In der Diskussion: Stärkung der Bildung in Naturwissenschaften und Technik

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)
Mädchen Notebook Formelwand

Die Stärkung der MINT-Bildung war am 24. März 2021 Thema in der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) in der Ausbildung und im Studium zu stärken, ist immer wieder erklärtes Ziel von Politik und Wirtschaft, da der Fachkräftemangel gerade aufgrund zu geringer Absolventenzahlen in MINT-Fächern in Deutschland immer sichtbarer wird.

Jüngst hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Förderrichtlinie zur Intensivierung der MINT-Forschung in Höhe von elf Millionen Euro verabschiedet. Damit soll laut BMBF Forschung über MINT-Bildung ermöglicht werden. Dabei stehen Fragen vom Potenzial für fächerübergreifendes Lernen neben außerschulischem Potenzial im Vordergrund. Über eine E-Plattform einer künftigen MINT-Vernetzungsstelle sollen bereits vorhandene und künftige Forschungserkenntnis aufbereitet werden. So sollen wissenschaftlich fundiert die erforderlichen Rahmenbedingungen zukünftiger MINT-Bildung umgesetzt werden.

Aber nicht nur die wissenschaftliche Begleitung, sondern auch die Erfahrungen aus der Praxis im Bereich der MINT-Bildung sind relevant. Um diesen ein größeres Gehör zu verleihen, hatte der Ausschuss mehrere Experten zu dem Thema eingeladen.

Karsten Nebe, Professor an der Hochschule Rhein-Waal, Direktor des FabLab Kamp-Lintfort,, stellte die sogenannten »Maker Spaces« seiner Hochschule vor. »Maker Spaces« sind demnach Räume zum Experimentieren und Forschen außerhalb von Schulen und außerschulischen Lernorten. Nebe beschrieb sie als High-Tech-Werkstätten, wo Schüler und Schülerinnen nicht nur Sägen und Schneiden lernen, sondern solche traditionellen Fertigungsprozesse mit modernen digitalen Prozessen verknüpft werden. Die »Maker« würden den Umgang mit 3D-Druckern, 3D-Scanner, Laser Cutter & Co. lernen und sich mit diesen digitalen Maschinen auf die nächste industrielle Revolution vorbereiten. Am Ende eines solchen Prozesses stehe immer ein Produkt, wie eine App oder eine Smart-Home-Komponente. Insgesamt soll so schulisches Lernen gestärkt und Mut und Begeisterung gefördert werden. Nebe sagte: »Für Schülerinnen und Schüler werden MINT-Themen durch Machen neu begreifbar.«

Janna Pahnke von der Stiftung »Haus der kleinen Forscher« betonte, dass man Kinder schon heute auf die Welt von Morgen vorbereiten müsste. Sie würden in einer komplexen Welt globaler Herausforderungen und Veränderungen aufwachsen. Für die Stiftung »Haus der kleinen Forscher« sei die MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung in Kita und Grundschule ein wichtiger Faktor für den späteren Erfolg. Beim sogenannten entdeckend-forschenden Lernen würden Kinder Zusammenhänge erspüren und Selbstvertrauen erwerben. Die Kinder würden merken: »Ich kann!« Diese Kompetenzen befähigten junge Menschen, gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen wie der Corona-Krise, dem Klimawandel oder der Digitalisierung mit Flexibilität und verantwortungsbewussten Lösungsansätzen zu begegnen. Eine gute frühe MINT-Bildung gelinge jedoch nur, wenn qualifizierte pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Kita und Grundschule selbst über MINT-Wissen, didaktische Methoden und eine forschende Haltung verfügen würden, sagte Pahnke. Hierzu brauchten die Institutionen die Unterstützung der Politik, denn genauso wie sich die Welt in einem ständigen Wandel befinde, müssten sich die MINT-Bildungsangebote an verändernde An- und Herausforderungen der Bildungsarbeit anpassen.

Barbara Schwarze vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit führte aus, dass das Zentrum die Expertise aus Forschung und Praxis für die Anerkennung von Vielfalt als Erfolgsprinzip in Wirtschaft, Gesellschaft und eben auch bei technologischen Entwicklungen bündle. Zu den Maßnahmen für die Umsetzung von Chancengleichheit und Diversity gehörten Projekte und Kampagnen sowie vielfältige Angebote zur Organisationsentwicklung wie etwa der Girls'Day, bei dem mehr junge Frauen als Auszubildende für MINT-Berufe gewonnen werden sollen. Schwarze nannte auch den Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen, den es seit 2008 gibt. Dies sei die einzige bundesweite Netzwerk-Initiative für Frauen in diesen Berufen. Ziel sei es auch hier, mehr junge Frauen für naturwissenschaftliche und technische Studiengänge zu begeistern und Hochschulabsolventinnen für Berufskarrieren in Wirtschaft und Wissenschaft zu gewinnen. Schwarze unterstrich, dass es im Jahr 2019 so viele weibliche MINT-Studierende und -Absolventinnen wie noch gegeben habe. Beispielsweise sei in den Ingenieurswissenschaften mit 8.498 Studienanfängerinnen und einem Anteil von 24,1 Prozent im Wintersemester 2008/2009 auf die Zahl von 23.004 beziehungsweise 27,3 Prozent im Wintersemester 2019/2020 gestiegen.

Ekkehard Winter, Co-Sprecher des Nationalen MINT Forums, sagte, es sei wichtig, entlang der gesamten Bildungskette MINT-Bildung zu fördern und das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Kompetenzen in allen gesellschaftlichen Bereichen zu stärken. Dem 2012 gegründeten MINT Forum gehören über 30 in der MINT-Bildung engagierte Institutionen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft an. Mit der Initiative soll die Bedeutung der MINT-Bildung in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung gerückt werden und qualitätsorientierte Bildung in diesen Fächern vorangetrieben werden. Winter sagte: Das Forum verstehe sich als ein »nationaler politikbegleitender Interessenvertreter für gute MINT-Bildung«. Durch Vernetzung und Kooperation soll die Wirkung jeder einzelnen Initiative verstärkt werden, Synergien geschaffen und die Verbesserung der Bildung in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern vorangetrieben werden.

 

  LINKS  

  •  ...

 

Tags:MINT

MINTplus in der Hochschullehre
Interdisziplinäre MINTplus-Formate: Schlüssel gegen Fachkräftemangel? Der Fachkräftemangel in den MINT-Berufen bleibt eine Herausforderung für Deutschland. Laut einer gemeinsamen Studie von Stifterverband und Technopolis könnten interdisziplinäre...
Rückgang bei Ingenieurstudierenden: Maschinenbau besonders betroffen
CHE warnt vor Fachkräftemangel: Maschinenbau verliert Studierende Die Zahl der Studierenden in den Ingenieurwissenschaften sinkt in Deutschland, besonders deutlich ist dieser Trend im Maschinenbau. Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) warnt...
Bildung in Deutschland - Wunsch und Wirklichkeit
Bildung in Deutschland: Große Erwartungen, ernüchternde Realität Eine Umfrage der Deutsche Telekom Stiftung, durchgeführt vom Institut für Demoskopie Allensbach, zeichnet ein differenziertes Bild der Bildungssituation in Deutschland. Die Mehrheit...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • »Mein Bildungsraum« in der Kritik

    Kurzbesprechung des Artikels »Digitalisierung: Großprojekt des Bundes "Mein Bildungsraum" in der Kritik« von Dorothee Wiegand Der Artikel von Dorothee Wiegand (veröffentlicht auf heise.de) bietet einen umfassenden Überblick zum BMBF-Projekt »Mein...

  • Informatikunterricht in Deutschland: Große Fortschritte, aber noch viel zu tun

    Informatik-Monitor 2024/25: Fortschritte und Herausforderungen  Im Schuljahr 2024/25 werden fast drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler Informatik als Pflichtfach belegen. Das geht aus dem aktuellen Informatik-Monitor 2024/25 hervor, den die...

  • Bildungsplattform »Mein NOW«: Potenzial ungenutzt

    Portal »mein NOW«: Kritik an Usability und Zielgruppenansprache Die Bildungsjournalistin Gudrun Porath hat in einer Kolumne auf Haufe.de das Online-Portal »mein NOW« kritisch beleuchtet und kommt zu dem Schluss, dass die Weiterbildungsplattform »hinter den...

  • Anhörung zum AFBG: Experten für die Förderung beruflicher Weiterbildung

    Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG), der insbesondere der Stärkung der beruflichen Weiterbildung und Fachkräftesicherung dienen soll, ist bei einer öffentlichen...

  • Fünf Wege zu mehr Flexibilität: Empfehlungen für die nachschulische Bildung

    Übergänge in Ausbildung und Studium - Wie die Politik in Zeiten des Fachkräftemangels nachschulische Bildung gestalten muss Expert*innen plädieren für mehr Flexibilität in der nachschulischen Bildung Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einer großen...

 

 

.