Hamburg startet Qualifizierungsprogramm »Bildungsfachkräfte« für Menschen mit Beeinträchtigungen

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Hochschulbildung inklusiv

Neues Inklusionsprojekt an der HAW Hamburg: Bildungsfachkräfte für ein inklusiveres Hochschulumfeld

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) startet zum Wintersemester 2024/25 ein innovatives Qualifizierungsprogramm für Menschen mit Beeinträchtigungen, um Inklusion im Hochschulbereich nachhaltig zu fördern.

Ziel ist es, den Absolvent*innen langfristige berufliche Perspektiven an der Hochschule zu bieten und sie als Bildungsfachkräfte für Inklusionsfragen in Forschung und Lehre zu qualifizieren.

Acht Teilnehmer*innen aus Werkstätten für behinderte Menschen werden in einem dreijährigen Vollzeitstudium darauf vorbereitet, ihr Wissen und ihre Perspektiven in die Lehrkonzepte der Hochschule einzubringen.

Projekt »Hochschulbildung inklusiv«: Ein neuer Weg zur Inklusion

Im Projekt »Hochschulbildung inklusiv« arbeiten die Teilnehmenden eng mit Studierenden, Lehrenden und Führungskräften der HAW zusammen. Gefördert wird das Projekt von der Hamburger Sozialbehörde, der Stiftung Innovation in der Hochschullehre, dem Europäischen Sozialfonds (ESF Plus) und der Aktion Mensch.

Kern des Konzepts ist es, dass Studierende und angehende Bildungsfachkräfte gemeinsam Lehrmethoden entwickeln, die später in die Berufspraxis transferiert werden. Diese neuen Lehr- und Lernformate sollen zukünftigen Fach- und Führungskräften helfen, die Prinzipien der Inklusion bereits in der Ausbildung zu verinnerlichen.

Innovative Ansätze für eine inklusive Hochschulkultur

Ein zentrales Element des Projekts ist die Einbindung der Bildungsfachkräfte in inklusive Lehrteams, die gemeinsam mit hauptamtlichen Dozierenden Ideen für inklusive Lehrformate entwickeln und umsetzen.

Darüber hinaus begleitet ein Beirat aus Studierenden und Behindertenvertretungen das Projekt, um eine praxisnahe und bedarfsorientierte Ausbildung zu gewährleisten. Die Bildungsfachkräfte sollen dabei nicht nur Wissen über Inklusion weitergeben, sondern durch Vorträge, Workshops und Seminare auch das Verständnis für die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen stärken.

Kooperation und Expertise

Das Projekt ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit mehrerer Partner. Die Hamburger Senatskoordinatorin für Menschen mit Behinderung gab den Anstoß, die Hamburger Arbeitsassistenz (HAA) führt als Bildungsträger die Qualifizierung durch.

Das Institut für Inklusive Bildung der Universität Kiel, das die Qualifizierung zur Bildungsfachkraft bereits in anderen Städten erfolgreich umgesetzt hat, unterstützt die HAW Hamburg beratend und ermöglicht den Erfahrungsaustausch.

Die wissenschaftliche Begleitung sowie die organisatorische Leitung an der HAW Hamburg übernehmen Prof. Dr. Marlene-Anne Dettmann und Prof. Dr. Dieter Röh aus dem Department Soziale Arbeit.

Statements und Ziele der Beteiligten

Katharina Fegebank, Hamburger Senatorin für Wissenschaft und Gleichstellung, begrüßte das Projekt als wegweisenden Schritt zur Förderung der Inklusion und als Gewinn für den Wissenschaftsstandort Hamburg. Prof. Dr. Ute Lohrentz, Präsidentin der HAW Hamburg, sieht in dem Projekt eine Chance, die Kompetenzen im Bereich Diversity und Inklusion sowohl bei Studierenden als auch bei Lehrenden zu stärken. Ulrike Kloiber, Hamburger Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen, unterstrich die gesellschaftliche Relevanz des Projekts und die Notwendigkeit einer inklusiveren Lehre und Forschung.

Prof. Dr. Dieter Röh betonte, dass das Projekt einen umfassenden Test für die Inklusionsbereitschaft der Hochschule darstelle, da erstmals auch Menschen mit Lernschwierigkeiten als Lehrende tätig sein werden. Achim Ciolek von der Hamburger Arbeitsassistenz sieht in dem Projekt die Chance, Menschen mit Behinderung in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu bringen. Gesa Kobs vom Institut für Inklusive Bildung der Universität Kiel lobte Hamburg als einen weiteren Standort, an dem Bildungsfachkräfte das Potenzial haben, einen nachhaltigen gesellschaftlichen Wandel anzustoßen.

Ausblick: Ein Modellprojekt mit Vorbildcharakter

Das Projekt »Hochschulbildung inklusiv« an der HAW Hamburg verfolgt ein innovatives Ziel: Menschen mit Beeinträchtigung werden nicht nur als Lernende, sondern auch als Lehrende einbezogen und erhalten eine langfristige Perspektive im Hochschulkontext.

Mit diesem Projekt wird nicht nur die Inklusion gestärkt, sondern auch eine neue Generation von Fach- und Führungskräften gefördert, die durch den Austausch mit Menschen mit Behinderungen bereits während des Studiums sensibilisiert werden. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer barrierefreien und inklusiven Hochschulkultur, der Vorbildcharakter für andere Institutionen haben kann.


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