Digitalisierung in der Bildung

IAQ 3

Strategische Rolle der kommunalen Schulträger

»Bildung ist Ländersache« im deutschen System des Bildungsföderalismus – eigentlich. Allerdings hat der Bund zur Bewältigung der Digitalisierung an Schulen ein Milliarden-Programm aufgelegt – und die Kommunen sollen es umsetzen. Öffnen sich hier Potenziale für bessere Bildungschancen? Oder steigen die Risiken für wachsende regionale Unterschiede wegen der prekären Finanzsituation vieler Kommunen? Ein aktueller Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) zeigt, dass vieles davon abhängt, wie die kommunalen Schulträger ihre Rolle verstehen und wahrnehmen.

Wie Dr. Sandra Fischer, Philipp Hackstein und Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey von der IAQ-Forschungsabteilung Bildung, Entwicklung, Soziale Teilhabe feststellen, wird die bildungspolitische Aufgabenteilung zwischen Bund, Land und Kommune zunehmend »von unten« durch die Entwicklung von Netzwerken vor Ort und »von oben« durch Bundesprogramme in Frage gestellt. 2019 stellte der Bund mit dem DigitalPakt Schule für fünf Jahre zweckgebunden fünf Milliarden Euro zur Verfügung, um digitale technische sowie lehr- und lernbezogene Infrastrukturen aufzubauen und zu optimieren. Der Bund beteiligt sich mit bis zu 90 Prozent an der Gesamtfinanzierung. Dadurch soll das Bildungssystem »in Zeiten des digitalen Wandels Teilhabe und Mündigkeit für alle Heranwachsenden und Chancengleichheit für jedes einzelne Kind« ermöglichen. Die Länder haben die Aufgabe, die Verteilung der Mittel zu organisieren; die konkrete Umsetzung des Programms ist Aufgabe der kommunalen Schulträger.

Medientechnik und Mediennutzung lassen sich nicht voneinander trennen. Einige Schulträger entwickeln deshalb gemeinsam mit den Schulen und anderen Partnern vor Ort Strategien, um einen bedarfsgerechten Ausbau der digitalen Infrastruktur mit Konzepten für einen pädagogisch sinnvollen Einsatz zu verbinden. Fazit des IAQ-Teams: »Eine aktive, am Bedarf vor Ort orientierte kommunale Bildungspolitik, die die Rolle des Schulträgers neu definiert und mit der Schaffung von Netzwerken verbindet, kann Bildungschancen fördern und damit die Auswirkungen finanzieller Restriktionen zwar nicht kompensieren, aber doch verringern.« Nicht zuletzt, aber keineswegs nur, wird es angesichts der Herausforderungen der Digitalisierung für die Zukunft darum gehen, die Funktion der örtlichen Schulträger stärker in den Blick zu nehmen und über die lokalen Gestaltungsmöglichkeiten dieser Rolle hinaus auch nach Reformanforderungen für die Rahmenbedingungen auf Landesebene zu fragen.

Bibliographie
Fischer, Sandra / Hackstein, Philipp / Stöbe-Blossey, Sybille, 2022: Neuausrichtung der Rolle des Schulträgers? Entwicklungstrends und Herausforderungen in der kommunalen Bildungspolitik. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2022-0

 

  VERWEISE  

 

Ähnliche Themen in dieser Kategorie

10.03.2025

Die Bundesregierung hat in einer Antwort auf eine Kleine Parlamentarische Anfrage zur Umsetzung bildungspolitischer Vorhaben in der 20. Legislaturperiode Stellung genommen. Wie daraus hervorgeht, standen insbesondere das Startchancen-Programm, der …

26.02.2025

Der wachsende Markt für berufliche Weiterbildung Die Journalistin Gudrun Porath hat auf dem Portal heise.de die Lünendonk®-Studie 2024 »Der Markt für berufliche Weiterbildung in Deutschland« eingehend analysiert und gibt in ihrer Rezension …

21.02.2025

Digitalpakt 2.0: Ein neuer Schritt für die digitale Bildung Am 13. Dezember 2024 haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Kultusministerkonferenz (KMK) eine Gemeinsame Erklärung zum Digitalpakt 2.0 verabschiedet. Die …

20.02.2025

EPALE 2025: Die Zukunft der Erwachsenenbildung gestalten In einer Zeit des raschen technologischen Fortschritts und sich verändernder Anforderungen an die Arbeitskräfte hat EPALE seine thematischen Prioritäten für 2025 vorgestellt. Diese spiegeln …

.
Oft gelesen...