Rheinland-Pfalz: Petition zur Bildungsgerechtigkeit
Anerkannte Weiterbildungsträger starten Petition zu den Koalitionsverhandlungen in Rheinland-Pfalz
Nach dem Start der Koalitionsverhandlungen in Rheinland-Pfalz zwischen SPD, Grünen und FDP wenden sich die sieben anerkannten Weiterbildungsträger des Landes mit einer Petition zur Verdoppelung ihres Budgets an die zukünftige Landesregierung. Mit dem Aufruf »Rette die Bildungskette« machen sie auf die lange vernachlässigte Förderung des Weiterbildungssektors als vierte Säule im Bildungssystem aufmerksam.
Hintergrund der Petition sind eine Vielzahl mit dem aktuellen Budget nicht mehr leistbarer gesellschaftlicher Herausforderungen. Dazu gehören die Organisation und Durchführung von Integrations- und Sprachkursen für Tausende Flüchtlinge, die monatelang auf einen Kurs warten müssen sowie die Sicherung und den Ausbau von Angeboten zur allgemeinen, beruflichen und politischen Bildung als Basis für den sozialen Frieden in unserer Gesellschaft. Diese Aufgaben lassen sich zukünftig nur durch eine Verdoppelung der Mittel stemmen. Die notwendige Unterstützung soll jetzt durch eine Petition erreicht werden.
Eine Erfolgsgeschichte, bei der die Bildungskette noch funktioniert hat, ist etwa die Syrerin Roula. Die 34-Jährige kam 2014 mit ihrer Familie nach Rheinland-Pfalz. Sie durchlief innerhalb von neun Monaten einen Integrationskurs, einen Berufsvorbereitungskurs und ein Praktikum. Heute arbeitet sie in Vollzeit als Dolmetscherin. Ein anderes Beispiel ist Klaus (Name von der Redaktion geändert). Der heute 55-Jährige hat, nachdem er als Fabrikarbeiter entlassen wurde, an einem Alphabetisierungskurs der Katholischen Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz teilgenommen. Dadurch lernte er nicht nur Lesen und Schreiben, sondern gewann auch neues Selbstvertrauen. Mittlerweile hat er einen Job in der Landwirtschaft gefunden, dem er mit großer Freude nachgeht.
»Diese Erfolgsgeschichten dürfen keine Einzelfälle bleiben. Das könnten wir jeden Tag erreichen, wenn wir finanziell, personell und infrastrukturell entsprechend aufgestockt würden. Investition in Weiterbildung ist eine Investition in unsere Gesellschaft«, sagt Steffi Rohling, Direktorin des Verbandes der Volkshochschulen in Rheinland Pfalz und eine der Petitionstellerinnen.
Die Petition wird eingereicht von den sieben staatlich anerkannten Weiterbildungsträgern im Land Rheinland-Pfalz: Dazu gehören neben dem Verband der Volkshochschulen e.V. noch Arbeit & Leben gGmbH Rheinland-Pfalz, das Bildungswerk des Landessportbundes Rheinland-Pfalz e.V., die Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in Rheinland-Pfalz e.V., die Katholische Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz - Landesarbeitsgemeinschaft e. V., die Landesarbeitsgemeinschaft anderes lernen e.V. und die die Landesvereinigung für ländliche Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz e.V.
Die Kampagne »Rette die Bildungskette« soll sicherstellen, dass Weiterbildung in Rheinland-Pfalz auch in Zukunft für alle gesellschaftlichen Schichten und Altersklassen verfügbar ist und bleibt. Am 18. Mai tritt voraussichtlich der neu gewählte Landtag zusammen und kann die politischen Weichen dafür stellen. Politische Entscheider wie jeder andere Bürger können das Anliegen unterstützen, indem sie die Petition auf www.rette-bildungskette.de unterschreiben.
Die staatlich anerkannten Weiterbildungsträger setzen neben der allgemeinen und politischen Bildung Akzente in einer Vielzahl von Themen. Maßnahmen und Projekte für Medienkompetenz, Programme zur Qualifizierung von Kursleitenden, Integrations- sowie Sprach- und Orientierungskurse für Geflüchtete und nachhaltige Angebote im Grundbildungs- beziehungsweise Alphabetisierungsbereich gehören dazu.
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