Nationale Weiterbildungsstrategie: Länder wollen Dialog fortführen
Angesichts der vielfältigen und durch Corona nochmals potenzierten Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft plädieren die Länder dafür, den Prozess im Rahmen der Nationalen Weiterbildungsstrategie längerfristig fortzusetzen.
Mit der Vorlage des Umsetzungsberichts der Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) am 8. Juni 2021 geht der 2018 begonnene Prozess von Bund, Ländern und Sozialpartnern vorläufig zu Ende. Die daran beteiligten drei Fachministerkonferenzen der Länder (Arbeits- und Sozialminister-, Kultusminister- sowie Wirtschaftsministerkonferenz) sehen es als sehr positiv an, dass der gemeinsame Prozess für die berufliche Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen worden ist.
Britta Ernst, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und brandenburgische Ministerin für Bildung, Jugend und Sport: »Lebenslanges Lernen ist in unserer modernen Welt notwendig. Durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten erhält die Weiterbildung einen wichtigen Schub zur Weiterentwicklung. Bei der Fortführung der Nationalen Weiterbildungsstrategie ist es wichtig, neben der beruflichen Weiterbildung auch die allgemeine, kulturelle und politische Weiterbildung stärker in den Blick zu nehmen. Auch die in diesem Bereich tätigen Volkshochschulen sind damit als bundesweit größter Weiterbildungsanbieter stärker einzubeziehen.«
Kristina Vogt, Vorsitzende der Arbeits- und Sozialministerkonferenz und Bremer Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa: »Weiterbildung ist und bleibt der Schlüssel zur Gestaltung der digitalen und demografischen Transformation. Lebenslanges Lernen sichert Beschäftigung. Dies darf kein Bekenntnis bleiben: die Weiterbildungsstrukturen müssen nachhaltig weiterentwickelt und angepasst werden. Deswegen müssen wir Lösungen in gemeinsamer Verantwortung von Bund, Ländern und Sozialpartnern finden. Weiterbildung hat zudem in Zeiten der Pandemie eine erhebliche gesellschaftliche Bedeutung für die politische, kulturelle und sprachliche Bildung.«
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Vorsitzender der Wirtschaftsministerkonferenz und Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen: »Im digitalen Zeitalter wird die Halbwertszeit von Wissen immer kürzer. Deshalb steht neben der beruflichen Ausbildung auch die betriebliche Weiterbildung im Fokus der Nationalen Weiterbildungsstrategie. Die Unternehmen haben hier eine besondere Verantwortung, da sie am besten wissen, welche Kompetenzen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen. Sie müssen in die Lage versetzt werden, zusammen mit den anderen Akteuren der beruflichen Bildung passgenaue und unbürokratische Instrumente der betrieblichen Weiterbildung zu entwickeln. Eine neue, vorausschauende Weiterbildungskultur kann im internationalen Wettbewerb zum elementaren Standortvorteil werden und gesamtwirtschaftlich zu mehr Wachstum und Wohlstand beitragen.«
Die Arbeits- und Sozialministerkonferenz und die Wirtschaftsministerkonferenz betonen an dieser Stelle, wie wichtig die weitere Abstimmung zwischen den Ländern und dem Bund zu Fragen der Weiterbildungsberatung und -förderung sei – dies betrifft auch die Entwicklung nationaler Weiterbildungsplattformen –, um jedem und jeder Weiterbildungsinteressierten den Zugang zu Weiterbildung zu erleichtern.
Die Nationale Weiterbildungsstrategie hat herausgearbeitet, welche Schlüsselpositionen die Weiterbildung innehat, um sowohl die Auswirkungen von Corona als auch die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Digitalisierung bewältigen zu können. Lernangebote sollen sowohl Fachkräften als auch geringer qualifizierten Beschäftigten die Möglichkeit bieten, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten den jeweiligen Erfordernissen anzupassen, um ihre Arbeitsplätze zu erhalten oder sich neuen Berufswegen zuwenden zu können. Ein leistungsfähiges Weiterbildungssystem ist demnach eine Grundlage für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland.
Die Länder haben sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Anstrengungen für Weiterbildung und Qualifizierung gemeinsam mit den NWS-Partnern zu bündeln und gezielt weiterzuentwickeln. Aktuelle Bedarfe von Unternehmen und Weiterbildungsinteressierte sollen als Grundlage dafür Entwicklung dienen - ausgehend von der jeweiligen regionalen Situation, in der mit gut etablierten Vernetzungen in der Weiterbildung und der Weiterbildungsberatung entscheidende Zugänge zu Qualifizierungen gelegt werden. Im Fokus stehen sowohl eine Verbesserung der Vernetzung und Transparenz der Angebotsstrukturen als auch das Ziel, Angebote insbesondere für Erwachsene mit geringen Grundkompetenzen besser auszugestalten.
Für die Länder sind mit der NWS daher insbesondere folgende Zielsetzungen verbunden:
- Bei der Weiterbildungsberatung soll die Kooperation und Vernetzung der beratenden Institutionen in den Regionen verbessert werden. Die Beratung sollte zudem noch adressatengerechter ausgestaltet werden. Insbesondere sollen Personengruppen mit geringerer Weiterbildungsbeteiligung, wie z.B. Migrantinnen und Migranten, mit Beratungsangeboten besser erreicht werden.
- Die öffentliche Förderung und die strukturellen Rahmenbedingungen zur arbeitsorientierten Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener sollen gestärkt werden. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe unter Einbeziehung der Sozialpartner prüft anhand von Praxiserfahrungen, wie Kurse zur Alphabetisierung und Grundbildung sowie die vorhandenen Förderinstrumente der Bundesagentur für Arbeit hierfür eingesetzt werden können. Die Länder verfolgen das Ziel eines bedarfsgerechten und nachhaltigen Ausbaus der Regelstrukturen für die Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener.
- Die Weiterbildungsförderung für Beschäftigte wurde deutlich ausgebaut und die Unterstützung von Unternehmen bei der betrieblichen Weiterbildung maßgeblich verstärkt. Die Bekanntheit und Inanspruchnahme der Angebote sollen im Zusammenwirken aller Partner gesteigert werden.
- Um die wechselseitige Zusammenarbeit zu vertiefen und die Kohärenz der Förderangebote zu verbessern, streben Bund und Länder ein koordiniertes Vorgehen an. Dazu sollen der neugeschaffene »Bund-Länder-Ausschuss« fortgesetzt sowie der Aufbau neuer gemeinsamer und themenbezogener Formate, sogenannter »Weiterbildungsketten«, geprüft werden.
- Die Stärkung der Bildung in der digitalen Welt ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Die Länder dringen darauf, die Rahmenbedingungen der Weiterbildung im digitalen Raum systematisch und kontinuierlich weiter zu verbessern – von der Infrastruktur über digitale Informationsangebote, digitale und hybride Maßnahmen bis zu digital zertifizierten Abschlüssen.