Expert*innen fordern Investitionen in frühkindliche Bildung
Im Mittwochvormittag hat sich der Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung mit den Ergebnissen der PISA-Studie, einer internationalen Untersuchung zur Schulleistung, und dem IQB-Bildungstrend, einer deutschen Messung von Schulleistungen, befasst.
Dafür hatte der Ausschuss drei Sachverständige geladen: Sie forderten unter anderem, Deutschkenntnisse früher und besser zu fördern und in die frühkindliche Bildung zu investieren.
Nicola Brandt, Leiterin des OECD Berlin Centers, betonte im Ausschuss, dass Bildung der essenzielle Grundstoff für Demokratie, Wohlstand und Teilhabe, aber auch eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung sei. Die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie seien die schlechtesten, die jemals in Deutschland gemessen wurden.
Brandt betonte, dass die Ergebnisse sogar schlechter seien als vor zwanzig Jahren, dem ersten »PISA-Schock« für Deutschland. Seitdem seien zwar viele wichtige Programme auf den Weg gebracht worden, die bis zu den PISA-Studien in den Jahren 2012 und 2015 zu einer deutlichen Verbesserung der Ergebnisse geführt hätten. Nach der Coronapandemie habe es jedoch einen »beispiellosen Absturz der Ergebnisse« gegeben, erklärte die Sachverständige.
Zwar seien auch in anderen OECD-Ländern die Ergebnisse stark zurückgegangen, dennoch gebe es auch Länder, die Spitzenergebnisse erlangen konnten oder nur einen geringen Rückgang verzeichneten. Besonders problematisch sei, dass es eine große Ungleichheit der Bildungsergebnisse nach sozioökonomischen Hintergründen gebe, sagte Brandt.
Ties Rabe (SPD), Senator für Schule und Berufsbildung in Hamburg und Mitglied der Kultusministerkonferenz, sagte, dass es für die Verbesserung der Schulqualität Daten brauche.
So müsse man beispielsweise genau wissen, wie viele Unterrichtsstunden ausfallen, um Probleme angehen zu können und an einer Verbesserung zu arbeiten. Die erhobenen Daten sollten gemeinsam mit der Schulgemeinschaft diskutieren werden, forderte der Sachverständige.
Zudem sei die Zuwanderung zwar eine Aufgabe, dennoch dürfe diese nicht von anderen Herausforderungen im Schulsystem ablenken. Beispielhaft führte er an, dass Hamburg viermal so viele Kinder mit Migrationshintergrund habe wie Mecklenburg-Vorpommern und dennoch beim IQB-Bildungstrend besser abschneide.
Rabe kritisierte unter anderem, dass in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern erstaunlich wenig im Unterricht gelesen werde. Der Sachverständige betonte, dass es wichtig sei, schwächere Schülerinnen und Schüler separat zu fördern und es mehr Stunden für den Deutsch- und Mathematikunterricht brauche.
Petra Stanat vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Universität zu Berlin erklärte, dass die Schere von Kindern aus sozial schwächeren Familien und privilegierten Familien bereits deutlich vor der Schulzeit auseinander gehe. Während der Schulzeit laufe die Entwicklung dann wieder parallel. Daher müssten Kinder früher systematisch gefördert werden, als es momentan der Fall ist.
Stanat forderte eine strukturierte Förderung in Kindertagesstätten sowie Erzieherinnen und Erzieher, die pädagogische Angebote in der Kita machen könnten. Allgemein sei eine systematische Sprachförderung für Schülerinnen und Schüler mit geringen deutschen Sprachkenntnissen nötig.
Wie Rabe forderte auch Stanat, dass es zukünftig eine datengestützte Schulentwicklung geben müsse. Wichtig sei zudem, dass sich alle beteiligten Akteure auf gemeinsame Ziele, wie die Sicherung von Mindeststandards, fokussierten.
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