Coronakrise: Beschäftigte wünschen sich mehr Weiterbildungsmaßnahmen
Laut einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung von Rundstedt glaubt beinahe die Hälfte aller Menschen in Deutschland, mit sinkender Inzidenz und steigenden Impfzahlen sei das Schlimmste der Corona-Krise überstanden.
Allerdings rechnen 59 Prozent der Befragten damit, dass die Arbeitslosigkeit noch steigen wird und Politik und Wirtschaft rechtzeitig Konzepte entwickeln müssen, um dem entgegenzuwirken. Auch Arbeitgeber sollen Programme entwickeln, die sie über ihre Jobs hinaus weiterbringen.
Stimmung gedämpft optimistisch
Dass beinahe täglich über Kurzarbeit und Einsparungen bei Unternehmen berichtet wird, wird von den Beschäftigten vergleichsweise gut weggesteckt. So gibt nur jeder Vierte an, deshalb verunsichert zu sein und im Job mehr Einsatz zu zeigen als sonst. Waren es in einer von Rundstedt Umfrage im Juni letzten Jahres noch 56 Prozent, die einen Jobwechsel für zu riskant hielten und trotz Unzufriedenheit keine Neuorientierung in Betracht zogen, so sind es in der aktuellen Befragung nur noch knapp 46 Prozent. Nur rund 18 Prozent geben an, von Stellenabbau im Unternehmen betroffen zu sein. Bei 24 Prozent hat es grundlegende Umstrukturierungen und einen harten Sparkurs gegeben, der noch Folgen haben könnte. Dennoch glaubt fast die Hälfte der Menschen in Deutschland, dass mit sinkender Inzidenz und steigenden Impfzahlen das Schlimmste überstanden ist (49 Prozent).
Weiterbildung: Akteure aus Politik und Wirtschaft in die Pflicht nehmen
Allerdings empfindet die Mehrheit der Befragten die gesamtwirtschaftliche Lage weiterhin als unsicher. 59 Prozent glauben, dass die Arbeitslosigkeit in Zukunft noch steigen wird und sind der Ansicht, dass Politik und Wirtschaft rechtzeitig Konzepte und Maßnahmen, beispielsweise Angebote zur Umschulung, entwickeln müssen, um eine steigende Arbeitslosenzahl abzufedern.
Denn seit eineinhalb Jahren befindet sich Deutschland im Homeoffice. In dieser Zeit ist die Digitalisierung schneller fortgeschritten als je zuvor. Zwar ist fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) der Meinung, dass sie vom Arbeitgeber gut durch die Krise gebracht wurden.
Aber ein Drittel der Beschäftigten ist der Ansicht, Corona habe gezeigt, dass ihr Arbeitgeber zu wenige Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen biete, die über die im Jobprofil beschriebenen Aufgaben, Tätigkeitsfelder und Kompetenzen hinaus gehen (33 Prozent). Und immerhin jeder fünfte Beschäftigte gibt an, durch die rapide Digitalisierung im Arbeitsumfeld (Videokonferenzen, Computer im Homeoffice) den Anschluss verloren zu haben und erhofft sich mehr Unterstützung vom Arbeitgeber (22 Prozent). Mehr als die Hälfte sind der Meinung, dass die Erfahrungen der Coronakrise für Weiterbildungsprogramme genutzt werden sollten, die die Beschäftigten weiterbringen.
Mehr Weiterbildungsmöglichkeiten zur Prävention gewünscht
»Für die künftige Entwicklung von Unternehmens-Standorten ist es entscheidend, aus der Krise zu lernen und Neues umzusetzen«, sagt Christian Summa (von Rundstedt). »Gerade in der jetzigen Phase sich stark verändernder Geschäftsmodelle und damit verbundener Schlüsselkompetenzen braucht es eine Strategie des Neu- und Umlernens für die Beschäftigten, die zum Unternehmen und seiner Branche passt. Neben der Weiterbildung für den heutigen Aufgabenbereich werden mittels maßgeschneiderter Up- und Reskilling-Angebote die wichtigen Metakompetenzen wie Digitales Mindset, Veränderungsfähigkeit oder das Lösen komplexer Aufgabenstellungen vermittelt. Die Ausnahmesituation im Business-Alltag wird die Regel werden. Dafür brauchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sowohl Flexibilität als auch Sicherheit.«
DIE ERGEBNISSE IM DETAIL
Wie nehmen Menschen in Deutschland die Änderungen auf dem Arbeitsmarkt in ihrem direkten Umfeld wahr? Wie schätzen sie die zukünftige Lage der Wirtschaft ein?
- 24,9 Prozent: Kurzarbeit, Einsparungen und die ständige Präsenz dieser Themen haben mich verunsichert. Um eine Kündigung zu vermeiden, versuche ich, noch mehr Einsatz als früher zu zeigen.
- 45,8 Prozent: In der aktuellen Situation mit allen Unsicherheiten würde ich nicht den Job wechseln. Die Angst, keinen neuen Job zu finden, ist zu groß.
- 48,9 Prozent: Mit sinkender Inzidenz und steigenden Impfzahlen glaube ich, dass wir das Schlimmste überstanden haben. Was meine Karriere betrifft, unternehme ich jetzt erst einmal keine weiteren Schritte.
- 17,7 Prozent: In meinem Unternehmen gibt es Stellenabbau, von dem ich unmittelbar betroffen bin.
- 24,2 Prozent: In meinem Unternehmen hat es grundlegende Umstrukturierungen von Abteilungen und einen harten Sparkurs gegeben. Davon könnte ich künftig betroffen sein.
- 21,5 Prozent: Im Rahmen der rapiden Digitalisierung (z.B. Videokonferenzen) während der Coronakrise habe ich den Anschluss verloren - hier erhoffe ich mir mehr Unterstützung von meinem Arbeitgeber.
- 48,3 Prozent: Ich bin der Ansicht, dass mein Arbeitgeber mich während der Krise sehr gut unterstützt hat.
- 51,8 Prozent: Ich hoffe, dass Arbeitgeber auf Basis der Corona-bedingten Erfahrungen langfristige Programme entwickeln, die mich über meinen Job hinaus weiterbringen.
- 59,3 Prozent: Ich glaube, dass die Arbeitslosigkeit in Zukunft noch steigen wird. Daher müssen Politik und Wirtschaft frühzeitig Konzepte, z.B. für Umschulungen, entwickeln und Maßnahmen anbieten.
- 32,7 Prozent: Corona hat gezeigt, dass mein Arbeitgeber über die Jobprofile der Mitarbeiter hinaus zu wenige Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen bietet. Das sollte sich langfristig ändern.
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Hintergrund
Talents & Trends ist eine regelmäßig stattfindende Erhebung zu den Trend-Themen im Arbeitsmarkt. von Rundstedt befragt hierzu gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut INNOFACT AG rund 1.000 Männer und Frauen. Die Stichprobe entspricht nach Alter, Geschlecht und Region der repräsentativen Verteilung der deutschen Bevölkerung. Die unabhängige Online-Erhebung fand im Juni 2021 statt.
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