Im Ländervergleich: Schulische Berufsausbildung gewinnt an Bedeutung

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Gegen den Trend der insgesamt rückläufigen Ausbildungszahlen in Deutschland beginnen in vielen Bundesländern mehr junge Menschen eine schulische Berufsausbildung

Dabei zeigen sich – ähnlich wie bei den dualen Ausbildungsverhältnissen – teils deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. Die gemeinsame Herausforderung besteht darin, insgesamt mehr junge Menschen in Ausbildung zu bringen.

Die schulische Berufsausbildung erfreut sich bei jungen Menschen in Deutschland wachsender Beliebtheit. Während die dualen Ausbildungsverhältnisse zwischen 2011 und 2021 bundesweit um fast 18 Prozent zurückgegangen sind, ist die Zahl der schulischen Berufsausbildungen im selben Zeitraum geringfügig um ein Prozent gestiegen. Demzufolge ist auch ihr Anteil am Ausbildungsmarkt gewachsen: 2021 machten schulische Berufsausbildungen rund ein Drittel aller Ausbildungsverhältnisse aus.

Dies geht aus den Länderberichten des »Monitor Ausbildungschancen 2023« hervor, die das FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung erstellt hat. Im Gegensatz zur dualen Berufsausbildung, die im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule erfolgt, findet die schulische Ausbildung überwiegend in der Berufsschule statt. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Ausbildungen in den Bereichen Gesundheit und Erziehung.

»In vielen Bundesländern konnte der Zuwachs der schulischen Ausbildung den Rückgang der dualen Ausbildungsverhältnisse etwas ausgleichen, vereinzelt sogar kompensieren«, sagt Dieter Dohmen, Direktor des FiBS und Autor der Studie. »Angesichts des Fachkräftemangels brauchen allerdings beide Ausbildungsbereiche Nachwuchs. Deshalb muss es darum gehen, wieder deutlich mehr junge Menschen in Ausbildung zu bringen, sowohl in die schulische als auch in die duale. Das Ziel sollte sein, möglichst alle Schulabgänger*innen in Ausbildung zu bringen.«

Insgesamt ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse in Deutschland von über 783.000 im Jahr 2011 auf knapp 686.000 im Jahr 2021 gesunken. Das entspricht einem Rückgang um 12,5 Prozent. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern: So fällt der Rückgang in Niedersachsen, dem Saarland und in Sachsen-Anhalt mit jeweils rund 20 Prozent am stärksten aus, in Sachsen hingegen beträgt er nur 3 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse sogar gegen den Bundestrend gestiegen, um über 8 Prozent im Vergleichszeitraum.

Duale Berufsausbildung geht in allen Bundesländern zurück

Der Rückgang der Ausbildungsverhältnisse betrifft vor allem die duale Berufsausbildung. Befanden sich 2011 rund 566.000 junge Menschen in einer dualen Ausbildung, waren es 2021 nur noch rund 466.000. Dabei gingen die dualen Ausbildungsverhältnisse in allen Bundesländern zurück. Am stärksten nahmen sie im Saarland (rund 23 Prozent), in Berlin (rund 22 Prozent) und in Hamburg (20 Prozent) ab. Am geringsten fiel der Rückgang in Sachsen (knapp 8 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (rund 11 Prozent) aus.

Der Anteil der schulischen Berufsausbildung ist zwischen 2011 und 2021 hingegen in elf Bundesländern gestiegen. Die größten Zuwächse verzeichneten dabei Mecklenburg-Vorpommern (rund 56 Prozent), Hamburg (rund 33 Prozent) und Schleswig-Holstein (knapp 29 Prozent). Einen Rückgang verzeichneten lediglich fünf Bundesländer. Am deutlichsten fiel dieser in Nordrhein-Westfalen mit 25 Prozent sowie in Niedersachsen und in Sachsen-Anhalt mit jeweils rund 21 Prozent aus. In diesen drei Ländern nahm auch die Zahl der dualen Ausbildungsverhältnisse stark ab.

Unbesetzte Ausbildungsplätze und Jugendliche ohne Ausbildungsplatz

Die insgesamt rückläufigen Ausbildungszahlen gehen einher mit einer jährlich steigenden Zahl freier Ausbildungsplätze. Im Jahr 2021 blieben laut amtlicher Statistik über 63.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Gleichzeitig gingen viele Jugendliche auf dem Ausbildungsmarkt leer aus. Insgesamt begannen rund 225.000 junge Menschen eine Übergangsmaßnahme, statt eine Ausbildung anzutreten. Diese bereiten den Ausbildungseinstieg vor oder bieten die Möglichkeit, den Schulabschluss zu verbessern.

Aktuellen Daten zufolge ist die Quote an Ungelernten im Alter von 20 bis 34 Jahren im Jahr 2021 auf 17 Prozent angestiegen. »Es ist dringend notwendig, viel mehr jungen Menschen eine berufliche Qualifikation zu ermöglichen. Die von der Bundesregierung geplante Ausbildungsgarantie wird sich daran messen lassen müssen, inwieweit ihr das gelingt. Denn sowohl mit Blick auf den Fachkräftemangel als auch auf die individuellen Entwicklungschancen der Jugendlichen ist es das Gebot der Stunde«, betont Clemens Wieland, Ausbildungsexperte bei der Bertelsmann Stiftung.

Zusatzinformationen
Das FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie hat untersucht, wie sich die Ausbildungsverhältnisse (schulische und duale Berufsausbildung) im Zeitablauf entwickelt haben. Für die Analysen nutzt das FiBS ein eigens entwickeltes Bildungs-Monitoringtool. Dessen Langzeitdaten umfassen alle formalen Bildungsbereiche und bauen u.a. auf Daten aus der Ausbildungsstatistik des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB), der Bundesagentur für Arbeit, des Statistischen Bundesamts sowie von Eurostat auf.


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