Warum Deutschland eine Weiterbildungsrepublik werden sollte
Neue Studie »Reform der beruflichen Weiterbildung«
Die Bertelsmann-Stiftung hat eine neue Studie zum Thema berufliche Weiterbildung veröffentlicht. Dabei stehen Entwicklungsmöglichkeiten arbeitsmarkt- und weiterbildungspolitischer Instrumente zu ihrer Förderung im Fokus.
Die Effekte des Strukturwandels und die damit verbundene Transformation des Arbeitsmarkts machen Weiterbildung über den gesamten Erwerbsverlauf immer wichtiger: Berufsbilder wandeln sich und neue Berufsbilder entstehen, aufstrebende Geschäftsfelder (z.B. Elektromobilität) erfordern neue Kompetenzen. Über alle Qualifikationsstufen hinweg hat der Anteil der Tätigkeiten, die potenziell von Computern übernommen werden können, zugenommen (ob dies tatsächlich passiert, hängt von weiteren Faktoren ab). Wenn die Halbwertszeit von Wissen und Fähigkeiten durch den technologischen Wandel kürzer wird, ist Weiterbildung die Antwort: Zukünftig werden sich viele Beschäftigte weiterbilden müssen, um ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten und den Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu sichern. Der Blick auf die Zahlen zeigt jedoch, dass im internationalen Vergleich die Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland gering ist und abhängig von Alter und Bildungsgrad stark variiert.
Darum gilt es, Deutschlands weiterbildungs- und arbeitsmarktpolitisches Instrumentarium auszubauen, um den skizzierten Wandel auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu gestalten, indem Beschäftigte neue Kompetenzen erwerben und ihre Beschäftigungsfähigkeit erhalten. Die Nationale Weiterbildungsstrategie und der Koalitionsvertrag liefern wichtige Impulse, deren konkrete Ausgestaltung jetzt angegangen werden sollte.
Die von Prof. Dr. Werner Eichhorst, IZA Bonn, und Prof. Dr. Paul Marx, Universität Duisburg-Essen, im Auftrag der Bertelsmann Stiftung verfasste Studie »Reform der beruflichen Weiterbildung in Deutschland – Impulse aus dem Ausland« liefert Antworten, wie Deutschlands arbeitsmarkt- und bildungspolitisches Instrumentarium weiterentwickelt werden sollte, um die Teilnahme an substanzieller Weiterbildung zu erhöhen und somit die Arbeitnehmner*innen und den deutschen Arbeitsmarkt für den Strukturwandel zu rüsten.
Sechs zentrale Handlungsbedarfe werden herausgearbeitet
Basierend auf der Analyse der Stärken und Schwächen des deutschen Systems, arbeitet die Studie sechs zentrale Handlungsbedarfe heraus: (1) Orientierung und Beratung müssen ausgebaut werden, so dass auch weiterbildungsferne Erwerbspersonen von den Angeboten erreicht werden. Darüber hinaus sollten (2) Mechanismen zur Validierung informell und non-formal erworbener Kompetenzen ausgebaut und verankert werden. Über eine solche Anerkennung könnten auch Anreize für eine Weiterbildungsteilnahme geschaffen werden. Darauf aufbauend bedarf es (3) der Identifikation praktikabler und passender Entwicklungspfade für die Arbeitnehmer*innen. Mit Hilfe eines modularen Systems an Teil- und Zusatzqualifikationen sollte Beschäftigten ermöglicht werden, verschiedene Kurse, die zu individuellen Erfahrungen und Neigungen, aber auch zur betrieblichen und arbeitsmarktlichen Umgebung passen, zu absolvieren und ggf. in der Folge zu kombinieren. Um auch Beschäftigten in der Mitte des Erwerbslebens die Teilnahme an substanzieller Weiterbildung zu ermöglichen, sollten sowohl (4) zeitliche als auch (5) finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Denn häufig scheitert Weiterbildung an einem Mangel aus Zeit und Geld in solchen Phasen, in denen die Arbeitszeit dafür reduziert wird. Nicht zuletzt arbeitet die Studie heraus, dass (6) Deutschland Transformationshilfen weiterentwickelt sollte, um Weiterbildungsanstrengungen zu fördern, wenn es regional oder sektoral innerhalb kurzer Zeit zu massiven Ein- oder Umbrüchen am Arbeitsmarkt kommt.
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