Beschäftigte in automatisierbaren Jobs bilden sich seltener weiter
Etwa ein Drittel der Arbeitnehmer*innen in Berufen mit geringerem Risiko der Automatisierung beteiligen sich an nicht-formalen Weiterbildungsmaßnahmen. Im Gegensatz dazu nehmen nur 19 Prozent der Beschäftigten in stark automatisierungsgefährdeten Berufen an solchen Weiterbildungen teil.
Dies betrifft insbesondere Weiterbildungen, die IT-Kenntnisse und Soft Skills vermitteln – und damit Qualifikationen, die für den Arbeitsmarkt häufig eine wichtige Rolle spielen.
Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Wechseln Beschäftigte von einem Job mit einem hohen Automatisierbarkeitspotenzial in einen solchen mit einem geringeren Automatisierbarkeitspotenzial, so nehmen sie im Folgejahr häufiger an Weiterbildungen teil.
Anders verhält es sich, wenn Beschäftigte von einer Tätigkeit mit geringem in eine solche mit hohem Automatisierbarkeitsgrad wechseln. In diesem Fall nimmt die Weiterbildung mittelfristig sogar ab. »Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Weiterbildungsbeteiligung vorrangig mit der Art des ausgeübten Jobs zusammenhängt und weniger mit den individuellen Fähigkeiten der Beschäftigten«, so IAB-Forscher Pascal Heß.
Die Unterschiede in der Weiterbildungsbeteiligung zwischen Beschäftigten mit hohem und geringem Automatisierbarkeitspotenzial zeigen sich ausschließlich bei der betrieblich finanzierten Weiterbildung, nicht aber bei den anderen Finanzierungsformen. Diese Form der Weiterbildung ist aber mit 86 Prozent die bedeutendste.
»Beschäftigte, die keine Finanzierung von betrieblicher Seite erhalten, scheinen folglich nur selten auf alternative Finanzierungsmöglichkeiten – seien es individuelle oder staatliche – zurückzugreifen«, erklärt Simon Janssen »Mit dem Arbeit-von-morgen-Gesetz steht zudem ein Instrument der Weiterbildungsförderung zur Verfügung, das sich speziell an Beschäftigte, die vom Strukturwandel betroffen sind, richtet, dies wird aber bislang vergleichsweise wenig genutzt«, gibt Ute Leber zu Bedenken. Um die Weiterbildungsbeteiligung zu erhöhen, erscheine insbesondere ein Ausbau von Beratungsaktivitäten sinnvoll, in denen gerade auch auf die Notwendigkeit von Weiterbildung in der modernen Arbeitswelt hingewiesen wird.
Hintergrund
Die Studie beruht auf der Teilstudie »Bildung im Erwachsenenalter und lebenslanges Lernen« des Nationalen Bildungspanels (NEPS), die durch das IAB sowie das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) erhoben und vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) koordiniert wird, und auf dem Webb-Index zur Messung des Automatisierbarkeitspotenzials.