Hochschulen als Weiterbildungsanbieter: Boom bei kürzeren Formaten

Immer mehr Hochschulen entdecken das Thema Weiterbildung für sich und machen entsprechende Angebote. Unter den staatlichen Weiterbildungsanbietern kommt neben Volkshochschulen, Museen oder Bibliotheken mittlerweile etwa jedes zweite Weiterbildungsangebot (45 %) von einer Hochschule. Aber auch immer mehr private Hochschulen haben den Weiterbildungsmarkt für sich entdeckt. Hauptzielgruppe sind Personen mit einem ersten Hochschulabschluss, aber auch beruflich Qualifizierten ohne (Fach-)Abitur stehen inzwischen etliche Angebote offen.
Allein zwischen 2011 bis 2020 wurden 376 neue wissenschaftliche Weiterbildungsangebote an mehr als 100 Hochschulen in Deutschland implementiert. »Dank einer umfassenden Anpassung an die Bedürfnisse von Berufstätigen konnte auch die Corona-Pandemie der Nachfrage nicht viel anhaben. Insgesamt sehen die Verantwortlichen in Hochschulen in diesem Bereich noch Wachstumspotenzial«, erklärt Sigrun Nickel, Leiterin Hochschulforschung beim CHE Centrum für Hochschulentwicklung. Gründe seien dafür u.a. Vorteile durch eine weitreichende Digitalisierung sowie die zeitliche und räumliche Flexibilisierung der Angebote.
Die Weiterbildungsformate reichen vom klassischen Bachelor- und Masterstudiengang über die deutlich kürzeren Zertifikatskurse und -programme bis hin zu Angeboten, für die es keinen offiziellen Abschluss gibt, sondern nur eine Teilnahmebescheinigung. Mittlerweile machen solche Kurzformate unterhalb der Studiengangsebene bereits rund drei Viertel aller hochschulischen Weiterbildungsangebote aus. Dies zeigen Daten aus dem aktuellen »CHECK – Das Weiterbildungsangebot deutscher Hochschulen«, der u.a. auch die Unterschiede innerhalb der Kurzformate veranschaulicht.
»Häufig ist der Weiterbildungsbereich in Hochschulen sehr innovativ und probiert Lehr- und Lernformen aus, die im traditionellen Studium noch nicht möglich sind. So sind die meisten berufsbegleitenden Studiengänge als Baukasten aufgebaut, der als Ganzes oder nur in Teilen in Form einzelner Kurse studiert werden kann. Interessierte können sich so ihr ganz individuelles Bildungsmenü zusammenstellen«, erläutert Sigrun Nickel.
Wissenschaftliche Weiterbildungsangebote sind sowohl an staatlichen wie privaten Hochschulen kostenpflichtig. Die Höhe der Gebühren variiert je nach Inhalt, Umfang und Anbieter. Vergleiche und eine gute Beratung können hier also helfen, Zeit und Geld zu sparen. Auswertungen des CHE zeigen die Bandbreite der Angebotskosten. So liegt der Kostenrahmen bei Zertifikatskursen, also einer kleineren Sammlung von Seminareinheiten, bei 50 bis 4.000 Euro. Gebühren für ein berufsbegleitendes Bachelorstudium können in Höhe von 2.300 bis 22.800 Euro anfallen. Für etwas kürzere Masterangebote liegt die Kostenspanne je nach Angebot und Anbieter zwischen 1.500 und 19.000 Euro.
Hintergrund
Das CHE Format CHECK bietet einen schnellen Überblick zu unterschiedlichen Themen. Für eine Darstellung zum Thema »Wissenschaftliche Weiterbildung« hat das CHE aktuelle Daten aus verschiedenen Quellen zusammengestellt, darunter vor allem Daten des CHE im Rahmen der Begleitforschung des Bund-Länder-Wettbewerbs »Aufstieg durch Bildung«. Autorin der Publikation »CHECK – Das Weiterbildungsangebot deutscher Hochschulen« ist Sigrun Nickel.
VERWEISE
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