Cornelsen Bildungsindex 2023: Ein Stimmungsbild des gesamten Bildungssystems
Mit dem »Cornelsen Bildungsindex« veröffentlicht Cornelsen erstmals ein Stimmungsbarometer für das deutsche Bildungssystem.
Eine umfassende Evaluation der Leistungsfähigkeit verschiedener Bildungssektoren in Deutschland, von frühkindlicher Bildung bis hin zur Erwachsenenbildung, wurde durch die Beiträge von 250 Bildungsexpert*innen realisiert. Dieses aussagekräftige Profil bietet einen tiefen Einblick in die Effizienz und Wirksamkeit von Bildungseinrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen, Berufsbildungszentren, Universitäten und Weiterbildungsinstitutionen.
In der aktuellen Bewertung des deutschen Bildungssystems liegt der aggregierte Bildungsindex bei 2,64 auf einer Skala von 1 (sehr unzufrieden) bis 5 (sehr zufrieden). Dieser Wert, der leicht unter dem denkbaren Durchschnitt von 3,0 liegt, reflektiert eine gemäßigte Zufriedenheit unter den Experten. Die Analyse basiert auf den Antworten zu sieben Schlüsselfragen, die zentrale Aspekte wie die Leistungsfähigkeit, Wertorientierung, Chancengleichheit und Zukunftstauglichkeit des Bildungssystems abdecken.
Der Bildungsforscher Professor Klaus Hurrelmann, Senior Expert des FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie, das die Befragung durchführt, kommentiert: »Der Cornelsen Bildungsindex schließt eine Lücke. In klar verständlichen und direkten Werten und Zahlen wird ausgedrückt, in welchem Zustand sich das Bildungssystem in Deutschland befindet. Das Ergebnis ist bemerkenswert: Die große Mehrheit der Befragten, aus welchem Bildungsbereich sie selbst auch immer kommen, plädiert für erheblich mehr Investitionen in den Bereich der frühkindlichen Bildung.«
Dahinter stecke die Erkenntnis, dass die ersten Lebensjahre das Fundament für die gesamte weitere Bildungslaufbahn und Persönlichkeitsentwicklung seien.
Die detaillierte Analyse der Umfrageergebnisse offenbart deutlich, in welchen Bereichen die Befragten den dringendsten Handlungsbedarf im deutschen Bildungssystem sehen. Besonders bei den Themen »Chancengleichheit« und »Integration« wird eine signifikante Unzufriedenheit sichtbar.
Lediglich etwas mehr als die Hälfte der Befragten äußerte sich zufrieden mit der Rolle des Bildungssystems bei der Integration. Ein noch kritischerer Bereich ist die Personalausstattung, bei der eine Mehrheit von 66 Prozent Unzufriedenheit äußert, was auf einen erheblichen Bedarf an Verbesserungen in diesem Sektor hindeutet.
Ermutigend ist das Ergebnis im sensiblen Bereich der Demokratievermittlung. Hier äußern sich die Expertinnen und Experten überwiegend positiv zur Vermittlung von Grundwerten für das gesellschaftliche Zusammenleben.
Überraschend ist auch die Aufgeschlossenheit für KI-Systeme wie ChatGPT: Neun von zehn Befragten sehen darin eher ein Hilfsmittel oder einen Innovationstreiber als eine Gefahr für das Bildungssystem.
Hintergrund
Der Cornelsen Bildungsindex wird vom Cornelsen Verlag herausgegeben. Er erscheint erstmalig im Jahr 2023 und wird danach jährlich erhoben. Die Durchführung und wissenschaftliche Auswertung liegt beim FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie, unter Leitung von Dr. Dieter Dohmen. Studienleiterin ist Dr. Sarah Fichtner. Die fachliche Beratung erfolgt durch Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Bildungsforscher an der Hertie School und Senior Expert des FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie.
Befragt wurden Personen aus allen Bereichen des Bildungssystems, also der frühkindlichen Bildung, der Schule, der beruflichen Ausbildung und ebenso der Hochschule und der Erwachsenen- und Weiterbildung. Die Auswahl wurde so vorgenommen, dass sowohl Lernende, Elternvertretungen, Kitapersonal, Lehrkräfte und Ausbildende als auch Leitungspersonen, politisch Verantwortliche sowie Fachleute aus Bildungsverwaltung und Bildungsforschung vertreten sind.
Der Cornelsen Bildungsindex wird aus den Antworten zu sieben Kernfragen ermittelt, zusätzlich werden jedes Jahr Einschätzungen zu aktuellen Herausforderungen abgefragt. Die Befragung wurde von Mitte August bis Ende September 2023 durchgeführt. Die abgegebenen Einschätzungen wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen anonymisiert verarbeitet.