Weiterbildung bringt doppelte Rendite – aber nicht für jede und jeden

SVEB 5

Schweizer Studie zum Nutzen von Weiterbildung

Vor allem Männer im besten Erwerbsalter profitieren von einer Weiterbildung

Dies geht aus einer aktuellen empirischen Studie hervor, welche die Auswirkungen von berufsbezogener Weiterbildung auf Einkommensverbesserung und Arbeitslosenrisiko untersucht. Nebst Geschlecht und Alter spielen aber auch Berufsbildung und der regionale Kontext eine Rolle, wenn es um die Weiterbildungsrendite geht.

Vor dem Hintergrund eines beschleunigten Strukturwandels und der fortschreitenden Digitalisierung ist Weiterbildung für viele Erwerbstätige zu einer Notwendigkeit geworden. Dennoch fehlten bis jetzt weitgehend empirische Erhebungen zum ökonomischen Nutzen nonformaler Weiterbildung in der Schweiz. Diese Lücke füllt nun eine Studie von Stefan Denzler und Stefan C. Wolter von der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) sowie Jens Ruhose von der Leibniz-Universität Hannover.

Um die Arbeitsmarktrendite zu schätzen, kombinierten sie Daten über individuelle Bildungsaktivitäten aus dem Mikrozensus 2016 mit den Daten über Einkommen und Arbeitslosigkeit der entsprechenden Personengruppen zwischen den Jahren 2014 und 2018.

Klare positive Effekte

Die Ergebnisse zeigen, dass die Teilnahme an Weiterbildungsmassnahmen das Einkommen im Durchschnitt um 4,8 Prozent erhöht. Wer 2016 an einer Weiterbildung teilnahm, verdiente im Schnitt im selben Jahr 3,8% mehr als Personen, die weiterbildungsabstinent waren. Dieser Effekt blieb im Jahr 2017 stabil, stieg im Jahr 2018 gar auf 6,2% an.

Auch bezogen auf die Arbeitslosigkeit zeigen die Daten signifikante Effekte in den Jahren nach der Teilnahme an einer berufsbezogenen Weiterbildung. Im Durchschnitt stellten die Autoren einen Rückgang der Wahrscheinlichkeit des Jobverlusts nach der Weiterbildungsteilnahme um 2,5 Prozentpunkte fest. Verglichen mit der Arbeitslosenquote in der Vergleichsgruppe im Jahr 2015 bedeutet dies, dass die Weiterbildungsteilnahme das Arbeitslosigkeitsrisiko im Durchschnitt um etwa ein Drittel senkte.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern

Allerdings, so schreiben die Autoren, profitiere nicht jeder bzw. jede gleichermassen von einer berufsbezogenen Weiterbildung. Den grössten Nutzen punkto Einkommen und der Verringerung des Arbeitslosenrisikos ziehen männliche Arbeitnehmer. Gegenüber den Frauen liegt der Effekt auf das Einkommen bei 6,4% gegenüber 4%. Was das Risiko betrifft, den Job zu verlieren, verringert sich dieses bei den Männern um 3,3%, bei den Frauen um 2,3%.

Zudem stellte die Studie Einkommenseffekte vor allem bei Arbeitnehmenden im Haupterwerbsalter zwischen 30 und 50 Jahren fest. Mit zunehmendem Alter wirke sich eine Weiterbildung nicht so sehr auf den Lohn aus, mindere aber das Risiko der Arbeitslosigkeit, hält die Studie fest.

Auch hinsichtlich des formalen Bildungsniveaus zeigen sich Unterschiede: Statistisch signifikante Effekte einer Weiterbildung auf Einkommen und Arbeitslosigkeit bestehen nur für Personen mit Berufsbildung. Schliesslich seien die positiven Effekte einer Weiterbildung stärker, wenn diese durch den Arbeitgeber anstatt von den Teilnehmenden selbst finanziert werde.

Regionale Unterschiede

Und auch die Region spielt eine Rolle: Weiterbildung zeitigt vor allem in sowohl wirtschaftlich schwächeren wie auch in wirtschaftlich stärkeren Regionen Wirkung. In Regionen mit etwa durchschnittlicher Beschäftigung, aber auch hohen Arbeitslosenquoten seien die Effekte relativ bescheiden, heisst es in der Studie. Allerdings seien positive Effekte auch nur in städtischen Regionen sichtbar.

Die Aussicht auf eine doppelte Dividende durch eine Weiterbildung ist, wie die Studie zeigt, von verschiedenen Faktoren abhängig. Das sei bei einer Investition von Zeit und Geld in Weiterbildung zu berücksichtigen, halten die Autoren fest.

Bibliographie
Denzler, Stefan and Ruhose, Jens and Wolter, Stefan C., «The Double Dividend of Training» – Labor Market Effects of Work-Related Continuous Education in Switzerland. IZA Discussion Paper No. 15619


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