Lehrkräftebildung: Dringende Reformen gefordert
Dringende Reformen gefordert: Expertenbündnis will Lehrkräftebildung zukunftsfähig machen
Der Mangel an Lehrkräften in Deutschland wird voraussichtlich in den nächsten zwei Jahrzehnten den Bildungsauftrag der Schulen beeinträchtigen. Die Digitalisierung und künstliche Intelligenz verändern das Lehren und Lernen grundlegend. Bildungsexperten von vier Organisationen fordern umfassende Reformen, um die Lehrkräftebildung in Deutschland zukunftsfähig und attraktiver zu gestalten. Dazu gehören flexiblere und praxisnähere Studienstrukturen und -inhalte, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entsprechen.
Der Lehrkräftemangel an deutschen Schulen ist eine der größten bildungspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre. Während die Anzahl der Studienanfänger abnimmt, steigt die Zahl der Schüler aufgrund von Jahrgängen mit hoher Geburtenrate. Angesichts besorgniserregender Befunde zu den Leistungen von Grundschülern droht Deutschland zudem eine massive Qualifikationskrise, da der Mangel an qualifiziertem Personal den Bildungserfolg junger Menschen gefährdet.
Die Bildungsexperten des Monitor Lehrerbildung sehen daher dringenden Handlungsbedarf bei der Lehrkräftebildung. Das Bündnis, bestehend aus dem Stifterverband, der Robert Bosch Stiftung (seit 2018), der Bertelsmann Stiftung und dem CHE Centrum für Hochschulentwicklung, fordert in der Broschüre »Lehrkräftebildung im Wandel - Gestärkt in die Zukunft?!« ein Maßnahmenpaket, um den beschriebenen Entwicklungen entgegenzuwirken und die Lehrkräftebildung zukunftsfähig zu gestalten.
Laut Dagmar Wolf, Bereichsleiterin Bildung bei der Robert Bosch Stiftung, fehlen in Deutschland je nach Berechnung bis zu 40.000 Lehrer. Obwohl der Lehrkräftemangel derzeit das größte Problem für Schulen ist, bietet er auch die Chance, dringend notwendige Reformen im Lehramtsstudium anzugehen.
Ein Teil der Studienanfänger im Lehramt wird aufgrund von Studienabbrüchen oder Studiengangwechseln später nicht als Lehrkraft an Schulen tätig. Um das Lehramtsstudium attraktiver zu gestalten, schlagen Bildungsexperten vor, über den grundlegenden Aufbau des Studiums in Deutschland nachzudenken. Laut Andrea Frank, stellvertretende Generalsekretärin des Stifterverbandes, ist es international unüblich, dass Studierende zwei Unterrichtsfächer verpflichtend studieren müssen. Ein Unterrichtsfach reicht für eine gute Unterrichtsqualität aus.
Um langfristig mehr qualifizierte Lehrkräfte für Schulen zu gewinnen, könnten flexible und berufsbegleitende Studienangebote eine Lösung sein. Dirk Zorn, Director Bildung und Next Generation bei der Bertelsmann Stiftung, betont die Notwendigkeit flexibler, modularer und berufsbegleitender Qualifizierungsangebote für angehende Lehrkräfte. Eine verstärkte Kooperation aller Akteure in der Lehrkräftebildung über die Phasen des Studiums, des Vorbereitungsdienstes und der Fortbildung hinweg sei dabei essenziell.
Über den Monitor Lehrerbildung
Der Monitor Lehrerbildung ist die bundesweit einzige Datenbank zum Lehramtsstudium in Deutschland. Unter http://www.monitor-lehrerbildung.de sind relevante Daten zu dieser ersten Phase der Lehrerbildung auf Hochschul- und Länderebene übersichtlich dargestellt – beispielsweise zu Themen wie Studieninhalte, Praxisbezug, Studienverlauf, Verantwortungsstrukturen oder der Verzahnung der drei Phasen der Lehrkräftebildung. Die letzte Erhebung des Monitor Lehrerbildung fand im Frühjahr 2022 statt. 66 Hochschulen und alle 16 Länder beteiligten sich an der Erhebung.
Der Monitor Lehrerbildung ist ein gemeinsames Projekt von Bertelsmann Stiftung, CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Robert Bosch Stiftung GmbH und Stifterverband. Die neue Broschüre »Lehrkräftebildung im Wandel – Gestärkt in die Zukunft?!« bilanziert Befunde und Empfehlungen zu drei zentralen Handlungsfeldern der Lehrkräftebildung (innovative Wege der Rekrutierung, wirksame Verantwortungsstrukturen, zukunftsfähige Professionsorientierung)..
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