Studie: Durchlässigkeit der Bildungswege fördert lebenslanges Lernen
77 % der Österreicher erachten Bildungsdurchlässigkeit als sehr bzw. einigermaßen wichtig - Wichtigste Maßnahmen: Bildungskonto, Lehre mit Matura, Studium auch ohne Matura (»Matura« = »Abitur«)
(Wien) - Dass lebenslanges Lernen in der heutigen Gesellschaft sehr bzw. einigermaßen wichtig ist, dem können sich laut einer heute präsentierten IMAS-Studie im Auftrag des WIFI bereits 94 Prozent der Österreicher ab 16 Jahren anschließen. »Die tatsächliche Umsetzung des lebenslangen Lernens wird durch das aktuelle Bildungssystem allerdings nur für 20 Prozent der Befragten sehr stark und für weitere 49 Prozent einigermaßen stark gefördert. Für knapp ein Fünftel der Befragten ist die Förderung des lebenslangen Lernens im Bildungssystem aktuell eher nicht bzw. überhaupt nicht gegeben«, führt Paul Eiselsberg von IMAS International die Ergebnisse der repräsentativen Studie weiter aus.
»Ein bedeutsames und künftig noch relevanter werdendes Kriterium ist dabei für 77 Prozent die Durchlässigkeit der Bildungswege, also die Möglichkeit, sich im Bildungssystem ohne Sackgassen weiterentwickeln zu können«, zitiert WIFI Österreich-Kurator Markus Raml vor Journalisten aus der Studie. »Die Befragten wissen außerdem ganz konkret, welche Maßnahmen die Durchlässigkeit und damit die Attraktivität des lebensbegleitenden Lernens wirksam erhöhen: die Lehre mit Matura, die Anrechnung erlangter Kompetenzen im Rahmen beruflicher Weiterbildung und die Chance auf ein Studium auch ohne Matura«.
Bildungskonto einführen
Interessant ist laut Raml, wo die Österreicher beim Weiterlernen der Schuh drückt: »Es sind laut Umfrage in erster Linie finanzielle Aspekte und die Schwierigkeit, wegen starrer Systeme Beruf und Ausbildung miteinander zu vereinen«. Umso wichtiger sei es, endlich das Bildungskonto für alle Österreicher einzuführen, das die berufsorientierte Weiterbildung unterstützt. Das WIFI biete außerdem mit seinem akademischen Programm gemeinsam mit Universitäten und FHs die Möglichkeit, als Fachkraft mit Berufspraxis auch ohne Matura einen Masterabschluss zu erlangen – etwa im Rahmen der neuen Berufsakademie, mit der sich beispielsweise Handels- bzw. Verkaufsmitarbeiter einen Mastertitel erarbeiten und auf Führungspositionen vorbereiten können. »Lebensbegleitendes Lernen ist das Gebot der Stunde. Erwachsenenbildung muss daher für alle finanzierbar, transparent und in alle Richtungen durchlässig sein«, so Raml.
Abschlüsse sichtbar und vergleichbar machen
Anlässlich der Präsentation der IMAS-Studie zur Bildungsdurchlässigkeit unterstrich WIFI Österreich-Institutsleiter Michael Landertshammer erneut die Wichtigkeit, Bildungswege und -abschlüsse aus dem schulischen Bereich und der berufsbezogenen Weiterbildung vergleichen zu können. »Der soeben in Kraft getretene Nationale Qualifikationsrahmen schafft dafür die nötigen Rahmenbedingungen. Er bildet die gesamte österreichische Qualifikationslandschaft ab und ordnet auf Basis dessen, was jemand wirklich kann, die Abschlüsse einheitlichen Levels zu. Abschlüsse wie Werkmeister oder Ingenieur werden für Unternehmen damit ebenso in ihrer Wertigkeit sichtbar wie Abschlüsse der berufsbezogenen Erwachsenenbildung«.
Aufzeigen, was jemand wirklich kann
Akademische Titel, die im Zuge des Trends zu höheren Abschlüssen immer gefragter werden, sind demnach nicht alles: »Es ist die Kombination von Titel und Kompetenz, die den Erfolg unserer akademischen Programme ausmachen und die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und höherer Bildung ermöglichen«, so Landertshammer. »Berufs- und Hochschulbildung betrachten wir dabei als gleichwertig«. Ein Beispiel dafür sei das Duale Studium zum Bachelor of Engineering – eine Kooperation zwischen WIFI und der Steinbeis Hochschule Berlin. »Dieser neuartige Ausbildungsweg verbindet akademisches Management-Know-how mit laufender praktischer Umsetzung in den Betrieben und steht Studierenden auch ohne Matura, aber mit Berufsausbildung und Praxis offen«.
Zusammenfassend erhöhen innovative, transparente und offene Weiterbildungswege die Durchlässigkeit im gesamten Bildungssystem, was laut Meinung eines Großteils der Österreicher eine wichtige Voraussetzung für das lebensbegleitende Lernen darstellt. In Kombination mit dem Nationalen Qualifikationsrahmen bekommt die berufliche Bildung nun auch die nötige Anerkennung als gleichwertiger Ausbildungsweg.
Hintergrund
Die WIFIs, die Wirtschaftsförderungsinstitute der Wirtschaftskammern, sind mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent der größte Anbieter für berufliche Aus- und Weiterbildung in Österreich. Pro Jahr besuchen mehr als 350.000 Kundinnen und Kunden über 30.000 Kurse, Seminare und Lehrgänge. Aktuell sind für die WIFIs 12.000 Trainer/innen im Einsatz. Seit bald 70 Jahren ist das WIFI mit einer Dachorganisation (WIFI Österreich), neun Landesinstituten und 80 Außenstellen kompetenter Partner der österreichischen Wirtschaft. Das WIFI International begleitet international tätige, österreichische Unternehmen mit beruflicher Aus- und Weiterbildung »Made in Austria« in Länder der CEE- und SEE-Region. Das WIFI Unternehmerservice bietet Veranstaltungen und Publikationen zu Themen, die für Unternehmen in Zukunft wichtig werden. Im Mittelpunkt steht das Entwickeln und Koordinieren von Wirtschaftsförderungsprogrammen mit Kofinanzierungspartnern.
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