapandemie und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen haben bei Kindern, Jugendlichen und Eltern nachhaltige Spuren...
Pandemie verlängert Erwerbsunterbrechungen: Mütter kehren später in den Arbeitsmarkt zurück
Frauen, die im Jahr 2020 zum ersten Mal Mutter werden, kehrten nach der Geburt ihres Kindes später in den Beruf zurück als Mütter, deren Kinder zwei Jahre zuvor geboren wurden. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt-...
Covid-19-Pandemie: Folgen für die Arbeit von Lehrkräften
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Lehrkräfte Ein neues Impulspapier des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) präsentiert eine empirische Untersuchung, welche die Veränderungen der Arbeitsbedingungen an Schulen aus der Perspektive...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • »Mein Bildungsraum« in der Kritik

    Kurzbesprechung des Artikels »Digitalisierung: Großprojekt des Bundes "Mein Bildungsraum" in der Kritik« von Dorothee Wiegand Der Artikel von Dorothee Wiegand (veröffentlicht auf heise.de) bietet einen umfassenden Überblick zum BMBF-Projekt »Mein...

  • Informatikunterricht in Deutschland: Große Fortschritte, aber noch viel zu tun

    Informatik-Monitor 2024/25: Fortschritte und Herausforderungen  Im Schuljahr 2024/25 werden fast drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler Informatik als Pflichtfach belegen. Das geht aus dem aktuellen Informatik-Monitor 2024/25 hervor, den die...

  • Bildungsplattform »Mein NOW«: Potenzial ungenutzt

    Portal »mein NOW«: Kritik an Usability und Zielgruppenansprache Die Bildungsjournalistin Gudrun Porath hat in einer Kolumne auf Haufe.de das Online-Portal »mein NOW« kritisch beleuchtet und kommt zu dem Schluss, dass die Weiterbildungsplattform »hinter den...

  • Anhörung zum AFBG: Experten für die Förderung beruflicher Weiterbildung

    Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG), der insbesondere der Stärkung der beruflichen Weiterbildung und Fachkräftesicherung dienen soll, ist bei einer öffentlichen...

  • Fünf Wege zu mehr Flexibilität: Empfehlungen für die nachschulische Bildung

    Übergänge in Ausbildung und Studium - Wie die Politik in Zeiten des Fachkräftemangels nachschulische Bildung gestalten muss Expert*innen plädieren für mehr Flexibilität in der nachschulischen Bildung Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einer großen...

 

 

.