Chancengleichheit im Bildungssystem: Eltern als Schlüsselfaktor

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Frau mit Familie im Homeoffice

Eltern und Bildung: Wie der familiäre Hintergrund den Bildungsweg prägt

Menschen aus akademischen Elternhäusern haben wesentlich häufiger einen Hochschulabschluss als jene, deren Eltern keinen akademischen Abschluss besitzen.

Laut einer Sondererhebung des Mikrozensus, veröffentlicht im Nationalen Bildungsbericht, hatten 56 % der Erwachsenen im Alter von 25 bis unter 65 Jahren, von denen mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss hat, selbst einen Hochschulabschluss.

Im Vergleich dazu lag die Hochschulabschlussquote bei Personen mit Eltern, die maximal einen beruflichen Abschluss oder die Hochschulreife haben, bei 19 %. Bei Menschen mit formal gering qualifizierten Eltern, die weder über einen beruflichen Abschluss noch die Hochschulreife verfügen, betrug die Quote nur 12 %.

Zum Vergleich: Insgesamt besaßen 24 % der Erwachsenen im genannten Alter einen Hochschulabschluss, unabhängig vom Bildungsstand ihrer Eltern.

Geringe Qualifikation über Generationen hinweg

Formale gering qualifizierte Eltern beeinflussen den Bildungsweg ihrer Kinder erheblich. Kinder dieser Eltern haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, selbst gering qualifiziert zu bleiben. 40 % der Kinder aus solchen Familien waren im Erwachsenenalter ebenfalls formal gering qualifiziert.

Bei Eltern mit beruflichem Abschluss oder Hochschulreife lag dieser Anteil bei nur 7 %, und bei Kindern aus akademischen Elternhäusern sogar bei lediglich 3 %.

Bildungsstand und Migrationshintergrund

Der Bildungsstand der Bevölkerung zeigt auch Unterschiede in Bezug auf die Einwanderungsgeschichte. Nachkommen von zwei zugewanderten Eltern hatten 2022 seltener einen Hochschulabschluss (19 %) als Menschen ohne Migrationshintergrund (25 %) und waren häufiger formal gering qualifiziert (23 % gegenüber 10 %).

Diese Unterschiede sind weitgehend auf den durchschnittlich niedrigeren Bildungsstand der zugewanderten Eltern zurückzuführen.

Einfluss des Zuwanderungsalters

Der Bildungsstand von Erwachsenen, die nach Deutschland zugewandert sind, variiert stark je nach Alter zum Zeitpunkt der Zuwanderung. Je jünger die Menschen bei ihrer Einwanderung waren, desto höher ist ihr Bildungsstand. Personen, die vor ihrem dritten Lebensjahr nach Deutschland kamen, hatten die höchste Hochschulabschlussquote (24 %) und den geringsten Anteil an formal gering Qualifizierten (20 %).

Erwachsene, die im Alter von 14 bis unter 18 Jahren zugewandert sind, hatten die niedrigste Hochschulabschlussquote (9 %) und waren am häufigsten formal gering qualifiziert (49 %).

Erwachsene, die erst mit 18 Jahren oder älter nach Deutschland gekommen sind, haben mit 25 % genauso häufig einen Hochschulabschluss wie Menschen ohne Migrationshintergrund. Dieser Abschluss wurde jedoch zu 79 % im Ausland erworben. Gleichzeitig ist der Anteil der formal Geringqualifizierten bei diesen Personen fast viermal so hoch (38 %) wie bei Menschen ohne Migrationshintergrund (10 %).

Zusammenfassung

Der Bildungsstand der Eltern spielt eine zentrale Rolle im Bildungsweg ihrer Kinder. Akademische Elternhäuser bieten ihren Kindern bessere Voraussetzungen für einen Hochschulabschluss, während gering qualifizierte Elternhäuser oft zu niedrigeren Bildungsabschlüssen der nächsten Generation führen.

Diese Tendenzen zeigen sich auch in Familien mit Migrationshintergrund, wobei das Zuwanderungsalter eine entscheidende Rolle spielt. Um soziale Ungleichheiten zu verringern, sind umfassende Maßnahmen erforderlich, die allen Kindern gleiche Bildungschancen ermöglichen.

Zur Methodik
Informationen zum Bildungsstand der Eltern wurden im Jahr 2021 anhand freiwilliger Angaben in einer Teilstichprobe des Mikrozensus, dem European Union Labour Force Survey (EU-LFS), erhoben. Die Ergebnisse wurden unterschiedlich gewichtet hochgerechnet, um selektive Nichtantworten zu berücksichtigen.


Langzeitstudie belegt: Gesellschaftliche Narrative beeinflussen Studienleistungen
Stärken von sozioökonomisch benachteiligten Studierenden anerkennen bringt bessere Noten Eine neue Studie unter der Leitung der Psychologin Christina Bauer von der Universität Wien zeigt, wie stark soziale Narrative das Selbstbild und die...
Bildung und Qualifikationen in Deutschland: Ergebnisse des Zensus 2022
Zensus 2022: Bildungsstand in Deutschland Die Ergebnisse des Zensus 2022 geben u.a. interessante Einblicke über den Bildungsstand der Bevölkerung in Deutschland. Rund 20 Prozent der Personen ab 15 Jahren hatten einen Hochschulabschluss. In...
Bildungsbarometer 2024: Meinungen zum Bildungssystem im Bundesländervergleich
Deutsche bewerten ihre Schulen als mittelmäßig, dabei gibt es jedoch große regionale Unterschiede Das Urteil der deutschen Bevölkerung über die Qualität der Schulen fällt je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus. Im Bundesdurchschnitt geben 29...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • »Mein Bildungsraum« in der Kritik

    Kurzbesprechung des Artikels »Digitalisierung: Großprojekt des Bundes "Mein Bildungsraum" in der Kritik« von Dorothee Wiegand Der Artikel von Dorothee Wiegand (veröffentlicht auf heise.de) bietet einen umfassenden Überblick zum BMBF-Projekt »Mein...

  • Informatikunterricht in Deutschland: Große Fortschritte, aber noch viel zu tun

    Informatik-Monitor 2024/25: Fortschritte und Herausforderungen  Im Schuljahr 2024/25 werden fast drei Viertel aller Schülerinnen und Schüler Informatik als Pflichtfach belegen. Das geht aus dem aktuellen Informatik-Monitor 2024/25 hervor, den die...

  • Bildungsplattform »Mein NOW«: Potenzial ungenutzt

    Portal »mein NOW«: Kritik an Usability und Zielgruppenansprache Die Bildungsjournalistin Gudrun Porath hat in einer Kolumne auf Haufe.de das Online-Portal »mein NOW« kritisch beleuchtet und kommt zu dem Schluss, dass die Weiterbildungsplattform »hinter den...

  • Anhörung zum AFBG: Experten für die Förderung beruflicher Weiterbildung

    Der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zur Änderung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG), der insbesondere der Stärkung der beruflichen Weiterbildung und Fachkräftesicherung dienen soll, ist bei einer öffentlichen...

  • Fünf Wege zu mehr Flexibilität: Empfehlungen für die nachschulische Bildung

    Übergänge in Ausbildung und Studium - Wie die Politik in Zeiten des Fachkräftemangels nachschulische Bildung gestalten muss Expert*innen plädieren für mehr Flexibilität in der nachschulischen Bildung Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einer großen...

 

 

.