Lehrermangel: Stifterverband analysiert Herausforderungen der Bundesländer

Schwund im Studium und die Relevanz der Lehrkräftebildung
Der Stifterverband hat eine umfassende Analyse der Lehrerausbildung in den 16 Bundesländern vorgelegt. Die Ergebnisse zeigen signifikante Unterschiede bei der Anzahl der ausgebildeten Lehrkräfte, den Studienabbrüchen sowie dem Beitrag von Seiteneinsteiger*innen.
Die Studie macht deutlich, dass datengestützte Maßnahmen dringend erforderlich sind, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken.
Lehramtsstudium: Hohe Abbruchquoten führen zu Engpässen
Die Analyse zeigt, dass mehr als 40 Prozent der Lehramtsstudierenden ihr Studium abbrechen. Besonders dramatisch ist die Situation in Berlin, wo zwei Drittel ihr Studium vorzeitig beenden. Auch in Nordrhein-Westfalen liegt die Quote bei 50 Prozent.
Diese Zahlen verdeutlichen, wie schwierig es ist, genügend Lehrkräfte für den Bedarf auszubilden.
Späte Verluste: Schwund in der Studienabschlussphase
Nicht nur in der Studieneingangsphase, sondern auch in späteren Phasen des Studiums scheiden viele Studierende aus. In sieben Bundesländern liegt die Abbruchquote zwischen Mitte und Ende des Studiums bei über 20 Prozent. Sachsen-Anhalt ist mit einem Drittel besonders betroffen.
Diese Entwicklung gefährdet die Zielzahlen für den Lehrernachwuchs erheblich.
Hohe Schwundquote im Referendariat
Auch im Referendariat bleibt die Abbruchquote hoch. In Berlin, Sachsen-Anhalt und Hamburg wandern rund 20 Prozent der angehenden Lehrkräfte ab.
Diese Verluste bedeuten einen weiteren Rückschlag für die ohnehin mit knappen Ressourcen kämpfenden Bundesländer.
Seiteneinsteiger*innen als Rettung?
In einigen Bundesländern sind Seiteneinsteiger*innen inzwischen unverzichtbar. Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg decken rund ein Drittel ihres Bedarfs an neuen Lehrkräften über diese Gruppe.
Doch auch diese Option hat Grenzen, da viele Quereinsteiger*innen die erforderlichen pädagogischen Qualifikationen nachholen müssen.
Gravierende regionale Unterschiede beim Lehrkräftemangel
Die Analyse macht deutlich, dass der Lehrkräftemangel in Deutschland regional sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Schleswig-Holstein bildet ausreichend Lehrkräfte aus, um den Bedarf zu decken. Länder wie Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen können dagegen nur etwa die Hälfte der benötigten Lehrkräfte bereitstellen.
Besonders prekär wird die Lage, wenn viele Absolvent*innen abwandern und damit die Versorgungslage in ihrer Heimatregion zusätzlich verschärfen.
Datenbasierte Strategien gefordert
Die Studie zeigt, dass die bisherigen Prognosen der Kultusministerien oft zu optimistisch waren. Der Stifterverband fordert gezielte, datenbasierte Maßnahmen, um die Lehrerbildung effizienter zu gestalten. Die Erkenntnisse der Analyse sollen politischen Entscheidungsträger*innen helfen, nachhaltige Lösungen für den Lehrkräftemangel zu entwickeln.
Hintergrund
Der vom Stifterverband entwickelte Lehrkräftetrichter zeigt: Die Zahl der Lehramtsstudierenden geht zu Beginn des Studiums massiv zurück. Während des weiteren Verlaufs der Ausbildung ist der Trend nicht aufzuhalten. Nur etwas mehr als die Hälfte derjenigen, die ein Studium begonnen haben, wird am Ende der Ausbildung auch als Lehrerin oder Lehrer tätig sein. Ohne Quer- und Seiteneinstiege kann der Bedarf in den kommenden Jahren nicht gedeckt werden.
VERWEISE
- Der Lehrkräftetrichter im Ländervergleich ...
- siehe auch: »Der Lehrkräftemangel ist massiv und wird sich weiter zuspitzen« ...
Ähnliche Themen in dieser Kategorie
Digitalisierung als Chance: 100 Empfehlungen für bessere Schulen Das deutsche Bildungssystem steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Internationale Studien zeigen regelmäßig Defizite, während die gesellschaftlichen Anforderungen an Schulen und Kitas steigen. Die …
Schulkompetenzen in Deutschland: Starke Abhängigkeit von sozialer Herkunft Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zeigt, dass die schulischen Kompetenzen von Kindern in Deutschland stärker von ihrer sozialen Herkunft geprägt sind als …
Mehrheit der Lehrer sieht Fortbildungsbedarf Eine aktuelle Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigt, dass die Mehrheit der deutschen Lehrkräfte großes Interesse an Fortbildungen zu digitalen Themen hat. Insbesondere der Jugendschutz und der Einsatz spezifischer Lern-Apps …
Schülerzahlen in Deutschland steigen erneut – Zuwanderung als Hauptfaktor Im Schuljahr 2024/2025 werden nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) rund 11,4 Millionen Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sowie an Schulen …