VHSsen für eine systematische Förderung der Grundbildung
Weltalphabetisierungstag 2022: Volkshochschulen fordern kostenlose Grundbildung im Kampf gegen Arbeitskräftemangel
Statt entschlossen für Alphabetisierung und Grundbildung zu sorgen und so den Arbeitskräftemangel in Deutschland zu bekämpfen, lässt die Bundesregierung und auch die Wirtschaft wertvolles Potenzial brachliegen. Diese Einschätzung äußert der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) anlässlich des Weltalphabetisierungstags am 8. September. Nach Untersuchungen der Uni Hamburg können bundesweit mindestens 6,2 Millionen Menschen nicht richtig lesen, schreiben oder rechnen. Viele von ihnen haben kaum Chancen am Arbeitsmarkt oder arbeiten bestenfalls als an- oder ungelernte Kräfte, etwa in der Pflege, der Gastronomie, im Bau- oder Reinigungsgewerbe. Der Zugang zu einer Ausbildung oder qualifizierteren Jobs bleibt ihnen meist verwehrt. Vielmehr sind sie besonders von einem Jobverlust bedroht.
Volkshochschulen und ihre Verbände fordern daher eine systematische Förderung von Menschen, die Schwierigkeiten mit der Schriftsprache oder mit dem Verständnis von Zahlen und Mengen haben.
»Uns geht es um Bildungschancen für jede und jeden Einzelnen. Bund, Länder und Unternehmen müssen erkennen, dass ein großes Potenzial an Arbeitskräften vorhanden ist, das wir nur erschließen können, wenn wir das Engagement für die Grundbildung Erwachsener deutlich verstärken«, fordert der DVV-Vorsitzende Martin Rabanus
Viele Branchen in Deutschland klagen über Arbeitskräftemangel, der sich mit der Corona-Pandemie weiter verschärft habe. Neben Fachkräften fehlen auch qualifizierte Hilfskräfte und angelernte Kräfte. Auch deren Tätigkeiten werden anspruchsvoller: Pflegehilfskräfte müssen ihre Tätigkeiten schriftlich dokumentieren, Lagerarbeiter*innen brauchen ein gutes Verständnis von Zahlen und Mengen. Mitarbeitende in gewerblich-technischen Berufen müssen Anleitungen für den Betrieb neuer Geräte verstehen.
»In dieser Situation kann es nicht sein, dass Jobcenter und Arbeitsagenturen die Teilnahme an Lese-, Schreib- und Rechenkursen nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen finanzieren - das muss der Regelfall werden. Wir brauchen ein Förderprogramm von Bund und Ländern zur Grundbildung, um gezielt dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken«, erklärt Rabanus.
Er führt weiter aus: »Auch die Wirtschaft kann viel tun, indem Unternehmen den Grundbildungsbedarf in ihrer Belegschaft ermitteln und entsprechende Fortbildungsangebote etablieren. Die Volkshochschulen sind bereit, diesen Grundbildungsbedarf zu decken - durch kostenlose, frei zugängliche Kurse ebenso wie durch gezielte Schulungen für Unternehmen. Wir verfügen über gute Konzepte und Lehrmaterialien. Einen wirklichen Quantensprung erreichen wir aber nur durch mehr finanzielle Mittel für die Grundbildung.«
Quelle: Nach einer DVV-Pressemitteilung
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