Volkshochschulen fordern »Digitale Teilhabe für alle!«

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DVVSind Volkshochschulen fit für den digitalen Wandel? Dieser Frage stellen sich Vertreterinnen und Vertreter der bundesweit 900 Volkshochschulen beim 14. Deutschen Volkshochschultag am 9. und 10. Juni in Berlin. Der europaweit größte Weiterbildungskongress, der von Bundespräsident Joachim Gauck eröffnet wird, steht unter dem Motto »Digitale Teilhabe für alle!«. Der Deutsche Volkshochschul-Verband e. V. (DVV) hat TNS Infratest mit einer kongressbegleitenden Befragung beauftragt. Per App können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerten, inwieweit die Digitalisierung das Weiterbildungsangebot vor Ort bereits verändert hat oder noch verändern muss.
 
»Den digitalen Wandel in seinen Chancen und Risiken richtig zu verstehen und einzuschätzen und aktiv daran teilzuhaben – in einer spannungsreichen Mischung aus Lust und kritischer Distanz – dies ist eine Herausforderung unserer Zeit, der wir uns stellen müssen. Ganz besonders die Volkshochschulen«, sagt der DVV-Vorsitzende Dr. Ernst Dieter Rossmann (MdB).
 
In sechs Fachforen beleuchten Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Weiterbildung, Politik und Gesellschaft unterschiedliche Aspekte des digitalen Wandels. »Digitale Bildungsrevolution« lautet beispielsweise der Titel des Forums mit Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung und Professor Dr. Josef Schrader, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung. Dabei wird es auch um die Frage gehen, inwieweit digitale Medien Lernprozesse unterstützen und die Teilhabe der Menschen am lebenslangen Lernen fördern können.
 
»Volkshochschulen müssen ganz vorne marschieren, am Puls der Zeit«, appelliert Dr. Anja C. Wagner, Mitgründerin und Netzwerk-Dirigentin von FrolleinFlow. Gemeinsam mit Professor Dr. Rudolf Tippelt von der Ludwig-Maximilians-Universität München wird sie am Forum zum »Selbstverständnis der Volkshochschulen im digitalen Wandel« teilnehmen. Frauke Bilger von TNS Infratest wird in diesem Forum erste Ergebnisse der kongressbegleitenden Befragung vorstellen. Unter anderem wird deutlich werden, wie hauptamtliche Pädagogen und Lehrkräfte den eigenen Qualifizierungsbedarf einschätzen, um den digitalen Wandel in Volkshochschulen zu gestalten. Im September 2015 haben die Volkshochschulen einstimmig die Entwicklung eines Masterplans zum Thema »Erweiterte Lernwelten« beschlossen, der inzwischen vorliegt. Ein wesentliches Ziel ist, digitales Know-how noch fester in den Volkshochschulen zu verankern und den Blick dafür zu schärfen, wie neue, digitale Lernangebote und -formate die bewährten Lernsettings sinnvoll ergänzen können. Inzwischen können Volkshochschulen eine Reihe vorbildlicher Praxisbeispiele vorweisen, unter anderem den bisher größten VHS-Kurs aller Zeiten: Der ichMOOC (Massiv Open Online Course) zum Thema »Mein digitales Ich« zählte von 2015 bis heute fast 1.900 Teilnehmende.
 
Dieses und andere Best-Practise-Beispiele werden in der Kongress-Lounge Erweiterte Lernwelten vorgestellt. Eine zentrale Rolle werden auch die DVV-Lernportale »ich-will-lernen.de« und »ich will Deutsch lernen« (iwdl.de) spielen. Mit diesen Portalen hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung bereits frühzeitig digitale Lernformate für das selbstgesteuerte E-Learning oder als Ergänzung zum Präsenzunterricht gefördert. In der Lounge wird DVV International berichten, wie »Ich will Deutsch lernen« auch in der Bildungsarbeit in Marokko und im Kosovo seit 2014 erfolgreich eingesetzt wird.

»Digitale Teilhabe für alle! - Der Kongress-Titel setzt auch ein Ausrufezeichen hinter die Forderung nach Anerkennung und Stärkung der allgemeinen Weiterbildung durch die öffentliche Hand. Über alle Unterschiede in den Lern- und Bildungsvoraussetzungen hinweg wollen wir Menschen den Zugang zu neuen technischen Möglichkeiten eröffnen«, betont DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.
 
So wird Bundesbildungsministerin Professor Dr. Johanna Wanka über die Notwendigkeit einer Weiterbildungsoffensive für die digitale Gesellschaft sprechen. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles wird darstellen, welche Anforderungen die Digitalisierung der Arbeitswelt auch an die Weiterbildung stellt.
 
Politische Strategien für die Weiterbildung im digitalen Zeitalter sind das Thema der Schlussveranstaltung mit Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen. »Die zunehmende Digitalisierung unserer Gesellschaft betrifft alle Bildungsbereiche und erreicht damit nicht nur die ‚digital natives‘, sondern Menschen aller Altersstufen. Die Weiterbildung stellt sich im Hinblick auf die erwachsene Bevölkerung bereits vielen der neuen Herausforderungen, zum Beispiel durch elearning Angebote, e-Plattformen oder auch Kursen über Chancen und Risiken von Digitalisierung. Für die kommenden Jahre bleibt es eine wichtige Aufgabe der Politik, die gestarteten Prozesse eng zu begleiten, zu optimieren und neue Entwicklungen anzustoßen«.
 
Zum 14. Deutschen Volkshochschultag im bcc Berliner Congress Center werden rund 1500 Gäste aus 42 Ländern erwartet, darunter Vertreterinnen und Vertreter internationaler Bildungsorganisationen und von Bildungsministerien in Osteuropa, Lateinamerika und Südostasien. Aus aktuellem Anlass wird es auch einen thematischen Zwischenruf zur Integration von Flüchtlingen geben: Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller wird sich zu nationalen und internationalen Aspekten einer Bildungsoffensive für Flüchtlinge äußern.
 
Seit 1956 veranstaltet der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) alle fünf Jahre seinen Weiterbildungskongress, stets mit hochrangigen Gästen aus dem In- und Ausland.
 
 

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